Wehrlos vor Verlangen
schaffst, Tahlia. Und ich werde dir natürlich ein Honorar für deine Leistung zahlen. Deine Arbeit für Reynolds hat bewiesen, dass du Talent und einen unerschöpflichen Ideenreichtum besitzt. Das sind genau die Qualitäten, nach denen ich suche.“
Nach all den Missverständnissen zwischen ihnen, nach der Verachtung, die Thanos anfangs für sie gezeigt hatte, war der Respekt in seiner Stimme Balsam für ihr geschundenes Selbstwertgefühl. Sie schämte sich, dass sie für Geld seine Geliebte geworden war, aber um ihren Eltern zu helfen, hatte es keinen anderen Weg gegeben. Dass er ihr den Vertrag für die Organisation der Party anbot, hieß wohl, dass er sie endlich als gleichberechtigt erachtete.
Frisch erwachtes Selbstbewusstsein schwang in ihrer Stimme mit, als sie aufstand und ihn anlächelte. „Dann sollte ich wohl besser gleich anfangen. Die drei Wochen werden wie im Flug vergehen.“
Dass in drei Wochen auch ihre Abmachung mit Thanos auslief, daran dachte sie lieber nicht. Sie würde nach Hause zurückkehren und ihn wahrscheinlich nie wiedersehen. Genieße das Hier und Jetzt, sagte sie sich still und folgte ihm zu Anas Büro.
Sie konnte sich nicht länger einreden, dass das Zusammensein mit ihm eine Qual für sie bedeutete. Warum sie sich so stark zu ihm hingezogen fühlte, wusste Tahlia nicht. Aber sie konnte nur hoffen, dass diese Faszination für ihn schwand, wenn er ihre Beziehung beendete.
„Warum die Falte auf deiner Stirn?“, fragte Thanos und sah Tahlia über den Tisch im Restaurant an. „Schmeckt dir das baklava nicht?“
„Leider schmeckt es mir viel zu gut“, erwiderte sie zerknirscht und steckte sich den letzten Bissen des köstlichen Gebäcks in den Mund. „Ich liebe griechisches Essen – aber das wiederum ist nicht gut für meine Figur.“
„Du siehst großartig aus, agape .“ Thanos beobachtete, wie ein rosiger Hauch ihre Wangen überzog. Dabei fühlte er das gleiche seltsame Ziehen in seinem Magen, das er auch schon heute Morgen gefühlt hatte, als er sie beim Schlafen beobachtet hatte. Drei Wochen unter der mediterranen Sonne hatten ihrer Haut einen sanften goldenen Schimmer verliehen und helle Strähnen in ihr rotblondes Haar gezaubert. Das Saphirblau ihrer Augen wirkte jetzt noch intensiver. „Was beschäftigt dich dann?“
Überrascht sah sie ihn an. „Die Artemis-Party, was sonst? Es ist nur noch eine Woche bis dahin. Ich habe mich gerade daran erinnert, dass ich die Pyro-Firma noch anrufen muss, um zu fragen, ob alles für das große Feuerwerk vorbereitet ist.“
Das war nur eine von den vielen Aufgaben, die auf ihrer Liste standen. Angesichts der Tatsache, dass Thanos überall auf der Welt Hotels besaß, hatte Tahlia beschlossen, der Einweihung eine internationale Atmosphäre zu verleihen. Sie hatte Entertainer und Köche aus der Karibik, Südamerika und dem Fernen Osten engagiert. Doch wie befürchtet, brachte die kurzfristige Planung reichliche Probleme mit sich.
„Ana kann das übernehmen“, sagte Thanos. „Wir fahren morgen nach Santorin. Ich habe dort noch ein anderes Hotel, das Astraea. Es hat vor einem Jahr eröffnet und bereits einen hervorragenden Ruf erworben. Von der Aufmachung her ähnelt es dem Artemis. Ich dachte, es könnte nützlich sein, wenn du ein solches Hotel in Betrieb siehst.“
Ja, das klang sinnvoll. Das Artemis stand noch leer, und Tahlia hatte ohne großen Erfolg versucht, sich die Räume voller Menschen vorzustellen. „Wie lange wird das dauern? Wenn wir morgens früh losfahren, kann ich am Nachmittag wieder im Büro sein.“
Thanos schüttelte den Kopf, und sein Lächeln raubte ihr den Atem. „Es wird vermutlich den ganzen Tag dauern, vielleicht auch die ganze Nacht.“ Ein vielsagendes Funkeln trat in seine Augen. „In den letzten beiden Wochen hast du zehn Stunden am Tag gearbeitet, du brauchst eine Pause.“
Was er ihr nicht sagte, war, dass er diesen Ausflug geplant hatte, um Zeit allein mit ihr verbringen zu können, außerhalb des Büros, wo sich ihre Gespräche hauptsächlich um die bevorstehende Party drehten. Er konnte ebenfalls eine Verschnaufpause brauchen. Mit einer Hand rieb er sich über den verspannten Nacken. In den Wochen nach Melinas Unfall hatte er alle Emotionen unterdrückt, damit er sich um sein Unternehmen und um Melina kümmern konnte. Jetzt machte Melina so gute Fortschritte, dass die Ärzte glaubten, dass sie schon bald wieder ohne Hilfe laufen können würde. Thanos war unendlich erleichtert, aber er
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