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Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Titel: Wehe Dem, Der Gnade Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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Kerl attraktiv fand – nein, das war einfach zu widerlich – aber, wäre der wirklich eine Frau gewesen, hätte Joe bestimmt zwei Mal hingesehen.
    Irgendwann zwinkerte der Kerl Joe zu, und nur um ihn zu verarschen, zwinkerte Joe zurück. Schon war die Transe an ihm dran, und wollte ihm einen ausgeben. Joe hatte noch nie im Leben einen kostenfreien Drink ausgeschlagen und nahm an. Also gab erst dieser Freak eine Runde aus und danach Bobby, und dann hatten sie irgendwann einen sitzen und gackerten zusammen. Die Transe meinte, ihr Name sei Violet. Danach unterhielten sie sich weiter und rissen Witze.
    Bobby musste irgendwann pinkeln gehen, nun saßen Joe und Violet allein zusammen an der Bar. Sie legte ihm die Hand aufs Knie und sagte, sie würde ihm gern etwas zeigen. Und Joe dachte sich, egal, warum nicht – heute Abend würde sonst sowieso nichts mehr laufen. Also ging er mit ihr durch die Hintertür in eine kleine Gasse, wo die Mülltonnen standen. Violet sagte, sie hätte etwas vergessen und ging noch einmal zurück in die Bar. Joe musste sich an die Wand des Gebäudes lehnen, weil er etwas zu viel gehabt hatte. Gerade wollte er wieder zurückgehen und Bobby sagen, dass er jetzt nach Hause ginge, da kam Violet zurück. Sie zog ein Kondom aus ihrem BH. Ihre Brüste sahen ziemlich groß aus und waren wahrscheinlich nicht echt. Und dann meinte sie, sie sollten es jetzt machen. Joe fühlte sich plötzlich furchtbar, als würde ihm gleich schlecht werden. Doch sie ließ nicht locker, fasste ihn an und flüsterte ihm geile Worte ins Ohr. Es war ekelhaft, Joe wollte nur noch weg.
    Er versuchte, sie wegzuschubsen, aber sie hörte nicht auf. Irgendwann hatte er es satt und schlug auf sie ein, nur um sie endlich loszuwerden. Nach ein paar Schlägen ging sie zu Boden, blieb sitzen und starrte ihn an. Joe wollte sie noch fragen, ob alles okay war, aber in dem Moment kam Bobby aus der Bar und sah die beiden.
    Er packte Joe, und sagte, sie sollten jetzt besser sofort abhauen, sonst würde es vielleicht noch Ärger geben. Joe war schrecklich übel, also stolperte er einfach hinter Bobby her durch die kleine Gasse und dann um das Gebäude herum nach vorn zur Straße, wo ihr Auto stand. Bevor sie einsteigen konnten, musste Joe sich übergeben. Er drehte sich um und sah, dass Violet auf wackligen Beinen durch die Gasse auf ihn zukam. Er hatte sie zwar nicht furchtbar heftig geschlagen, befürchtete aber auf einmal, dass sie ihn vielleicht anzeigen könnte. Schnell stieg er in Bobbys Wagen, und die beiden fuhren los. Unwillkürlich drehte Joe sich um und schaute noch einmal nach Violet, die auf der Straße stand. Sie wirkte traurig. Joe bekam ein schlechtes Gewissen. Aber Bobby lachte und schlug ihm auf die Schulter. Also lachte Joe auch, holte seine Zigaretten aus der Jackentasche, und sie bogen Richtung Holland-Tunnel ab.

KAPITEL 26
    Tanika Jackson sah auf die Uhr an der Wand. Es war halb zwölf nachts. Das bedeutete, dass sie seit zehn Stunden in der Notrufzentrale im Dienst war. Das war nun schon der zweite Freitag in Folge, an dem sie Überstunden machen musste. Gott sei Dank war ihre Schicht aber jetzt fast vorbei. Sie tröstete sich mit dem Gedanken an das hochhackige Paar Schuhe, das sie sich von dem Geld für die Überstunden kaufen wollte. Sie waren goldfarben mit zarten Riemchen. Die würden Kevin ganz scharf machen, das wusste sie genau.
    Und Shirley würde erst mal Augen machen – diese Hexe! Welches Recht nahm die sich raus, den Mann einer anderen Frau so anzumachen? Diese fette Kuh, als ob die bei Kevin eine Chance gehabt hätte. In ihren billigen Blusen sah sie aus wie eine dicke Hure. Tanika war stolz auf ihre schlanke Figur, die sie mit drei Mal Sport die Woche und permanenter Diät in Form hielt.
    Sie sah auf ihr Soziologielehrbuch und versuchte sich zu konzentrieren, ihre Gedanken wanderten aber immer wieder zu den Sandalen. Für einen Freitagabend war es heute ziemlich ruhig geblieben. Keine Messerstecherei oder Schießerei – so war die Arbeit okay. Anders als viele Kollegen, arbeitete Tanika nicht wegen der Aufregung und Dramatik beim Notruf. Sie war hier, um Geld zu verdienen. Wenn sie eine ruhige Schicht erwischte, blieb ihr Zeit zum Lernen. In einem halben Jahr würde sie am Mercer College ihr Examen in Sozialpädagogik machen. Die Vorstellung, wie Menschen sich gegenseitig körperlich verletzten, war ihr unangenehm. Einer ihrer Cousins war bei einem Bandenkrieg erschossen worden, und daher wusste sie

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