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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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fort. »Ich weiß nicht, ob ihnen das helfen wird, später besser mit dem Leben zurechtzukommen. Liam ist der Einzige, der seine Gefühle wirklich ausdrücken kann. Und danach zu schließen, wie er sie in der Schule ausgedrückt hat, wird er vielleicht Ritalin nehmen müssen.«
    »Gib ihm kein Ritalin«, sagt Tam zu CJ.
    CJ zuckt mit den Schultern. »Wir werden sehen …«
    Dann beginnt Tam eine private Unterhaltung mit CJ über die Gefahren und langfristigen Auswirkungen, die damit einhergehen, wenn man seine Kinder unter Drogen setzt.
    »Zumindest sind unsere Kinder jetzt alle in einem Alter, wo sie sprechen können. Als Gabe noch klein war, hat es mich wahnsinnig gemacht, dass ich nicht dahinterkam, was er brauchte. Wir waren dann immer beide frustriert«, sagt Fiona. Ich blicke zu ihr und nickte. Wenn Fiona spricht, höre ich immer besonders aufmerksam zu, weil sie nur selten ihre Meinung äußert. Normalerweise ist sie damit zufrieden, still unter uns zu sitzen – und einfach da zu sein.
    Dooly nickt ebenfalls. »Ihr wisst ja, dass Tyler gern brüllt, na ja, und so war er schon immer. Als er etwa fünfzehn Monate alt war, und noch nicht sprechen konnte, habe ich drei Stunden gebraucht, bis ich dahinterkam, dass er sich die Hand am Bügeleisen verbrannt hatte und das nicht einer seiner üblichen Schreikrämpfe war.« Sie tut sich noch etwas Lasagne auf und fischt gezielt nach den Auberginen. Der Schal liegt nun auf ihrem Schoß, zu einem orangeroten Häufchen zusammengeknüllt. Ich verstehe nicht, warum sie warten musste, bis er schmutzig geworden war, bevor sie ihn endlich abgelegt hat. Jetzt wird Luke den ganzen Winter lang nach Kokosmilch riechen.
    »Bei Olivia muss ich immer noch Gedanken lesen«, sagt Ereka. »Aber«, fügt sie hinzu, um die Trostlosigkeit ihrer Worte ein wenig abzubiegen, »ich werde allmählich richtig gut darin.« Sie nimmt sich Salat, vor allem die dicken Roten Bete, deren sattes Fuchsienrot auf den Rucola und den Parmesan abgefärbt hat. Ereka hat mir einmal erzählt, dass sie aus Roten Beeten selbst Wasserfarbe hergestellt und für einige ihrer Gemälde verwendet hat. Sie und ich sind gar nicht so verschieden in unserer Art, die Welt zu betrachten – sie beurteilt alles nach seiner Brauchbarkeit auf einer Leinwand, und ich in einem Rezept.
    »Ich will den zusätzlichen Druck nicht, ständig auf Intuition oder einen sechsten Sinn angewiesen zu sein, um herauszufinden, was meinen Kindern zu schaffen macht«, sagt Liz. »Ich sage Chloe und Brandon immer, dass sie Worte gebrauchen und mir sagen müssen, wo das Problem liegt, denn man kann alles Mögliche von mir behaupten, aber eine Gedankenleserin bin ich nicht.«
    Am Tisch wird allgemein zustimmendes Gemurmel hörbar, dass das vermutlich eine vernünftige Methode sei. Tam, die ihren Vortrag über die medikamentöse Behandlung von Hyperaktivität abgeschlossen hat, entschuldigt sich und geht in die Küche, um den leeren Mascarpone-Behälter aus dem Müll zu fischen und nachzusehen, ob der Käse Spuren von Gluten enthält. Als sie mit einem frischen Glas Wasser an den Tisch zurückkehrt, nimmt sie sich Salat, und man kann nur vermuten, warum sie so sorgfältig den gehobelten Parmesan meidet. Ist Parmesan nicht ein Milchprodukt, und keine Glutenquelle? Sie greift bei der Lasagne zu und bedankt sich leise für die Auberginen anstelle der Nudelblätter, »die einfach mörderisch für den Magen sind«. Für Tam ist Essen ein Minenfeld, durch das man sich hindurchmanövrieren muss, und kein Bad aus Milch und Rosenblüten, in das man genüsslich eintauchen kann. Es fällt ihr so schwer, Spaß zu haben und etwas zu genießen – wie sollen die Geschmacksknospen auch ordentlich feiern, wenn die Sorge um Hautirritationen, Laktose oder, Gott behüte, rote Lebensmittelfarbe ständig wie ungeladene Gäste die Schlemmer-Party stören?
    »Woher wusstest du, dass das Gluten schädlich für Kieran ist?«, fragt Helen Tam und nascht beiläufig von ihrem schamlos beladenen Teller. Hel ist so ziemlich der einzige Mensch, den ich kenne, der ohne eine Spur von Scham ganze Scheiben Räucherlachs pur verschlingen, riesige Löffel voll Nutella direkt aus dem Glas schlecken und die Garnelen aus dem Curry picken kann, statt das alles mit dem üblichen Häppchen Brot oder Reis zu verdünnen, wie es der zivilisierte Anstand verlangt.
    »Versuch und Irrtum – ich habe einfach verschiedene Nahrungsmittel aus seiner Ernährung ausgeschlossen, bis ich eine radikale

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