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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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ließ die Lust, die sie in manchen Nächten fast in den Wahnsinn trieb, nie Oberhand gewinnen.
    Zachary jedoch stellte eine Versuchung dar. Zweifellos. Und dieses Empfinden war nicht einseitig. Er mochte es abstreiten, wie er wollte – er fühlte sich auch zu ihr hingezogen. Als sie das letzte Mal zusammen waren, als ihr Temperament mit ihr durchgegangen war und sie ihn auf Witts Party gezwungen hatte, mit ihr zu tanzen, hatte sie die Härte in seinem Schritt gespürt, die verlegene Röte in seinen Wangen gesehen und gewusst, dass er auf sie ansprach.
    Hör auf! Er ist Witts Sohn, um Himmels willen! Dein Stiefsohn! Mit zitternden Fingern riss sie das Zellophan von dem Zigarettenpäckchen, klopfte eine Virginia Slim heraus und zündete sie an. Er schien sie gar nicht wahrzunehmen, sondern schwamm nur Bahn um Bahn, als wolle er niemals aufhören.
    Sie blies Rauch in die Luft und versuchte, sich von ihrer heimlichen Schwäche für Zach abzulenken. Aber wenn sie sich gerade einmal nicht ausmalte, wie sie ihn verführen würde, wanderten ihre Gedanken wieder zu London und sie verfiel in tiefe Depressionen, wie immer, wenn sie an ihr kleines Mädchen dachte. Wo war sie? Lebte sie noch? Eingeschüchtert und verängstigt? Oder war sie längst tot, brutal ermordet? O Gott, daran durfte sie nicht denken! Nein! »London«, flüsterte sie, und Tränen traten ihr in die Augen.
    Sie trank einen großen Schluck von dem kühlen Orangensaft und hoffte darauf, dass der Wodka ihre Nerven beruhigte. Wenn doch jemand sie in den Arm nehmen, sie an seine starke Brust drücken und ihr ins Ohr flüstern würde, dass alles wieder gut würde … Dass London wohlauf war und bald nach Hause käme. Das Herz wollte ihr brechen.
    Sie brauchte jemanden. Irgendwen. Zach.
    Katherine biss die Zähne zusammen, schlug die Zeitung auf und tat, als interessiere sie sich für die Börsennachrichten, während sie doch in Wirklichkeit über den Rand der Seite hinweg Zach unablässig beobachtete. Die Sonnenbrille verbarg ihre Augen, und Zach wusste ganz sicher nicht, dass sie ihn anstarrte und insgeheim plante, ihn zu verführen.

    Zachs Lunge brannte, seine Schulter begann zu schmerzen. Seit fünfzehn Minuten zog er im Pool seine Bahnen und hoffte darauf, dass Kat ihr Glas leerte und ging, doch sie schien länger bleiben zu wollen. Nun, wenigstens war sie endlich wieder in Erscheinung getreten, statt sich Tag und Nacht in ihrem Zimmer einzuschließen. Es war schon beinahe unheimlich gewesen.
    Überhaupt war neuerdings so manches im Hause merkwürdig. Die Bullen und das FBI, die Reporter, die das Tor belagerten, Witts stiller Zorn und Kats Zurückgezogenheit … Jason war wieder im Haus eingezogen und lief rastlos umher wie ein Tier im Käfig; Nelson hatte sich in der ersten Zeit seinem älteren Bruder an die Fersen geheftet, inzwischen verließ er jedoch kaum noch sein Zimmer.
    Zach traute niemandem und hatte stets das Gefühl, dass die anderen ihn anstarrten, als müsse er wissen, was London und dem verdammten Kindermädchen zugestoßen war.
    Er tauchte auf, strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht und rang nach Luft. Dann stemmte er sich über den Rand des Pools hoch und blieb tropfnass stehen, denn sein Handtuch lag am anderen Ende, nahe bei Kat, und seit der Party ging er ihr möglichst aus dem Weg. Er fühlte sich in ihrer Gegenwart unbehaglich – teils weil sie ihn an seine Angst um London erinnerte, teils aber auch, weil er sich wegen des Vorfalls auf der Tanzfläche am Abend der Party schämte. Dass Kat von seinem Besuch bei der Nutte wusste, demütigte ihn noch mehr. Eine Hure! Als ob er es nötig hätte, dafür zu bezahlen!
    Bei den Mädchen seiner Altersstufe hatte er jede Menge Chancen, doch ihn interessierten die kichernden Gänse nicht, die ihn im Austausch gegen seinen Klassenring oder sonstigen Kram ihre Titten anfassen ließen. Mädchen hatten es immer darauf abgesehen, sich zu verlieben, und daran lag ihm nichts. Er glaubte nicht an die Liebe, und für ihn stand fest, dass er sich nie verlieben würde. Er war in der Überzeugung aufgewachsen, dass Liebe ein Hirngespinst sei.
    Zach lief über den sengend heißen Beton am Pool entlang und griff nach seinem Handtuch. Er hatte immer noch Schmerzen und wusste, dass er mit seinen Blutergüssen und der Narbe furchtbar aussah.
    Kat hob den Blick und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das ihm den Atem stocken ließ. »Dir geht's besser«, brachte er matt heraus – sicher erwartete

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