Wehe Dem, Der Boeses Tut
darüber nach.« Sie gab Sahne in ihren Kaffee – nicht zu viel, denn sie war stolz darauf, sich ihre gute Figur erhalten zu haben – und sah zu, wie die Milch wie weiße Wolken an die Oberfläche stieg. »Erzähl mir von ihr«, forderte sie ihn auf und blies in ihre Tasse, bevor sie einen Schluck trank.
Eunice wartete, beide Hände um das warme Porzellan gelegt. Nelson würde ihr alles sagen, das war immer so. Auf diese Weise versuchte er, für sie etwas Besonderes zu sein. Nach ihrer Scheidung von Witt hatten all ihre Kinder schwer gelitten und sie plagte sich deswegen mit unglaublichen Schuldgefühlen. Sie hatte ihnen nicht wehtun wollen – schließlich waren sie das Kostbarste, was sie besaß. Nie im Leben hätte sie eines ihrer Kinder absichtlich verletzt. Sie hatte gehofft, Witt zu vernichten, doch offenbar hatte er die Scheidung gut verkraftet, sein Erfolg als Geschäftsmann war ungebrochen und er hatte sich eine junge Schlampe zur zweiten Frau genommen. Plötzlich schien Eunice ihre französische Spezial-Kaffeeröstung im Magen zu gerinnen.
Nelson schob seinen Sessel zurück, trat ans Fenster und blickte hinaus. Zwar hatte er sie angerufen, darum gebeten, sie besuchen und sich alles von der Seele reden zu dürfen, doch sie spürte, dass er seinen Beschluss, sich ihr anzuvertrauen, inzwischen bereute. Er war schon immer wankelmütig gewesen – wenn auch nicht so offenkundig feindselig wie Zach –, aber gleichzeitig getrieben von aufgestauter Wut, die unter der Oberfläche schwelte wie eine Zündkapsel kurz vor der Explosion. Sie fragte sich, ob er auch nur den Schimmer einer Ahnung hatte, auf welche Weise er gezeugt worden war, doch sie hielt den Mund.
Nelson war das Kind, das nie hätte zur Welt kommen sollen. Sie und Witt hatten sich bereits auseinandergelebt, als sie schwanger wurde. Witt hatte schließlich doch von ihrer Affäre mit Anthony Polidori erfahren und ihr die Hölle heiß gemacht.
»Du selten dummes Miststück!«, hatte Witt gebrüllt, als er die Wahrheit erfuhr. Er hatte geahnt, dass Anthony in seinem Haus, in seinem Zimmer, in seinem Bett gewesen war, auch wenn der Rivale sich Minuten vor seinem Erscheinen verdrückt hatte.
Witt hatte Eunice so heftig geohrfeigt, dass sie rücklings aufs Bett taumelte. Im nächsten Moment war er über ihr, drückte sie mit seinem beträchtlichen Körpergewicht auf die Matratze. »Wie konntest du nur?«, brüllte er, setzte sich rittlings auf sie und nahm ihr Gesicht zwischen seine fleischigen Hände. Sie war groß und kräftig, ihm jedoch nicht gewachsen. »Du verlogenes, ehebrecherisches Miststück, wie konntest du nur?«
Sie weinte, die Tränen strömten über ihre Wangen, benetzten seine Finger, und sie wusste, dass er imstande wäre, sie umzubringen. Mit beiden Händen quetschte er ihre Wangen, und sie blickte auf in Augen, die vor Wut und Hass funkelten. Speichel sammelte sich in seinen Mundwinkeln, er fletschte bösartig die Zähne.
»Es … es ist einfach passiert«, brachte sie hervor.
»Ach was! Du bist meine Frau, Eunice, meine Frau! Witt Danvers' Frau! Weißt du, was das bedeutet?« Er schüttelte sie und ihr entfuhr ein leises Wimmern. Sie bekam kaum noch Luft. »Auch wenn du mich jetzt nicht leiden kannst …«
»Ich verabscheue dich!«, fauchte sie.
»Und deshalb kriechst du zu Anthony Polidori. Ziehst für ihn dein Höschen aus und machst die Beine breit – warum? Um mir eins auszuwischen?«
»Ja!«, schrie sie und wagte nicht zu gestehen, dass sie Anthony liebte, wie sie Witt nie geliebt hatte. Die Hände an ihren Wangen drückten noch fester zu.
»Du bist unglaublich.«
»Er ist immerhin ein Mann, Witt! Er weiß, wie man eine Frau befriedigt!«
Er brüllte auf, und seine Hand traf so hart auf ihre Wange, dass sie Knochen knacken hörte. Ein Stöhnen entrang sich ihrer Kehle.
»Ein Mann, wie?«, donnerte Witt. »Ich zeig dir, was ein Mann ist.«
Sie zitterte, als er sie mit einer Hand aufs Bett drückte und mit der anderen seinen Gürtel löste. Er hatte sie noch nie geschlagen, doch jetzt war sie sicher, dass er sie auspeitschen würde, bis ihre Haut aufplatzte. Sie vergaß ihren Stolz und flüsterte: »Nicht, Witt … bitte nicht …«
»Du hast es verdient.«
»Nein!« Es gelang ihr, eine Hand zu befreien und ihr Gesicht zu schützen. »Nicht …«
»Du bist eine Hure, Eunice.«
»Nein …«
»Und du hast es verdient, wie eine Hure behandelt zu werden.«
Immer noch rittlings auf ihr sitzend führte er
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