Wehe Dem, Der Boeses Tut
anrufen.«
Zach warf einen Blick auf die Uhr. »Sie haben Glück. Es ist Morgen und Jason ist hier.«
»Sie sind ein verdammtes Arschloch, Danvers.« Die Stimme wurde klarer und Zach hörte ein Feuerzeug klicken. »Okay, viel ist es nicht, aber immerhin ein Anfang.« Zachs Anspannung wuchs. Wenn Sweeny bestätigte, dass Adrias Geschichte nicht stimmte, dann war sie kaum mehr als eine billige Nutte, eine geldgierige Betrügerin. Wenn er jedoch herausgefunden hatte, dass sie London war … Zum Teufel, das wäre noch schlimmer, denn dann wäre er mit ihr verwandt. Das Herz hämmerte wild in seiner Brust. Wie es auch kam, er konnte nur verlieren. »Es war wie die Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen«, sagte Sweeny. »Tja, wie auch immer, anscheinend ist der Kerl, der mit Ginny Watson verheiratet war, vor einer Weile nach Kentucky gezogen. Nach Lexington, irgendwann in den Siebzigern, soviel ich weiß. Ich statte ihm morgen einen Besuch ab.«
»Habe Sie seine Telefonnummer?«
Sweeny antwortete sekundenlang nicht.
»Was ist, haben Sie sie?«
»Klar hab ich sie, aber ich dachte mir, es wäre besser, persönlich aufzukreuzen. Wenn man sich Auge in Auge gegenübersteht, kann er nicht einfach auflegen.«
»Ich will ihn sprechen.«
»Immer mit der Ruhe, mein Junge. Sie kriegen noch Ihre Chance«, sagte Oswald aalglatt. »Lassen Sie mich erst mal das Eis brechen. Ich rufe Sie an, sobald ich Näheres weiß. Ich hinterlasse eine Nachricht bei Jason.«
»Wo werden Sie wohnen?«, wollte Zach wissen.
»Wo ich wohne? Oh, gute Frage. Vielleicht im Ritz? Oder wie wär's mit dem Hotel Danvers? Haben Sie eins in Kentucky? Scheiße, woher soll ich wissen, wo ich unterkomme?« Dann klickte es in der Leitung – der Detektiv hatte aufgelegt.
»Was sollte das?«, fragte Jason und schenkte aus einer Flasche Scotch, die er im Barschrank aufbewahrte, zwei Gläser ein. Dabei warf er seinem Bruder misstrauische Seitenblicke zu.
»Ich habe es satt, immer nur zu warten, und ich traue Sweeny nicht.«
»Ich auch nicht, aber er hält den Mund, und wenn er etwas in Erfahrung bringt, lässt er es uns wissen. Natürlich hat er seinen Preis. Übrigens, wo ist eigentlich Adria? Hast du sie irgendwo versteckt?«
Als Zach nicht antwortete, verzog sein älterer Bruder den Mund zu einem harten, kleinen Lächeln. »Du willst sie wohl ganz für dich allein haben, wie?«
»Ich dachte, du wolltest, dass sie sich bedeckt hält.«
»Sie war bereits in den Nachrichten und in der Zeitung. Da kann von ›bedeckt halten‹ wohl kaum die Rede sein.« Jason ging zum Schreibtisch und nahm aus einer Schublade mehrere Zeitungsausschnitte, Kopien und Faxe. »Sie hat es sogar in die überregionalen Nachrichten geschafft, wusstest du das schon? Und zwar mit mehr als nur einer Randnotiz. Die Fernsehsender rufen an und sogar ein paar Zeitungen im Osten zeigen leises Interesse. Jedes Mal, wenn ich den Fernseher einschalte, läuft irgendwo ein Bericht über sie, und tagsüber, in der Firma, herrscht in der Lobby geradezu Belagerungszustand.«
»Kostenlose Werbung«, sagte Zach sarkastisch.
»Geh zum Teufel, Zach!« Jason stürzte seinen Drink hinunter. »Hier im Haus geht es auch schon los. Nicole und Shelly leiden darunter und … Ich komme mir vor wie damals, als London entführt wurde. Die Reporter übernachten draußen vor dem Tor.«
Zach erinnerte sich noch gut an jene Zeit, und er hatte von seiner Belegschaft, die noch mit Aufräumarbeiten im Hotel beschäftigt war, erfahren, dass die Presse nicht aus der Lobby fernzuhalten sei. Nicht einmal in seinem Büro in Bend war man vor den Medien sicher; Terry hatte angerufen und ihm mitgeteilt, dass nach Adrias Pressekonferenz ein paar Reporter aufgetaucht waren und ihn sprechen wollten.
»Es ist schlimmer, als ich es mir vorgestellt habe«, sagte Jason und griff noch einmal nach der Flasche. »Selbst die Anwälte sind beunruhigt. Sie wollen mit Ms Nash reden, aber ich habe ihnen geraten, damit noch eine Weile zu warten.«
»Ich kümmere mich schon um sie.« Zach wollte nicht, dass die Anwälte der Familie Danvers wie eine Horde Blutsauger über sie hereinbrachen. Gereizt fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar.
»Hat sie sich schon einen Anwalt genommen?«
Zach zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht. Aber heute Abend hat sie sich mit Mario Polidori getroffen.«
»Polidori?« Jason starrte seinen Bruder fassungslos an und seine Nasenflügel blähten sich vor Empörung.
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