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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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bereits ein hübsches Holzhäuschen mit direktem Seezugang, einem Steg und einem Boot ausgesucht.
    Dieser Konflikt schien unlösbar, ein Lebenskonzept stand gegen das andere. Seit dem Notartermin gab es beim Abendessen nur noch Streit, und alle Diskussionsversuche waren gescheitert. Sosehr sich Hansen auch bemühte, ihr zu erklären, dass man über den persönlichen Komfort hinausdenken müsse und dass vielleicht durch Forschungsprojekte, wie diese Stiftung sie finanzierte, seine Tochter nicht mit sechzehn Jahren an einer seltenen Krankheit gestorben wäre – es half nichts. Sie hatte das Mädchen zwar geliebt wie ihr eigenes Kind, doch nun argumentierte sie, man müsse »das Leben jetzt genießen«. Es sei die Aufgabe der Regierung, die Forschung zu unterstützen. Seit drei Tagen sprach sie kein Wort mehr mit ihm. Er wusste, dass sie lange wütend sein konnte, und deshalb hatte er oft nachgegeben. Doch diesmal wollte Hansen durchhalten. Die Erforschung unheilbarer Krankheiten war sein Lebensinhalt. Er wollte die Grenzen des Unmöglichen zurückdrängen. Das brauchte er, um sich über den Tod seiner Kleinen hinwegzutrösten. Mit diesen 2 , 6 Millionen Kronen könnte er mehrere Projekte finanzieren, die seinen Namen tragen würden. Als er ihr diesen geheimen Wunsch anvertraut hatte, hatte seine Frau ihn für verrückt erklärt. Sie wollte nicht mehr mit ihm reden. Egal.
    Als man ihm also an diesem Abend einen Bereitschaftsdienst außer der Reihe angetragen hatte, hatte er sofort zugesagt. Er schrieb etwas in eine Krankenakte und klappte sie dann zu. Es klopfte an der Tür, und da seine Sekretärin um diese Zeit nicht mehr da war, erhob sich Hansen und öffnete. Er erwartete einen Besucher, der ungesehen bleiben wollte.
    ■ ■ ■
    Rachel stand vor der Tür. Als sich diese öffnete, war sie auf das Gespräch vorbereitet.
    »Entschuldigen Sie die Störung, aber ich muss wissen, warum Sie Christa das gegeben haben.«
    Sie stellte die Tasche vorsichtig vor Magdalone Fersens Füßen ab. Die Frau mit dem weiß gesträhnten Haar, die einen braunen Morgenrock trug, erstarrte.
    »Was machen Sie hier?«
    »Ich will wissen, was Christa getan hat.«
    Magdalone Fersen machte eine brüske Bewegung, um die Tür zu schließen, doch sie stieß auf Rachels eisigen Blick und den Widerstand ihres Turnschuhs.
    »Wenn Sie mich nicht hereinlassen, fahre ich auf der Stelle zur Polizei, damit sie Ermittlungen wegen eines Fötusschmuggels im Riget einleiten.«
    Die Tür öffnete sich, und Cruella wich einen Schritt zurück.
    Rachel trat in das Haus, das neben dem ihrer Schwiegermutter lag. Es sah aus wie im Hinterzimmer eines Krämerladens. Unordentlich, staubig und vollgestopft mit zusammengesuchtem Plunder.
    Unaufgefordert ging Rachel ins Wohnzimmer, das sich nicht wesentlich vom Eingangsbereich unterschied. Ein durchgesessenes, mit verblichenem rosafarbenen Stoff bezogenes Sofa, zerschlissene Ledersessel vor einem Couchtisch, auf dem sich vergilbte Zeitschriften türmten. Daneben Bücher, Spielkarten und ein voller Aschenbecher. Rachel schob ein mit Katzenhaaren bedecktes Kissen beiseite und nahm auf dem Rand des Sofas Platz. Und in diesem Augenblick bemerkte sie im hinteren Teil des Zimmers auf einem alten Sekretär einen ultramodernen Computer mit eingeschaltetem Monitor. Ein sich wiederholender Piepton zeigte den Eingang zahlreicher E-Mails an. Rachel vermutete, dass sie Cruella mitten in einer Wahrsagesession via Internet gestört hatte. Umso besser, so würde sie heute Abend ein paar Kunden weniger reinlegen können.
    Sie war sich sicher, dass diese Frau der Schlüssel zu der ganzen Geschichte war, denn letztlich war es ihr Einfluss gewesen, der Christa von der Realität entfernt hatte. Magdalone Fersen setzte sich in einen der beiden Ledersessel mit den von Katzen zerfetzten Armlehnen und zündete sich eine Zigarette an.
    »Kennen Sie Christa schon lange?«, begann Rachel.
    »Seit ein paar Monaten.«
    »Sie arbeiten im Riget, nicht wahr?«
    »Ja, ein Teilzeitjob.«
    »Und dort haben Sie sich auch diesen … Fötus besorgt?«
    »Die Föten werden ohnehin vernichtet.«
    »Und was machen Sie damit?«
    »Ich gebe sie bestimmten Heilern, die sie für spezifische Eingriffe benutzen.«
    »Welcher Art?«
    Magdalone stieß eine dicke Rauchwolke aus. »Was geht Sie das an?«
    »Ich will wissen, was Christa damit gemacht hat.«
    »Es handelt sich um ein sehr wirkungsvolles Auferstehungsritual.«
    Rachel presste die Lippen zusammen. »Das Sie

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