Wehrlos vor Verlangen
Affäre mit Damian Casson anspielen … das ist völlig aus der Luft gegriffen. Ich habe meinen Anwalt bereits beauftragt, Klage gegen die entsprechenden Blätter einzureichen.“ Ihr Blick fiel wieder auf das Foto. „Es tut mir so leid“, flüsterte sie. „Ich wünschte, ich könnte mich bei Melina entschuldigen und ihr erklären, dass James uns beide betrogen hat.“
„Bilden Sie sich etwa ein, ich würde Sie auch nur in die Nähe meiner Schwester lassen?“, brauste Thanos auf. „Melina hat genug gelitten, auch ohne dass sie sich Ihre Lügen anhören muss.“
Er war ebenfalls aufgesprungen und musterte sie verächtlich. Natürlich verstand Tahlia seine Wut, aber seine Weigerung, ihr zu glauben, brachte sie auf.
„Ich lüge nicht“, beharrte sie energisch. „Und ich bin nicht die Frau, die in den Klatschspalten beschrieben wird.“ Tränen drohten sie zu überwältigen, doch sie drängte sie zurück. Im Vergleich zu dem, was seine Schwester durchgestanden haben musste, waren ihre Gefühle unwichtig. „Es tut mir wahnsinnig leid.“ Obwohl sie eine unschuldige Figur in James’ schmutzigem Spiel gewesen war, fühlte sie sich für Melinas Unfall mitverantwortlich.
„Zu schade, dass Sie diese Reue nicht empfunden haben, bevor Sie mit dem Mann meiner Schwester geschlafen haben“, knurrte er.
„Ich habe nie mit James geschlafen, auch wenn mir klar ist, dass das nur ein schwacher Trost für Melina sein kann. Jene Nacht in dem Hotel sollte unsere erste gemeinsame Nacht werden. Dazu ist es jedoch nie gekommen.“ Sie schluckte, zwang sich aber weiterzusprechen. „Ich war in James verliebt … auch wenn ich inzwischen weiß, dass ich ihn nie gekannt habe“, fügte sie bitter hinzu.
Sie war gut, das musste er zugeben. Fast war er geneigt, ihr zu glauben, dass sie unschuldig war. Wenn da nicht gerade die nächste Klatschgeschichte über sie in der Öffentlichkeit bekannt geworden wäre.
Aber vielleicht wollte er ja auch nur glauben, dass Tahlia Reynolds von James Hamilton betrogen worden war? Weil er sich selbst von ihr angezogen fühlte. Heute war sie die Verkörperung dezenter Eleganz. Der enge Rock betonte die sanfte Rundung ihrer Hüften, der Blazer ihre schmale Taille. Die violette Bluse passte perfekt zu ihrer hellen Haut, und die langen goldenen Wimpern umrahmten die leuchtend blauen Augen.
Ihr Äußeres mochte bezaubernd sein, aber im Inneren war sie von Grund auf verdorben. Thanos zwang sich, Abstand zu schaffen und zum Fenster zu gehen. Mit zusammengepressten Lippen starrte er hinaus auf die Stadt.
Tahlia sah auf seinen Rücken, auf die breiten Schultern. Sie sah die arrogante Haltung seines Kopfs. „Sie hatten nie vor, Reynolds Gems zu übernehmen, oder?“ Die Verzweiflung lag schwer wie Blei in ihrer Brust.
„Nein, nie“, erwiderte er kühl. „Es scheint mir nur fair, dass Sie zumindest einen Bruchteil des Leids erfahren, das meine Schwester erdulden muss. Es war nicht sonderlich schwer, Reynolds Gems zu Fall zu bringen. Einige geschäftliche Entscheidungen in den letzten beiden Jahren waren mehr als riskant. Sie sind verantwortlich für die finanzielle Situation der Firma. Ich brauchte lediglich den Eindruck bei Ihnen zu erwecken, Interesse an einer Übernahme zu haben, und Sie waren leichtgläubig – oder gierig – genug, um darauf zu hoffen, an Ihrem verschwenderischen Lebensstil festzuhalten.“
Es war kein Zufall, dass Reynolds Gems genau zu dem Zeitpunkt in Bedrängnis geraten war, als ihre Mutter die Krebsdiagnose erhalten hatte. Während dieser schweren Zeit hatte das Geschäftliche ganz unten auf der Prioritätenliste ihres Vaters gestanden. Tahlia fühlte sich schuldig, weil sie nicht schon eher in die Führung des Familienbetriebs eingestiegen war.
„Reynolds Gems gehört meinem Vater. Sie zerstören ihn, nicht mich“, sagte sie leise.
„Sie sind vor drei Jahren seine Partnerin geworden. Glauben Sie mir, ich habe gründlich recherchiert.“ Er warf ihr einen herablassenden Blick zu. „Zu schade, dass Ihr Vater die Firma verlieren wird, die er sein Leben lang aufgebaut hat. Er hätte seine Tochter eben nicht zu einem amoralischen Triebmenschen erziehen dürfen.“
Heiße Wut brannte in Tahlia. Ihr Blick glitt zu der Uhr auf dem Schreibtisch. Hatte man ihrer Mutter schon mitgeteilt, ob sie den Kampf gegen den Brustkrebs gewonnen hatte? Oder hatte Vivienne die Schlacht verloren, weil der Krebs gestreut hatte? In den letzten beiden Jahren war Peter Reynolds seiner Frau
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