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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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Fiona hat die Sammlung Nagellack begutachtet und zwei Fläschchen für Kirsty ausgewählt – eine unauffällige Farbe für eine French Manicure, und Lavendel-Metallic.
    »Was ist denn das?«, fragt Helen, als sie die klimpernde, farbenprächtige Schachtel entdeckt.
    »Gratisproben«, sagt Liz, »bedien dich ruhig.«
    »Nein, danke«, sagt Helen. »Du weißt doch, ich und Make-up … komm schon, Tam, du kannst noch nicht gehen.«
    »Wenn du jetzt gehst, war’s das. Wer weiß, wann wir wieder für so etwas Zeit haben«, sagt CJ.
    »Wir haben noch nicht mal Nachtisch gegessen, deinen Nachtisch«, betont Liz. Dass das ausgerechnet von ihr kommt – der Letzten unter den Dessert-Vertilgerinnen hier.
    Tam fügt sich dem allgemeinen Protest. Es ärgert mich, wie sie immer damit droht zu gehen, in der Hoffnung, damit alle Aufmerksamkeit zu gewinnen und die Bestätigung Bitte bleib doch! zu erhalten. Wenn sie so weitermacht, wird bei ihrem Abzug ihre Kühltasche rappelvoll sein mit Beteuerungen, wie erwünscht sie doch ist. »Also schön, ich bleibe noch ein bisschen«, sagt sie seufzend.
    »Gut«, sage ich, bewusst um eine mitfühlende Antwort bemüht – immerhin hatte sie vor zwei Jahren diesen Nervenzusammenbruch. »Du stellst wieder einmal deine eigenen Wünsche hinter die der anderen.«
    »Erwartet man das nicht von Müttern?«, fragt sie. Das ist Tam. Jetzt bedarf meine harmlose Bemerkung doch noch einer Rechtfertigung.
    »In gewissem Maße«, sage ich. »Aber du bist ein Extremfall. Weißt du nicht mehr, wie es war, einfach du zu sein, bevor du Kinder bekommen hast?«
    Sie zögert keine Sekunde mit ihrer Antwort: »Dieser Mensch möchte ich nicht mehr sein.«
    Ich sehe sie verwundert an. »Wirklich nicht?«
    »Ich mag mich viel mehr, seit ich Mutter geworden bin. Bevor ich die Jungs bekommen habe, drehte sich mein Leben nur um mich, und das fühlte sich ziemlich leer an. Jetzt genieße ich es, mich um andere Menschen zu kümmern, Menschen, deren Bedürfnisse wichtiger sind als meine eigenen.«
    Was sie da sagt, könnte man auf zweierlei Weise auffassen. Persönlich oder nicht. Ich überdenke die Möglichkeiten. Ich stelle die Bedürfnisse meiner Kinder auch vor meine eigenen, oder nicht? Habe ich nicht meinen Beruf aufgegeben, um zu Hause zu sein? Dreht sich mein Leben nicht ausschließlich um die Aktivitäten meiner Kinder? Na schön, ich habe Aarons Ernährung noch nicht auf glutenfrei umgestellt, aber dazu bin ich einfach zu müde.
    »Es wäre schön, auch mal ein oder zwei meiner Bedürfnisse erfüllt zu bekommen«, sagt CJ und pustet auf ihre Fingernägel, die sie mit einem satten Pflaumenblau lackiert hat. »Ich danke Gott für Harvey.«
    Tam ahnt nichts davon, aber seit drei Jahren warte ich vergeblich auf den Monat, in dem ich hundert Dollar übrig habe, um eine absolut unpraktische, aber unendlich begehrenswerte weiße Winterjacke mit Kunstpelzbesatz zu kaufen – für mich. Oder mir eine Ganzkörper-Massage zu leisten. Oder diese Anti-Falten-Creme mit der neuesten Technologie, die Resultate über Nacht verspricht. Stattdessen gebe ich alles, was vom monatlichen Haushaltsgeld übrig bleibt, bei Spontankäufen für Jamie und Aaron aus, für Zeug, das sie gar nicht brauchen. Nur deshalb, weil ich es liebe, wie ihre kleinen Gesichter strahlen, wenn ich sage: »Ich habe eine Überraschung für euch!« Und wenn ich dann meine letzten zwanzig Dollar für ein Bratz-Federmäppchen und einen Hulk-Schlafanzug ausgebe, seufze ich innerlich vor Freude und Zufriedenheit. Ich bin eine Mutter, die Kinder hat, denen sie etwas kaufen kann. Ich stelle meine Bedürfnisse hinter denen meiner Kinder zurück, wie jede andere Mutter auch. Auf diese kleine Insel der Selbstaufopferung kann Tam keinen Exklusivanspruch erheben.
    »Bevor ich Kinder bekommen habe, war ich total egoistisch«, sagt CJ, »auf positive Weise, meine ich. Ich habe Yoga gemacht, einen Literaturclub besucht, und ich hatte sogar Zeit, ehrenamtlich im sozialen Rechtsberatungszentrum zu arbeiten. Jetzt wünsche ich mir nur noch genug Zeit, um die Rechnungen zu überweisen und mit den Wäschebergen nachzukommen.«
    Wir nicken. Ich habe vage Erinnerungen an Tai-Chi-Kurse am Strand im Morgengrauen, Töpferei bei reichlich Rotwein, Kinobesuche und Latte macchiato im Café, Meditationswochenenden in landschaftlich reizvoller Umgebung, Gesichtsbehandlungen und Pediküren. Ich hatte das herrliche Gefühl, dass mein Leben ein bodenloser Topf voll goldener Stunden sei,

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