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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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Er ist durch In-vitro -Befruchtung entstanden, man nennt dies Blastozyste oder Keimbläschen.«
    »Ich habe das noch nie in natura gesehen.«
    »Diese Art Kügelchen im Inneren sind › pluripotente ‹ Stammzellen. Sie ergeben nach der Reimplantation in einen Uterus keinen kompletten Organismus, sondern erzeugen alle möglichen Zelltypen. Es gibt über zweihundert.«
    »Das heißt, wenn ich irgendeine Zelle aus dieser … Blastozyste nehme, kann ich daraus Leber-, Nieren- oder Muskelgewebe erhalten«, resümierte Rachel.
    »Genau.«
    »So weit verstehe ich das.«
    »Im Fötus und in der Nabelschnur finden wir › multipotente ‹ Zellen. Sie erzeugen eine begrenzte Anzahl von Zelltypen, da sie sich bereits in einem Differenzierungsprozess befinden.«
    »Okay.«
    »Und beim Erwachsenen schließlich haben wir eine Reserve an › unipotenten ‹ Stammzellen, die sich nur in einen bestimmten Zelltyp verwandeln können.«
    »Um die Haut, die Leber, das Blut zu regenerieren …«
    »Ja.«
    Rachel schaute ihn an. »Enthält das menschliche Rückenmark solche Zellen?«
    »Ja. Ein französischer Forscher von der Universität Montpellier hat dies kürzlich nachgewiesen. Das ist eine gute Nachricht, denn man hofft, dass diese Zellen die Fähigkeit besitzen werden, Rückenmarksläsionen zu reparieren und damit gelähmten Menschen zu helfen. Mit diesen Stammzellen wird man jedoch auch neurodegenerative Krankheiten behandeln können.«
    »Das ist großartig …«
    »Ja, das ist eine riesengroße Hoffnung. Die Stammzellen könnten wirklich einen dauerhaften Speicher bilden, um kranke oder beschädigte Organe zu reparieren. In einigen Fällen könnten sie sogar eine Organtransplantation ersetzen.«
    »Aber ich vermute, bis dorthin ist es noch ein langer Weg.«
    »Man steht tatsächlich erst am Anfang.«
    »Hat man inzwischen bereits versucht, Stammzellen zu implantieren, um Rückenmarksverletzungen zu heilen?«, fragte Rachel mit heiserer Stimme.
    »Die Gentechnikfirma Meron Corporation hat soeben die erste klinische Studie mit Stammzellen begonnen. Dabei sollen die Unschädlichkeit und Wirksamkeit embryonaler menschlicher Stammzellen bei der Behandlung von Rückenmarksverletzungen gelähmter Patienten nachgewiesen werden.«
    Rachel runzelte die Stirn. »Tatsächlich? Wie viele Patienten nehmen daran teil?«
    »Momentan wurde ein einziger Patient dafür ausgewählt, denn die Bedingungen sind sehr streng. Die Patienten müssen freiwillig an der Studie teilnehmen und Opfer einer vollständigen und plötzlichen Rückenmarksverletzung in Thoraxhöhe gewesen sein. Die Schädigung muss noch sehr frisch sein, denn das Protokoll verlangt eine Transplantation der Zellen innerhalb von sieben bis vierzehn Tagen nach Eintritt der Läsion.«
    »Es bezieht sich also nur auf frische Läsionen?«
    »Ja.«
    »Und wie geht das vor sich?«
    »Die eigentliche Transplantation besteht aus einer computergesteuerten Injektion von zwei Millionen Stammzellen an der Stelle der Verletzung. Bei Ratten hat man damit bereits sehr positive Ergebnisse erzielt. Ich werde dir das zeigen.«
    Alek spielte auf seinem Smartphone einen kleinen Film ab. »Schau, das hat mir ein Kollege der Firma Meron geschickt.«
    Auf dem Video sah man eine Ratte in einem Glaskäfig, die beim Kriechen ihr unbewegliches Hinterteil nachzog. Alek drückte die Pausetaste.
    »Die Ratte ist gelähmt. Man hat ihr das Rückenmark durchtrennt.«
    Rachel zog eine Grimasse. »Ich kann so was gar nicht sehen.«
    Alek lachte amüsiert. »Sieben Tage nach der Läsion hat man ihr Zellderivate von embryonalen Stammzellen injiziert. Dabei handelt es sich um Vorläufer der Zellen, die von Natur aus im Nervensystem vorkommen und die Hülle der neuronalen Fasern bilden, welche die Leitung elektrischer Impulse fördern …«
    Alek drückte auf Play .
    »Schau, was dabei herausgekommen ist.«
    Rachel konnte nicht umhin, den Blick auf das Display zu richten. In dem Video begann dieselbe Ratte zu laufen.
    »Die Forscher haben eine Reaktivierung der Neuronen festgestellt, außerdem eine Abschwächung der Motoneuronenverluste und eine Verbesserung der motorischen Funktionen der Extremitäten.«
    »Das ist unglaublich …«, musste Rachel zugeben.
    »Aufgrund dieses Erfolgs bei der Ratte hat die Firma die Erlaubnis erhalten, klinische Studien beim Menschen zu beginnen. Sollten sich Wirksamkeit und Unschädlichkeit der Behandlung bestätigen, könnten einige tausend Menschen, die jedes Jahr Opfer von

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