Wehrlos vor Verlangen
ein Verbrechen an ihr rächte, das sie nie begangen hatte.
Entsetzt schloss er die Augen. Großer Gott, was hatte er nur getan?!
„Wie hast du James Hamilton kennengelernt?“, fragte er abrupt.
Mit dieser Frage überraschte er Tahlia. „Eine Freundin von mir spielte in einem Stück mit. James gehörte zur Besetzung. Nach der Vorstellung kamen wir hinter der Bühne ins Gespräch, und er … Nun, ich war begeistert von ihm.“ Sie erinnerte sich an das berauschende Gefühl, als James ihr seine ganze Aufmerksamkeit gewidmet hatte, und schüttelte den Kopf. „Er sah gut aus, war geistreich und charmant. Ich machte mir schreckliche Sorgen wegen meiner Mutter, aber wenn ich mit James zusammen war, ließ er mich die Angst für ein paar Stunden vergessen. Seit Michaels Tod war ich mit niemandem mehr ausgegangen.“ Ihre Stimme wurde leiser. „Es hat mich sehr mitgenommen, als Michael starb. Er war so jung und lebenslustig. Wir haben nicht miteinander geschlafen, aber unsere Freundschaft entwickelte sich zu etwas sehr Tiefem. Ich war am Boden zerstört, als ich ihn verlor.“ Ihre Augen verdunkelten sich, als sie an die Zeit zurückdachte. „Als ich dann James traf … Er war ebenso lebenslustig und voller Energie wie Michael. Irgendwie dachte ich, solange ich mit ihm zusammen bin, kann mir nichts Schlimmes passieren. Der Gedanke, er könnte verheiratet sein, kam mir nie.“ Sie kaute an ihrer Lippe. „Er hat mich sogar in sein Apartment eingeladen – eine typische Junggesellenwohnung. Es waren keine Anzeichen zu sehen, dass Melina dort lebte.“
„Das hat sie auch nicht.“ Thanos seufzte. „Ich habe den beiden zur Hochzeit eine Eigentumswohnung in Athen geschenkt. Melina blieb dort, während James für zwei Monate ein Engagement in London annahm. Als sein Vertrag verlängert wurde, flog Melina ihm nach London nach. Zufällig las sie die SMS auf seinem Handy, in der er dir mitgeteilt hat, dass alles für ein Wochenende im Hotel arrangiert sei. Anstatt sich an mich zu wenden, beschloss sie, ihn in dem Hotel zu konfrontieren.“
Vor ihrem geistigen Auge sah Tahlia wieder den schockierten Ausdruck auf dem Gesicht der jungen Griechin, nachdem sie die Zimmertür aufgestoßen hatte. Und den auf James’ Gesicht – nichts als Ärger, dass er ertappt worden war.
„Die arme Melina“, murmelte sie. „Wie entsetzt muss sie gewesen sein. Und ich verstehe auch, dass du mir die Schuld gibst.“ Sie zwang sich, ihn anzusehen. „Denn in der Nacht wäre ich tatsächlich James’ Geliebte geworden. Ich dachte, ich würde ihn lieben. Mums Krankheit hat alles so düster werden lassen, und James war der eine Mensch, der mich zum Lachen bringen konnte.“ Sie schluckte. „Meine Naivität hätte Melina fast das Leben gekostet. Kein Wunder, dass du mich verachtest. Ich werde mich mein Lebtag schuldig fühlen, dass ich ihr nicht nachgelaufen bin.“
Niemand konnte solche Emotionen vortäuschen wie die, die in Tahlias Stimme mitschwangen. Der Kummer, den sie über James’ Betrug fühlte, war genauso echt wie ihr Mitgefühl für Melina. Scham brannte in Thanos, Scham über die Art, wie er sie behandelt hatte. Jetzt, da er wusste, welch schrecklichen Fehler er begangen hatte, sollte er sie sofort nach England zurückschicken. Doch diesem Gedanken folgte gleich der nächste: Er wollte sie nicht gehen lassen.
„Du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen. James hat dich und Melina getäuscht, er hat dein Herz ebenso gebrochen wie ihres.“
Tahlias Puls schlug schneller. „Du glaubst mir also?“ Es schockierte sie, wie viel ihr an seiner Antwort lag.
„Ja, ich glaube dir“, nickte er. „Und ich entschuldige mich, dass ich dich so falsch beurteilt habe. Aber als ich Melina im Krankenhaus liegen sah, da hätte ich die beiden Menschen, die ich für verantwortlich hielt, am liebsten umgebracht. Jetzt weiß ich, dass dich keine Schuld trifft. Es tut mir unendlich leid, dich zu diesem schändlichen Deal gezwungen zu haben.“
Es musste schrecklich für Thanos gewesen sein, seine Schwester fast verloren zu haben, die einzige Verwandte, die ihm geblieben war. Tahlia konnte nachempfinden, wie wütend er gewesen sein musste. Sie konnte sogar seine Rachegefühle verstehen.
„Du hast mich zu nichts gezwungen“, sagte sie leise. „Du hast mir eine Möglichkeit geboten, dafür zu sorgen, dass meine Eltern ihr Zuhause behalten können, und ich habe diese Möglichkeit wahrgenommen. Ich wusste, auf was ich mich einließ.“
Er
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