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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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sich die beiden jungen Frauen zum ersten Mal offen an. Der Kaffee wurde gebracht. Rachel trank einen Schluck und räusperte sich.
    »Sacha ist noch klein, aber ich hätte gerne, dass er eines Tages die Freude am Teamsport erlebt. Kennst du eine Mannschaft für Behindertensport?«
    »Ich habe für das Handisport-Volleyballteam von Kopenhagen gearbeitet. Die Atmosphäre dort ist einmalig. Ich werde mich für ihn erkundigen.«
    Rachel nickte. »Das eilt nicht, aber es wäre phantastisch.«
    »Sacha ist ein toller kleiner Junge«, sagte Kirsten.
    »Ja«, bestätigte Rachel, »und seine Mutter verdient ihn nicht immer. Aber ich habe beschlossen, mich zu bessern. Versprochen.«
    Kirsten beobachtete Rachel, die Bemerkung ließ sie aufhorchen. Rachel wirkte verändert, weniger steif, als habe sie endlich ihre Verteidigungshaltung aufgegeben, als akzeptiere sie eine Diskussion.
    »Warum wolltest du mich so schnell sehen? Geht es Sacha gut?«, fragte Kirsten.
    »Ja, ja, er ist in der Schule.«
    Sie atmete tief durch und wagte den Sprung ins kalte Wasser. Sie wusste, dass sie durch dieses Gespräch eine ihr fast unbekannte Frau in ihre Probleme einbezog, aber sie hatte keine andere Wahl mehr, sie brauchte Hilfe.
    »Du hast doch einen Master in Humanbiologie, nicht wahr?«, sagte sie ohne Umschweife.
    »Ja«, antwortete Kirsten und runzelte die Stirn. »Hast du dich für die klinische Studie entschieden?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    »Ich brauche deine Erläuterungen. Könntest du mir sagen, was man heute alles mit › Stammzellen ‹ machen kann? Ich meine, in der regenerativen Medizin.«
    Kirsten zögerte kurz, sie war überrascht. »Ich kann dir erzählen, was ich an der Uni gelernt habe, aber das müsste man auf den neuesten Stand bringen. Warum?«
    »Um Bescheid zu wissen, das ist alles.« Rachel hatte noch Vorbehalte, alles preiszugeben.
    »Betrifft es Sacha?«, wollte Kirsten wissen.
    Rachel konnte ihrem Blick nicht lange standhalten. »Ja, in gewisser Weise.«
    »Gut, dann betrifft es mich auch. Warum fragst du mich das?«
    Nach kurzem Zögern holte Rachel schließlich zwei DIN -A 4 -Seiten aus ihrer Tasche.
    »Seit meiner Rückkehr von den Färöer-Inseln kommen mir manche Dinge merkwürdig vor. Dinge, die du teilweise auch bemerkt hast. Zunächst einmal Sacha, der entgegen jeder Erwartung Fortschritte macht, obwohl es hieß, er sei für immer an den Rollstuhl gefesselt. Dann habe ich ein Hämatom unten an seinem Rücken entdeckt. Christa hat behauptet, es seien Akupunkturmale, ich aber habe von anderer Seite die Bestätigung erhalten, dass solche Einstiche keine derartigen Spuren hinterlassen. Außerdem hat Sacha immer wieder von einem chinesischen Doktor gesprochen. Ich dachte, es sei eine seiner Phantasiegeschichten, wie er sie gerne erzählt, aber es erschien mir trotz allem dubios. Kurz und gut, seit Christas Tod habe ich nachgeforscht und den betreffenden Arzt ausfindig gemacht. Doktor Wang.«
    Kirsten verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Du hast mir von alldem nichts erzählt, auch Hansen nicht.«
    »Ich erzähle es dir … jetzt.«
    »Okay, ich bin ganz Ohr.«
    Rachel legte Kirsten das erste Blatt so hin, dass sie ihre Anmerkungen lesen konnte. »Das war Christas Zeitplan in den letzten vier Monaten«, erklärte sie und deutete auf eines der Blätter. Sie legte die zweite Seite daneben. »Und hier sind die Bücher, die sie in der Bibliothek ausgeliehen hat.«
    Kirstens überraschter Gesichtsausdruck entmutigte Rachel nicht, sondern bestärkte sie.
    »Vergleicht man die Daten, so ergibt sich Folgendes: Am 6. Juni konsultiert Christa Doktor Wang zum ersten Mal. Er ist eine Art Psychotherapeut-Heiler-Guru, den ich heute Vormittag aufgesucht habe. Christa hat ihn innerhalb von drei Monaten fünfmal getroffen. Nach dem, was er mir sagte, hatte sie schreckliche Ängste, vor allem auch Todesangst. Aber sie hatte auch Schuldgefühle, nichts für Sachas Heilung tun zu können.«
    Kirsten trank einen Schluck Kaffee und stellte die Tasse vorsichtig wieder ab, als fürchte sie, den erstaunlichen Bericht von Rachel zu unterbrechen.
    »Nach dem, was Wang mir gesagt hat, hat er ihr geraten, sich über ihr Krankheitsbild und das ihres Enkels zu informieren und auch über die neuesten Fortschritte auf diesem Gebiet, um das Problem anzugehen und die Ereignisse nicht nur passiv hinzunehmen. Ergebnis: Am 7. Juni begibt sich meine Schwiegermutter in die Bibliothek und leiht aus der

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