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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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wunderbar auf der Toilette machen.
    Ich möchte lieber nicht wissen, wie viele Sitzungen ein Psychologe dafür veranschlagen würde, diesen Schaden bei Aaron wiedergutzumachen. Eines Tages wird er vermutlich bei einem Therapeuten auf der Couch liegen und versuchen, herauszufinden, warum die bloße Erwähnung von Jurassic Park bei ihm wie ein Abführmittel wirkt. Gott steh mir bei, wenn Tam jemals hiervon erfährt. Sie wird missbilligend den Kopf schütteln und ein Dutzend Bücher zitieren, in denen steht, wie wichtig es sei, dass ein Kind in seinem eigenen, persönlichen Tempo sauber wird. Ich will nichts davon wissen. Ich will auch nicht darüber reden, dass Helens sämtliche Kinder sich bis zum Alter von zwei Jahren selbst beigebracht hatten, zur Toilette zu gehen – sogar trotz Nachtwindel. Im Gegensatz zu Ereka, die der Frage, wann Kylie sich selbst abstillen wird, völlig entspannt gegenübersteht, und im Gegensatz zu Dooly, die Luke aus dem Fläschchen trinken ließ, bis er in die Schule kam (vielleicht tut er das heute noch, was weiß ich?), und im Gegensatz zu Tam, die Michael Windeln anzieht, weil er immer noch ins Bett macht, geize ich in gewissen Dingen ein wenig mit meiner Geduld. Genau wie Kinder sich in ihrem eigenen Tempo entwickeln, so haben auch wir als Eltern unsere eigene Geschwindigkeit. Wir alle ziehen irgendwo die Grenze.
    »Mist, das hätte ich fast vergessen, ich habe euch allen etwas mitgebracht«, sagt Liz, steht auf und geht zu dem kleinen kastanienfarbenen Trolley. Als sie an mir vorbeigeht, fragt sie: »Kochst du immer noch jeden Abend drei verschiedene Mahlzeiten?«
    Ich nicke kaum merklich.
    »Du stehst dir wirklich selbst im Weg«, schnaubt Liz. Sie zieht den Reißverschluss ihres Köfferchens auf und beginnt, darin herumzuwühlen.
    Ich kann ihr nicht widersprechen. Andererseits bedeutet Essen Liz nicht viel. Mir ist bewusst, dass in den meisten Haushalten ein Gericht pro Abend üblicherweise ausreicht, um alle am Leben zu erhalten. In meiner Küche jedoch gibt es allabendlich eine ganze Speisekarte: das Erwachsenen-Essen (Lachsfilet, Thai-Curry, Lammeintopf); Jamies Essen (Fischstäbchen, ein Lammkotelett mit Kartoffelbrei, Nudeln mit selbst gemachter Bolognese-Sauce); und Aarons Essen (Würstchen – nur die mit der roten Haut – oder Nudeln ohne alles – nur die gekringelten). Ich mag gefühllos genug sein, ein Kind zwangsweise zur Sauberkeit zu erziehen, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie steinhart ein Herz sein müsste, das ein Kind zum Essen zwingen oder, schlimmer noch, es hungern lassen könnte. Während ich keinerlei Pardon kenne, wenn es um die Ausscheidung geht, bin ich durchaus bereit, Rücksicht auf verschiedene Geschmäcker zu nehmen, wenn es darum geht, was für Essen oben reinkommt.
    Ich bin zwar nicht so besessen von gesunder Ernährung wie Tam, aber mir ist bewusst, dass Brot, Nudeln und Reis nicht als »ausgewogen« gelten können. Also habe ich in einem Anfall von Entschlossenheit eines dieser Kochbücher mit »gesunden Mahlzeiten für Babys und Kleinkinder« gekauft, in der Annahme, es könne nicht so schwer sein, die Kinderernährung Schuldgefühl-frei zu gestalten. Da hatte ich mich getäuscht. Mit jeder Seite wurde ich niedergeschlagener. Jedes Rezept war voll boshaftem Hohn. Als ich zu den Desserts kam, hatte ich schon alle Hoffnung fahren lassen. Es gab ein »Monster-Sandwich« mit »strategisch angeordneten Scheibchen Gurke, Zucchini, Karotte und Tomate, mit Bohnensprossen für die Haare«. Eiermäuse. Eier-Erdbeer-Blumen. Ganz besonders deprimierte mich das Rezept für den Hüttenkäse-Clown. Auf einem fröhlich bunten Teller lag ein halber Vollkorn-Muffin, bestrichen mit Hüttenkäse. Das Rezept gab folgende Anweisung:
    Die Augen des Clowns machen Sie aus Gurkenscheiben, Käse und halbierten grünen Bohnen. Eine halbe Tomate bildet die Nase. Aus einer großen Tomatenscheibe formen Sie den Mund und einen dreieckigen Hut. Orangenschnitze ergeben die Ohren.
    ***
    Das Rezept war eine Niete. Es stand nämlich nicht darin, wie man sein Kind dazu bringen soll, überhaupt so etwas wie Hüttenkäse, Gurke, grüne Bohnen (halbiert oder nicht), Tomaten und Orangenschnitze zu essen. Außerdem, wenn man die Botschaft dieses Rezeptes konsequent weiterbefolgte und aus Hackfleisch Bart Simpson und aus Gemüse Schwammkopf Bob formte – würde sich ein Kind je wieder mit einem schlichten Käsetoast zufriedengeben? Die sprunghaft gestiegenen Erwartungen kleiner

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