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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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einer extremen inneren Anspannung, eine fieberhafte Hektik, die er nur vage wahrgenommen und nicht genauer hatte benennen können. Und nun dieses Familiendrama. Samuel hätte ihr gerne geholfen, aber er wusste nicht, wie er es anstellen sollte. Er hatte den Wunsch, sie zu unterstützen, und fürchtete zugleich, erneut abgewiesen zu werden …
    Eine Viertelstunde später erhob sich Samuel, um die hübsche Dänin zu begrüßen, die beim Betreten des Lokals für Aufsehen gesorgt hatte. Er hatte sich an diesem Abend für ein weißes Hemd und einen grauen Anzug von Paul&Jo entschieden. Ellen trug ein gerafftes, rötlich violettes Kleid mit offenherzigem Dekolleté, das Samuel bewunderte, als er sie umarmte. Normalerweise waren die Däninnen eher »funktionell« gekleidet, weniger sexy und kokett als die Französinnen, doch diesmal hatte sie sich offensichtlich ins Zeug gelegt.
    »Immer noch genauso frenchy !«, erklärte sie, während Samuel ihr einen Stuhl anbot. »Da sieht man gleich, dass du nicht von hier bist. Weißt du, in diesem Land kann übertriebene Galanterie als sexistisch ausgelegt werden …«
    Samuel setzte sich ihr gegenüber. Er fand sie hübsch. »Ich freue mich, dich wiederzusehen, Ellen.«
    »Ich mich auch. Aber ich will dir nicht verheimlichen, dass dein Anruf mich überrascht hat. Ich hatte dich schon tot geglaubt.« Das sagte sie mit einem betörenden Lächeln, dem eine Spur Ironie beigemischt war.
    Sie bestellten italienische Gerichte und guten Wein.
    »Wie sieht es beruflich bei dir aus?«, fragte Samuel mit einschmeichelnder Stimme. Sie zog eine CD - ROM aus ihrer Handtasche und schob sie zu ihm hinüber.
    »Wie immer. Hier, ich habe gefunden, was du suchst, reden wir nicht mehr darüber. Das habe ich nur gemacht, weil du es bist und weil es für einen guten Zweck ist.«
    Samuel griff nach der CD und ließ sie in seiner Jacketttasche verschwinden. »Danke.«
    »Es versteht sich von selbst, dass die Informationen aus anonymer Quelle stammen.«
    »Natürlich. Wie immer.«
    Sie lächelten sich an, und Ellen meinte verschmitzt: »Dabei hast du es eigentlich nicht verdient. Seit zwei Monaten habe ich nichts mehr von dir gehört …«
    »Ich hatte viel zu tun, das weißt du doch.«
    »Ja, ja, das weiß ich. Und außerdem bist du, wie du mir letztes Mal gesagt hast, ein Mann, der sich nicht binden will, nicht wahr?«
    »Genau, das habe ich nie verheimlicht.«
    Ellen spielte mit ihrem Besteck. Ihre perlmuttfarben lackierten Nägel schimmerten im Kerzenlicht. »Weißt du, das habe ich verstanden und meine Schlüsse daraus gezogen. Als du mich vorhin angerufen hast, habe ich zunächst gezögert, mir dann aber gesagt: › Man kann sich auch einfach nur mal ein Vergnügen gönnen, das Leben ist kurz. ‹ «
    »Eine schöne Philosophie«, meinte Samuel lächelnd.
    »Ja, und vielleicht ist das letztlich der Schlüssel zum Glück: den Augenblick genießen.«
    Das ganze Abendessen über flirteten sie miteinander. Ellen, die begriffen hatte, dass sie von diesem Mann nichts anderes als intensive sexuelle Begegnungen zu erwarten hatte, die zwar äußerst angenehm, aber ohne Perspektive waren, hatte entschieden, sich auf das Spiel einzulassen. Sie war im Moment Single und der Franzose äußerst attraktiv … Die Herausforderung für sie bestand darin, Abstand zu wahren, die Dinge leicht zu nehmen genau wie er, sie voll auszukosten.
    Zwei Stunden später rissen sie sich zum Klang von La traviata auf Samuels Ledersofa förmlich die Kleidungsstücke vom Leib. Wenn ihr ein Mann gefiel, konnte sich Ellen in eine wahre Raubkatze verwandeln, daran erinnerte sich Samuel noch. Sein Herz schlug zum Zerspringen, als sie sich daranmachte, jeden Zentimeter seines nackten Oberkörpers leidenschaftlich zu küssen. Auch er umarmte sie stürmisch und flüsterte ihr immer wieder ins Ohr: »Wie schön du bist!«
    Das Bett quietschte unter ihrem Gewicht, als sich die beiden Liebenden stürmisch in die Arme fielen.
    »Du hast mir gefehlt … « , murmelte Ellen und legte ihren Kopf auf Samuels Schulter, doch dann hoffte sie, dass er es nicht gehört hatte.
    Samuel gab ihr einen Kuss auf die Stirn und sog den Honigduft ihrer Haare ein. Aus Angst vor den eventuellen Konsequenzen, die ein paar kleine, rasch dahingesagte Worte auslösen konnten, verzichtete er auf eine Antwort. Sie war schön und kultiviert. Während er ihre Schulter liebkoste, fragte sich der Reporter, warum er eigentlich keine ernsthafte Beziehung mit ihr versuchte. Sie

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