Wehrlos: Thriller
ausgerichtet hat. ‹ Mein Gott. Ich habe laut losgelacht. Das hat Christa mir übel genommen und geschimpft, ich würde nichts begreifen.«
»Und haben Sie die Adresse dieses Arztes?«
»Nein, aber ich weiß, wer sie hat.«
Monica erhob sich, kramte in ihrer Handtasche und reichte ihr dann eine Visitenkarte.
Magda, Wahrsagerin
Dazu eine Adresse, eine E-Mail und eine Telefonnummer.
Rachel verzog das Gesicht.
»Wer ist das?«
Die ehemalige Stewardess verdrehte die Augen. »Ihre Busenfreundin Magdalone … Hat Sie Ihnen nie von ihr erzählt?«
»Doch, sie hat sie vielleicht ein-, zweimal erwähnt. Sie ist Hellseherin?«
Monica, die offenbar froh war, ihr Herz ausschütten zu können, fuhr fort: »Wie Sie an der Adresse sehen, handelt es sich um eine Nachbarin in Nyboder. Sie arbeitet im Riget, und in ihrer Freizeit betätigt sie sich am Telefon und im Internet als Wahrsagerin. Seit einer gewissen Zeit hatte Christa nur noch Augen für sie. Magda hier, Magda da …«
Rachel traute ihren Ohren nicht. »Kennen Sie sie?«
»Christa hat sie mir einmal vorgestellt. Sie wohnt in der Delfinsgade, gleich neben ihr. Sie hat keinen guten Eindruck auf mich gemacht.«
Rachel stellte eine Frage, deren Antwort sie schon kannte: »Handelt es sich um eine kleine Frau mit schwarzen Haaren und vielen weißen Strähnen … die sehr unsympathisch aussieht?«
»Genau die!«, bestätigte Monica. »Ich bin ihr einmal begegnet. Diese Frau hatte einen sehr schlechten Einfluss auf Christa. Seit dem Tag, da sie sie kennengelernt hat, sprach Christa von Runen, Tarot und solchem Unsinn. Einmal hat sie mir zum Beispiel geraten, mein Zimmer blau zu streichen, weil das gut für meine Psyche wäre. Als ich sie vor diesem Aberglauben warnen wollte, ist sie ärgerlich geworden und hat mir nichts mehr erzählt.«
»Und diese Magda hat also Christa zu Doktor Wang geschickt?«
»Genau.«
Monica schwieg einen Moment, dann fragte sie: »Sagen Sie, Rachel, warum interessiert Sie dieser Arzt so sehr?«
Rachel beugte sich zu Christas Freundin vor. »Ich habe erfahren, dass Christa Krebs hatte.«
Monica schossen Tränen in die Augen. »Krebs? Das wusste ich nicht.«
»Ich auch nicht. Aber ich will herausfinden, ob sie nicht alles auf eine Karte gesetzt und mit diesem Arzt neue Behandlungsmethoden ausprobiert hat.«
»Mein Gott …«
Rachel überlegte kurz und fuhr dann fort: »Hat Sie Ihnen von einem neuen Medikament erzählt?«
»Nein, das Einzige, was sie mir anvertraut hat, ist die Kur, der sie sich während ihrer Chinareise im Sommer unterzogen hat. Das Programm umfasste Yoga, Meditation, eine Diät und wurde von Medikamenten der Chinesischen Medizin begleitet. Nach ihrer Rückkehr war sie sehr ausgeruht.«
»Das war Mitte Juli. Wollten Sie nicht eigentlich zusammen fahren?«
»Doch«, bestätigte Monica, »aber ein Hexenschuss hat mich am Tag vor der Abreise ans Bett gefesselt.«
»Und im August hat sie Ihnen nichts über ihren Gesundheitszustand erzählt?«
»Wir haben uns kaum gesehen. Ich war bis zum 20. August bei meinen Kindern, die ein Haus auf Götland haben. Ich habe zwei Tage vor ihrem Tod mit ihr telefoniert, und da schien sie ganz normal.«
Rachel trank ihren Tee aus.
Monica presste die Lippen zusammen und schlug sich mit der flachen Hand auf den Schenkel.
»Das werden wir sofort regeln.« Sie nahm den Telefonhörer ab. »Zu irgendwas muss die ja gut sein«, sagte sie, während sie die Nummer wählte, die auf der Karte stand.
»Magda Fersen? Ja, guten Tag, hier ist Monica Olsen, Christas Freundin. Ich erlaube mir, Sie anzurufen, weil …«
Monica wurde unterbrochen, schwieg kurz und nickte. »Ja, ich weiß, das ist entsetzlich. Sie hatten die Intuition? Ach! Ja, ja, ich verstehe. Nun, ich rufe Sie an, weil ich eine kleine Auskunft Christa betreffend brauche.«
Kurz darauf hatte sie eine Adresse auf den Notizblock gekritzelt und legte auf. »Sie schien überrascht von meinem Anruf.«
»Nicht schlecht für eine Hellseherin«, meinte Rachel ironisch.
»Hier ist die Adresse. Sie ist in N ø rrebro.«
Nörrebro war das multikulturellste und am dichtesten bevölkerte Viertel von Kopenhagen und verschrien in einer Gesellschaft, in der sich rechtsradikales Gedankengut mehr und mehr durchsetzte.
Rachel bedankte sich herzlich bei Monica. Dann erhoben sich beide gleichzeitig, so als hätte eine unsichtbare Uhr das Ende ihres Gesprächs angekündigt. Voller spontaner Zuneigung ergriff Monica ihre Hand.
»Wir sehen uns
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