Weiberregiment
Bluse wie jemand, der mit
wenig Aussicht auf Erfolg versuchte, fröhlich zu bleiben.
Stecher sah zu den dicken, rußigen Balken an der Decke. »Ja«, sagte
sie.
»Aber draußen sind immer noch die Wächter«, gab Pol y zu
bedenken.
»Nein«, sagte Stecher. »Sie werden nicht mehr da sein.«
»Tatsächlich nicht?«
»Sie werden weg sein.« Stecher schwieg und schien alles gesagt zu
haben.
Toller ging zu ihr und griff nach ihrem Arm. »Lass uns miteinander
reden.« Sie führte das Mädchen zur anderen Seite des Raums, und dort
flüsterten sie miteinander. Stecher blickte die meiste Zeit zu Boden, und
schließlich kehrte Toller zurück.
»Wir brauchen die Mehlsäcke aus dem Lagerraum und das Seil vom
Brunnen«, sagte sie. »Und eins von den… Wie heißen die großen,
runden Dinger, mit denen man Schüsseln abdeckt? Mit einem Knauf
dran?«
»Schüsseldeckel?«, fragte Knal er.
»Und eine Kerze«, fuhr Toller fort. »Und Fässer. Und viel Wasser.«
»Und was soll das alles bewirken?«, erkundigte sich Bluse.
»Einen lauten Knall«, sagte Toller. »Tilda kennt sich mit Feuer aus,
glaubt mir.«
»Äh, wenn du sagst, dass sie sich mit Feuer auskennt…«, begann
Pol y unsicher.
»Jedes Haus, in dem sie gearbeitet hat, ist niedergebrannt«, sagte
Toller.
Sie rol ten die leeren Fässer in die Mitte des Raums und fül ten sie mit
Wasser aus der Pumpe. Unter Stechers einsilbiger Anleitung und
mithilfe des Seils vom Brunnen zogen sie drei staubige Mehlsäcke über
dem Bereich zwischen der Tür und den Fässern so hoch wie möglich.
»Ah«, sagte Pol y und trat zurück. »Ich glaube, ich verstehe. Vor zwei
Jahren explodierte auf der anderen Seite des Ortes eine Mühle.«
»Ja«, erwiderte Toller. »Das war Tilda.«
»Was?«
»Man hat sie dort geschlagen und noch Schlimmeres mit ihr
angestellt. Und die Sache mit Tilda ist: Sie beobachtet nur und grübelt,
und irgendwann kommt al es zusammen. Und dann explodiert etwas.«
»Aber zwei Personen sind gestorben!«
»Der Mann und seine Frau. Ja. Aber ich habe gehört, dass andere
Mädchen, die dorthin geschickt wurden, nie zurückgekehrt sind. Muss
ich darauf hinweisen, dass Tilda schwanger war, als man sie nach dem
Feuer zum Grauen Haus zurückbrachte? Sie gebar das Kind, und man
hat es ihr weggenommen, und wir wissen nicht, was damit geschehen
ist. Und dann wurde sie erneut geschlagen, weil sie eine Abscheulichkeit
in Nuggans Augen war. Fühlst du dich jetzt besser?«, fragte Toller und
versuchte, das Seil um ein Tischbein zu wickeln. »Es gibt nur uns, Pol y.
Nur sie und mich. Kein Erbe, kein hübsches Zuhause, in das wir
zurückkehren, keine uns bekannten Verwandten. Das Graue Haus
bricht uns alle, irgendwie. Reißer spricht mit der Herzogin, ich habe
keine… mittlere Drehzahl, und Tilda macht mir Angst, wenn sie
Streichhölzer in die Finger bekommt. Du solltest dabei ihr Gesicht
sehen. Es beginnt zu leuchten.« Tol er lächelte auf eine gefährliche
Weise. »Und auch andere Dinge. Ich schlage vor, wie ziehen uns in den
Lagerraum zurück, wenn die Kerze angezündet wird.«
»Sol te Tilda das nicht übernehmen?«
»Ja, sie macht es auch. Aber anschließend müssen wir sie wegziehen,
denn sonst bleibt sie da stehen, um al es zu beobachten.«
Dies hatte wie ein Spiel begonnen. Sie hatte es sich nicht als Spiel
vorgestellt, aber es war ein Spiel namens »Lass Polly ›Die Herzogin‹
behalten«. Und jetzt… Es spielte keine Rolle. Sie hatte alle Arten von
Plänen geschmiedet, aber dies ging über Pläne hinaus. Sie hatten sich
tapfer geschlagen, für Mädchen…
Nach kurzer Beratung hatten sie ein großes Fass mit Wasser vor die
Tür des Lagerraums gestellt. Pol y sah darüber hinweg zu Bluse und
dem Rest der Truppe.
»Na schön, wir sind, äh, bereit«, sagte sie. »Ist wirklich alles
durchdacht, Tol er?«
»Ja.«
»Und uns droht keine Gefahr?«
Toller seufzte. »Der Mehlstaub wird explodieren. Das ist ganz
einfach. Die Druckwelle trifft auf die mit Wasser gefül ten Fässer, die
vermutlich lange genug durchhalten, um sie zurückpral en zu lassen.
Das Schlimmste, was dann mit uns passieren könnte, ist, dass wir nass
werden. So sieht Tilda die Sache. Würdest du ihr bei dem Thema
widersprechen? Und auf der anderen Seite ist nur die Tür.«
»Wie hat sie das ausgearbeitet?«
»Das hat sie gar nicht. Sie sieht nur, wie es geschehen sol te.« Tol er
reichte Bluse das Ende des Seils. »Dies läuft über den
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