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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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bewunderte seine Unverfrorenheit, seine festen Überzeugungen.
    »Ich bringe dir alles bei, Milli, du wirst schon sehen«, fuhr Reed mit sanfterer Stimme fort. »Das Prinzip ist, sich immer diskret zu verhalten. Immer schön im Hintergrund bleiben, das ist die Hauptsache. Die Climategate-Sache muss unter uns bleiben. Schon bald findet die Sola ï a-Konferenz statt, und niemand darf von unserer Rolle bei dieser Geschichte erfahren. Sonst setzen uns die scheinheiligen gönnerhaften Protestanten dieser Kommission auf die schwarze Liste. Denn sie wollen, dass › wir ideologisch hinter dem stehen, was wir anbieten ‹ , verstehst du? Als ob das wichtig wäre!«
    Millicent räusperte sich und beschloss, in die Offensive zu gehen. »Und was genau soll ich dabei tun?«, wagte sie schließlich zu fragen.
    Hannibal Reed nahm wieder ihr gegenüber Platz und drückte seine Zigarre in einem sternförmigen Aschenbecher aus. »Ich ernenne dich zur Leiterin der FRS .«
    Millicents Augen funkelten, und ihr Mund verzog sich zu einem Siegerlächeln. »Danke, Vater.«
    »Ich habe den alten Leiter, der unfähig war, entlassen. Deine erste Aufgabe wird sein, die Vorgehensweise der wissenschaftlichen Abteilung bei der Untersuchung des neuen Gesetzesentwurfs zur Sicherheit der chemischen Industrie zu koordinieren. Im Moment studieren unsere Forscher die Berichte der DHS und der EPA , suchen die Schwachpunkte und möglichen Irrtümer heraus. Dasselbe machen sie mit der gesamten wissenschaftlichen Literatur, auf die sich der Bericht stützt. Ich will, dass du diese Arbeit überwachst und unser Gegengutachten verfasst.«
    »Verstanden, Vater.«
    »Wir müssen uns auch mit den Lobbyisten und Politikern besprechen. Um Letztere kümmere ich mich.«
    »Sehr gut.«
    »Alles, was ich von dir verlange, ist, dass du mich vor jeder Äußerung zu diesem Thema konsultierst.«
    »Okay. Und wie soll ich mit den Journalisten verfahren?«
    »Keine Sorge, auch das bringe ich dir bei. Sie lieben Polemik, das steigert die Verkaufszahlen. Sie sind stets bereit, unsere Meinung zu hören und zu verbreiten. Und wenn sie nicht wollen, erinnerst du sie daran, dass es ihre Pflicht ist, einen ausgewogenen Überblick über die Gesamtheit der Fakten zu geben. Unparteiischer Journalismus, das bedeutet eine gleichwertige Behandlung der verschiedenen wissenschaftlichen Hypothesen.«
    »Und das funktioniert?«
    »Auf alle Fälle. Sie sind froh, die Spannung anzuheizen, und haben den Eindruck, sich im Zentrum der Ereignisse zu befinden – die wir aufgebaut haben. Noch dazu haben sie das Gefühl, unabhängig zu sein, weil sie eine andere Meinung als die der Mehrheit darlegen. Du wirst sehen, die meisten von ihnen sind sehr bequem. Den anderen – jenen, die nicht so recht wollen – schmeicheln wir. Wir haben etliche privilegierte Kontakte zu den Redaktionen.«
    Hannibal Reed erhob sich. »Du fängst sofort an. Das Forscherteam wartet im Besprechungsraum, ich werde dich vorstellen.« Er unterbrach sich kurz. »Du wirst mich nicht enttäuschen.«
    Millicent fragte sich, ob das eine Frage oder eine Feststellung war.
    Als sie nach zwei Stunden aus der Besprechung kam, war sie völlig euphorisiert. Im Laufschritt begab sie sich in die Wohnung der Familie, die zwei Stockwerke tiefer lag. Sie hatte ihrem jüngeren Bruder Richard, der auch seit diesem Sommer wieder zu Hause lebte, unendlich viel zu erzählen.

KAPITEL SIEBZEHN
    Rachel schlug die Augen auf. Sie brauchte eine Weile, um zu verstehen, warum das Licht noch brannte und sie angekleidet und inmitten der auf ihrem Bett ausgebreiteten E-Mails von Christa lag. Sie richtete sich auf. Die Leuchtziffern ihres Radioweckers zeigten 1 . 12 Uhr. Während sie die Korrespondenz ihrer Schwiegermutter studierte, war sie im wahrsten Sinne des Wortes vor Müdigkeit umgefallen. Bislang hatte sie nichts gefunden und war nicht auf einen einzigen sinnvollen Hinweis gestoßen. Nichts über die Behandlung von Sacha. Sie fragte sich ernsthaft, ob sich all die Mühe lohnte. Der Inhalt war quasi immer gleich. Christa erzählte von ihrem Alltag, sprach über die vielen unterschiedlichen Bücher, die sie gerade las, und schweifte zu ihren Reisen ab – jenen, die sie schon unternommen hatte, und jenen, die sie noch plante. Vielleicht war es besser, damit aufzuhören. Das Ganze war einfach zu traurig.
    Verstört und mit brennenden Augen erhob sie sich und ging in Sachas Zimmer, um nachzusehen, ob er gut schlief. Der Besuch im Zoo hatte ihn ermüdet.

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