Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen
lautet die Diagnose fälschlicherweise »Drei-Monats-Kolik«, weil die Bauchschmerzen vor allem in diesem Alter auftreten. Bei dieser Form der funktionellen Laktoseintoleranz sollte aber – anders als bei Erwachsenen – nicht mit die Peristaltik hemmenden Medikamenten behandelt werden!
Hier besteht die Behandlung in einer Änderung der Stilltechnik. Dabei muss die Mutter darauf achten, dass die Brust vom Säugling »leer« getrunken wird. Dadurch bekommt das Kind nicht nur die laktosereiche Vormilch, sondern auch die fettere Nachmilch. Der hohe Fettanteil der Nachmilch führt zu einer Verlangsamung der Darmperistaltik und erhöht damit die Kontaktzeit zwischen Darmwand und laktosehaltiger Milch.Dadurch kann die Laktose besser aufgespalten werden und das Kind hat weniger Blähungen.
Wichtig bei dieser natürlichen Form der Behandlung: Das Kind sollte zu festen Zeiten gestillt werden und erst dann, wenn die Koliken mehrere Tage verschwunden sind, wieder nach Bedarf Muttermilch erhalten. Sollte es zu keiner Besserung kommen oder kann nicht gestillt werden, ist es ratsam, den Kinderarzt aufzusuchen.
Histaminintoleranz
Histamin ist eine Substanz, die sowohl im Körper selbst entstehen als auch mit der Nahrung zugeführt werden kann. Histamin ist weder »gut« noch »schlecht« (sonst würde es der Körper nicht selbst bilden), doch es ist ein sehr wirkungsvoller Botenstoff und kann als solcher heftige Reaktionen im Körper auslösen. Zum Beispiel werden die Beschwerden, die bei einer allergischen Reaktion auftreten, vor allem von Histamin hervorgerufen. Deshalb gibt man bei Allergien auch »Antihistaminika«, das sind Medikamente, die die Histaminwirkung blockieren. Bei der Histaminintoleranz ist das Gleichgewicht zwischen Bildung und Zufuhr von Histamin auf der einen Seite und dem Abbau von Histamin auf der anderen Seite gestört.
Bei der Histaminintoleranz ist das Gleichgewicht zwischen Bildung und Zufuhr von Histamin auf der einen Seite und dem Abbau von Histamin auf der anderen Seite gestört.
Welche Beschwerden können auftreten?
Kommt es aufgrund einer Histaminintoleranz zur Überflutung des Körpers mit Histamin, treten allergieähnliche Symptome auf. Das erste und häufigste Symptom ist der sogenannte »Flush«, das heißt Gesicht und Hals werden schlagartig rot und glühend heiß. Auch Außenstehende bemerken eine deutliche Rötung. Dazu kommen häufig Kreislaufsymptome mit Herzklopfen und Blutdruckabfall sowie Bauchkrämpfe mit explosionsartigem Durchfall (weitere Symptome siehe → S. 112 ). Den Betroffenen geht es meistens ziemlich schlecht.
Patienten mit Histaminintoleranz berichten auffallend häufig, dass sie Röntgenkontrastmittel nicht vertragen oder sich unmittelbar nach einer Narkose sehr schlecht gefühlt haben oder sogar erbrechen mussten. Diese beiden Symptome sollten in jedem Fall dazu führen, dass eine weitere Abklärung auf das Vorliegen einer Histaminintoleranz durchgeführt wird.
Häufige Symptome bei Histaminintoleranz:
migräneähnliche Kopfschmerzen,
Flush (Erröten nach Alkoholgenuss, vor allem nach Rotwein oder Sekt),
Durchfälle und Bauchkrämpfe, evtl. Erbrechen,
niedriger Blutdruck,
Herzrasen,
Juckreiz am ganzen Körper,
plötzliches Anschwellen von Lidern, Lippen, Gesicht und Atemnot (Quincke-Ödem),
allergische Symptome wie »verstopfte« Nase, gerötete Augen, Asthma bronchiale,
Unruhe, Schlafstörungen.
Glutamat hemmt das Enzym, das Histamin abbaut und verlängert so dessen Wirkung.
Glutamatempfindlichkeit: Eine Glutamatempfindlichkeit kann ebenfalls Symptom einer Histaminintoleranz sein. Glutamat findet sich als Geschmacksverstärker in zahlreichen Lebensmitteln. Vor allem vorgefertigte Nahrung aus Asien enthält häufig große Mengen Glutamat, weshalb die dadurch ausgelösten Beschwerden auch als »China-Restaurant-Syndrom« bezeichnet werden. Glutamat hemmt (unter anderem) das Histamin abbauende Enzym Diaminooxidase, kurz DAO. Dadurch kann im Körper vorhandenes Histamin nicht so schnell abgebaut werden und viel stärker wirken.
ZUSATZINFO
Experiment zum Histaminabbau
Als man in einem Experiment an der Universität Innsbruck bei Schweinen das Enzym DAO blockierte und den Tieren dann ein Stück ganz normalen Hartkäse zu fressen gab, starben sie an Kreislaufversagen! Hartkäse enthält viel Histamin, das nach der Enzymblockade ungebremst seine Wirkung entfalten konnte. Dieses Experiment zeigt sehr eindrücklich, wie wichtig ein gut funktionierender Histaminabbau
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