Wehrlos: Thriller
Versuchslabors verwüsteten. Das würde er so schnell nicht vergessen.
»Hallo«, sagte Hans, sobald er die aristokratische weiße Mähne auf dem Monitor erblickte.
»Hallo.«
»Ich wollte dich nur über die letzten Ereignisse informieren.«
Eine Reihe alter Bücher in einer Schiffsbibliothek zeigte an, dass sein Schwager sich in seinem Büro befand.
»Ich habe gerade einen Anruf von dem Privatdetektiv bekommen, den ich engagiert habe. Die Schnüfflerin und der Reporter sind heute Abend hier in der Gegend gesehen worden. Sie haben mit einer meiner Assistentinnen gesprochen.«
»Um die musst du dich schleunigst kümmern.«
»Sobald ich sie zu fassen kriege. Sie ist noch nicht wieder im Büro.«
»Weiß man, was sie ihnen erzählt hat?«
»Nein, aber ich werde sie zum Sprechen bringen.«
»Die Sache muss in vierundzwanzig Stunden geregelt sein. Übermorgen tagt die Kommission.«
»Keine Sorge, alles ist geplant. Ich muss nur heute Abend noch eine Formalität erledigen. Und ich verspreche dir, dass die Schnüfflerin einen Rückzieher machen wird.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Lass dich überraschen. Aber du kannst das Problem als geregelt ansehen.«
»Und der Reporter, macht der auch einen Rückzieher?«
»Ja. Er wird keine andere Wahl haben.«
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
Der Zustand der Küche zeugte von der Herausforderung, auf die Rachel sich eingelassen hatte, um ein Essen zuzubereiten, das diesen Namen auch verdiente. An diesem Abend hatte sie zwei Einladungen abgesagt: zunächst die von Frederik und Paula, die zur Entspannung eine Pizza-Poker-Runde vorgeschlagen hatten. Normalerweise hätte sie mit Freuden angenommen, aber sie fühlte sich nicht in der Lage, ihnen etwas vorzumachen. Es gab einen Verräter in den Reihen von GG , und das hätte sie ihnen sicher nicht verschweigen können.
Dann hatten auch Sofie und Jesper sie zu einem angenehmen Fernsehabend mit asiatischem Essen eingeladen, doch Rachel hatte abgelehnt. Die Migräne hatte sich nicht gebessert, und in ihrem Kopf überschlug sich alles. Sie träumte nur davon, heiß zu duschen und sich ins Bett zu legen, auch wenn sie wusste, dass sie keinen Schlaf finden und die Nacht lang werden würde.
Sie räumte die beiden Teller ab. Das Fischgericht, das sie gekocht hatte, hatte Sacha geschmeckt, und er hatte den Kabeljau, die Karotten und die Sahnesoße gegessen, die Pilze hingegen fein säuberlich am Rand abgelegt. Rachel musste lächeln. Im Internet fand man wirklich die besten fleischlosen Rezepte. Das war ihre neueste Entdeckung, und gleich morgen würde sie diese Erfahrung wiederholen, um mehr Übung zu bekommen.
Während der nächsten Viertelstunde räumte sie die Teller in die Spülmaschine und die zahlreichen Zutaten, die sie hatte stehen lassen, in den Schrank und reinigte die Arbeitsplatte. Als alles sauber war, setzte Rachel Wasser auf und kochte sich grünen Tee. Sie gönnte sich noch eine kurze Pause, in der sich ihr plötzlich die Erinnerung an Samuels Lippen auf den ihren aufdrängte und ein Kribbeln in ihrem ganzen Körper auslöste.
Sie hatte alles getan, um den Augenblick hinauszuzögern, doch nun war die Stunde der Wahrheit gekommen.
■ ■ ■
Die Visitenkarte, die sie in Christas Tasche gefunden hatte, lag auf dem Couchtisch. Rachel tippte die Adresse http://www.stemcellspluschina.com in die Internetsuchmaschine, so wie sie auf der Karte jenes Doktor Huo aus Shanghai stand.
Sie gelangte auf eine Startseite, die oben links ein rotes Logo mit dem Schriftzug StemCellsPlus zeigte. Darunter waren die Tagesnews zu sehen, ein Video mit dem Titel »Wie der fast blinde Kim seine Frau wieder sehen konnte«, rechts daneben ein Rollmenü mit über hundert Namen verschiedener Krankheiten. Und darunter der folgende Begrüßungstext:
Unsere Homepage bietet Ihnen stets aktuelle Informationen über Stammzellenbehandlungen für Erwachsene, die in China angeboten werden. Wenn Sie Interesse haben, nehmen Sie bitte per E-Mail Kontakt mit uns auf.
Rachel bemerkte, dass sie vor Aufregung die Luft angehalten hatte. Sie ging die verschiedenen Krankheiten durch, die von Alzheimer über Autismus und Diabetes bis zur multiplen Sklerose reichten, und jedes Mal wurden Stammzellen als Allheilmittel angepriesen. Diese Injektionen verbesserten anscheinend jeden Krankheitszustand. Zeugnisse von Patienten aus der ganzen Welt, belegt mit Videos, sangen ein Loblied auf diese Heilmethode. Rachel klickte eines davon an. Eine Mexikanerin, die
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