Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen
Ausschüttung von Insulin, welches nicht nur den Blutzuckerspiegel senkt, sondern auch die Blut-Hirn-Schranke derart beeinflusst, dass die Aminosäure Tryptophan leichter ins Gehirn gelangt. Danach hellt sich die Stimmung prompt auf, weil mehr Serotonin gebildet werden kann.
Dieser Effekt kommt dadurch zustande, dass die »Konkurrenten« von Tryptophan – nämlich die Aminosäuren Leucin, Valin und Isoleucin, die den gleichen Transportmechanismus an der Blut-Hirn-Schranke benutzen wie Tryptophan – kurzerhand in die Muskulatur gepumpt werden.
Den gleichen Effekt kann man aber auch mit Sport erreichen: Durch die Betätigung möglichst vieler Muskelgruppen verbrauchen diese vermehrt die Aminosäuren Valin, Leucin und Isoleucin, die dann nicht mehr mit dem Tryptophan in Konkurrenz stehen. Das ist einer der Gründe, warum Sport bereits zur Stimmungsaufhellung führt, lange bevor die sogenannten Endorphine gebildet werden.
Ein Teufelskreis beginnt: Patienten mit Fruktosemalabsorption neigen zu niedrigen Tryptophanspiegeln, weshalb sie Appetit auf Süßes bekommen. Wenn sie dann aber fruchtzuckerhaltige Nahrungsmittel verzehren, hellt sich ihre Stimmung zwar kurzzeitig auf, langfristig führt die Fruktosezufuhr jedoch zu einem noch ausgeprägteren Tryptophanmangel und zu noch größerem Süßhunger.
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Was ist das Reizdarmsyndrom?
Aufgrund der Verdauungsbeschwerden, die bei Fruktosemalabsorption auftreten, stellen Ärzte häufig die Diagnose »Reizdarmsyndrom«. Das Reizdarmsyndrom (RDS) zählt zu den »funktionellen« Magen-Darm-Erkrankungen, das heißt seine Ursache ist nicht bekannt.
Die Symptome des Reizdarmsyndroms ähneln denen einer Fruktosemalabsorption. RDS-Patienten klagen vor allem über Bauchschmerzen, meist im linken oder rechten Unterbauch, Verstopfung abwechselnd mit Durchfall, Blähungen, Müdigkeit, Sodbrennen und plötzlich einsetzendem Stuhldrang bis hin zur Stuhlinkontinenz. Perioden mit weichen, durchfallartigen Stühlen, welche oft mit Schleim-, jedoch immer ohne Blutauflagerungen auftreten, wechseln sich mit Perioden der Verstopfung ab. Typischerweise sind die Beschwerden beim Reizdarmsyndrom allerdings nicht davon abhängig, welche Nahrungsmittel gegessen wurden. Bei der Fruktosemalabsorption dagegen treten die Beschwerden immer nach dem Verzehr von fruchtzuckerhaltigen Nahrungsmitteln auf.
Bei der endoskopischen Untersuchung werden außer einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit meistens keine Auffälligkeiten gefunden. Manchmal findet der Arzt bei der Darmspiegelung eine leichte Rötung der Schleimhaut, Biopsien ergeben jedoch in der Regel keine Veränderungen im Gewebe bei der histologischen Untersuchung. Typisch für das RDS ist eine Verstärkung der Symptome durch psychische Einflüsse wie etwa Stress und Angst.
Das Reizdarmsyndrom gehört zu den am häufigsten gestellten Diagnosen in der gastroenterologischen Sprechstunde: Zwischen sechs und 25 Prozent aller Europäer sollen daran leiden, Frauen häufiger als Männer. Da sich dem Reizdarmsyndrom keine eindeutigen objektiven Befunde zuordnen lassen und die beobachteten Beschwerden auch andere Ursachen haben können (wie beispielsweise Fruktosemalabsorption oder andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten), sollten Betroffene auf einer genauen differenzialdiagnostischen Abklärung bestehen, um mögliche andere Erkrankungen auszuschließen.
Die Reizdarmpatienten gerne gegebene Empfehlung, vermehrt Milchzucker, Dörrpflaumen oder frisch gepresste Fruchtsäfte zur Beseitigung der Verstopfung zu sich zu nehmen, kann sich negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken, wenn etwa eine Laktoseintoleranz oder eine Fruktosemalabsorption übersehen wurde.
Solange Haushaltszucker der einzige Zucker in unserer Nahrung war, dürfte dieser Teufelskreis nur selten in Gang gekommen sein. Doch die zunehmende Verwendung von Fruchtzucker in der Herstellung von industriellen Nahrungsmitteln und die Propagierung von »zuckerfreien« (und damit meist sorbit- oder xylithaltigen) Nahrungsmitteln verschlechtern die Situation für die Betroffenen. Auch die Empfehlung, »viel Obst zu essen«, wirkt sich in diesem Fall negativ auf die depressive Symptomatik aus.
Lebensmittel sollten individuell in »passend« oder »unpassend« eingeteilt werden, statt allgemein als »gesund« bzw. »ungesund« zu gelten.
Weniger Obst für Depressive? Die Patienten mit Fruktosemalabsorption in unserer Studie konnten durch eine Reduktion der Fruchtzuckerzufuhr, insbesondere
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