Wehrlos vor Verlangen
Möglichkeiten angekommen war. Und auch sie hatte all ihre Kreditinstrumente ausgeschöpft. Sie konnte das Geld für die Hypothekenraten nicht aufbringen, geschweige denn für die Rückstände.
„Es sind nur noch einige kleinere Details zu besprechen, bevor Vantage dem Deal zustimmt“, behauptete sie und zwang sich, ruhig zu bleiben. „Ich setze mich noch einmal mit ihnen zusammen und kläre das mit ihnen. Kann ich Mum sprechen?“, wechselte sie hastig das Thema, bevor ihr Vater etwas erwidern konnte.
„Ja, natürlich.“
Eine Weile blieb es still am anderen Ende, dann drang Viviennes Stimme durch die Leitung.
„Tahlia! Sind das nicht wunderbare Nachrichten?“, rief sie bewegt. „Es kommt mir vor, als hätte ich ein zweites Leben geschenkt bekommen.“
Die Emotionen in der Stimme ihrer Mutter schnitten Tahlia ins Herz. Sie schluckte die Tränen hinunter, die ihr in der Kehle brannten. „Ich hoffe wirklich, dass du jede Minute davon genießt, Mum“, flüsterte sie. „Du und Dad, ihr habt es verdient, glücklich zu sein.“
Und sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um ihren Eltern zu helfen, schwor sie sich, als sie den Hörer zurücklegte. Selbst das Undenkbare.
Auf bloßen Füßen kam Thanos aus dem Bad und lauschte mit gerunzelter Stirn der Nachricht, die die Hotelrezeption ihm telefonisch übermittelte. Er musste zugeben, dass er neugierig war. Was trieb Tahlia Reynolds um elf Uhr abends in sein Hotel, um ihn zu sprechen?
„Sagen Sie Miss Reynolds, dass ich sie in fünfzehn Minuten in meiner Suite empfange.“ Er legte den Hörer auf. Es konnte Tahlia nichts schaden, ein wenig zu warten. Das würde ihr Gemüt abkühlen. Wenn ihr der Grund für ihr unerwartetes Auftauchen wichtig genug war, würde sie auch die Viertelstunde warten. Außerdem musste er sich noch anziehen – es sei denn, er wollte sie nur mit einem Handtuch um die Hüften begrüßen. Nach der eigenmächtigen Reaktion seines Körpers bei ihrem letzten Treffen war Kleidung allerdings eine unerlässliche Notwendigkeit, wie er sich mit einem selbstironischen Lächeln sagte.
Zu seinem Unmut wurde ihm diese Viertelstunde selbst zu lang. Er goss sich einen großzügigen Scotch ein und wanderte in der Suite auf und ab. Was wollte Tahlia? Hatte sie es sich anders überlegt? Würde sie ihm jetzt doch ihren Körper anbieten, um ihren Vater vor dem finanziellen Ruin zu bewahren? Seine Lippen verzogen sich, als er an ihre schneidend ausgestoßene Weigerung dachte, sich zu verkaufen. Dabei war er ziemlich sicher gewesen, dass sie auf seinen Vorschlag eingehen würde. Schließlich hatte sie die Moral einer Straßenkatze, das war in jeder Zeitung nachzulesen. Stattdessen hatte sie sich empört wie eine Tempeljungfrau … Ein lachhafter Vergleich, dachte er düster.
Aber irgendetwas wollte sie von ihm. Seiner Erfahrung nach wollten Frauen immer etwas. Er starrte aus dem Fenster auf die Myriaden von Lichtern der Stadt hinaus, und seine Gedanken wanderten sechs Monate zurück, zu einem anderen Hotel in Athen, zu einer anderen Frau.
Er war völlig überrascht gewesen, als Yalena ihn angerufen und um ein Treffen gebeten hatte. Vor fünfzehn Jahre hatte sie – die Frau, die er geliebt hatte – die Verlobung gelöst und seinen besten Freund geheiratet. Nun war Thanos neugierig, Yalena und Takis wiederzusehen. Doch Yalena kam allein in sein Hotel, herausgeputzt wie ein Paradiesvogel und ganz offensichtlich überzeugt, dass Thanos sie nicht abweisen würde. Sie habe einen Fehler gemacht, behauptete sie unter Tränen. Ihr sei bewusst geworden, dass sie immer nur ihn geliebt habe und nicht Takis. Allerdings war ihr diese Idee erst gekommen, nachdem sein Name auf der Liste der hundert reichsten Männer der Welt aufgetaucht war.
Dass ihr Mann sie anbetete und all die Jahre hart gearbeitet hatte, um ihr ein gutes Leben zu bieten, interessierte Yalena nicht im Geringsten. Thanos empfand bei dem Wiedersehen eine Mischung aus Abscheu und Enttäuschung. Was für ein Narr er doch gewesen war! Jahrelang hatte er sie mit seiner Liebe beschenkt, dabei war sie nicht anders als all die anderen gierigen Goldgräberinnen.
Das Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Erinnerungen. Tahlia. Er trank den letzten Schluck Scotch. Was würde er tun, wenn sie tatsächlich gekommen war, um sich ihm anzubieten? Allein bei dem Gedanken meldete sich das Ziehen in seinen Lenden zurück. Er wollte sie, sehr sogar. Und er konnte es sich leisten, sie zu besitzen. Warum
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