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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Vater stand neben der Leiter und rief Anweisungen
    auf seine typische Art: Er rief sie ein oder zwei Sekunden nachdem man
    schon begonnen hatte, sie auszuführen. Und Knal er – nur Pol y nannte
    sie noch so, und nur sie wusste warum – beobachtete sie mit Jack in
    den Armen. Es war ein hübsches Bild. Für einen Moment wünschte
    sich Polly ein Medaillon dafür.
    Das Wirtshaus »Zur Herzogin« war kleiner, als sie gedacht hatte. Aber
    wenn man es verteidigen musste, indem man mit dem Schwert in die
    Tür trat, so kam man zu spät. Wenn man sich um kleine Dinge
    kümmern wol te, musste man sich zuerst der großen annehmen, und
    vielleicht war die Welt nicht groß genug.
    Die Mitteilung, die sie auf der Frisierkommode zurückließ, lautete:
    »Knaller, ich hoffe, du und Jack seid hier glücklich. Paul, kümmere dich
    um sie. Vater, ich habe nie Arbeitslohn verlangt, aber ich brauche ein
    Pferd. Ich werde versuchen, es zurückzuschicken. Ich liebe euch al e.
    Wenn ich nicht zurückkehre, verbrennt diesen Brief und seht unterm
    Stal dach nach.«
    Pol y kletterte aus dem Fenster, sattelte im Stal ein Pferd und führte
    es durchs hintere Tor. Sie stieg erst auf, als sie außer Hörweite war,
    dann ritt sie zum Fluss hinunter.
    Der neue Tag war ein großer dicker Fisch. Der Saft stieg. In den
    Wäldern wuchs eine Tonne Holz pro Minute. Überal zwitscherten
    Vögel.
    Ein Wächter stand bei der Fähre. Er beobachtete Pol y nervös, als sie
    das Pferd an Bord führte, lächelte dann und sagte munter: »Guten
    Morgen, Fräulein.«
    Na schön… Zeit anzufangen. Pol y trat vor den verwirrten Mann.
    »Versuchst du, gescheit zu sein?«, fragte sie, ihr Gesicht dicht vor seinem.
    »Nein, Fräulein…«
    »Es heißt Feldwebel, mein Lieber!«, sagte Pol y. »Versuchen wir es
    noch einmal. Ich habe gefragt: Versuchst du, gescheit zu sein?«
    »Nein, Feldwebel!«
    Pol y beugte sich vor, bis nur noch ein Zentimeter ihre Nase von der
    seinen trennte. » Warum nicht? «
    Das Lächeln verschwand. Dies war kein Soldat auf der Schnel straße
    der Beförderung. »Hä?«, brachte er hervor.
    »Wenn du nicht versuchst, gescheit zu sein, so gibst du dich mit
    Dummheit zufrieden!«, rief Pol y. »Und die Dummheit steht mir bis
    hier, verstanden?«
    »Ja, aber…«
    »Aber was, Soldat?«
    »Ja, aber… äh… nichts, Feldwebel«, sagte der Soldat.
    »Gut.« Polly nickte den Fährleuten zu. »Können wir los?«, fragte sie
    im Tonfal eines Befehls.
    »Zwei Personen kommen gerade die Straße herunter, Feldwebel«,
    sagte einer von ihnen, der schnel er von Begriff war.
    Sie warteten. Es waren nicht nur zwei Personen, sondern drei. Eine
    von ihnen war Maladikta, in voller Uniform.
    Polly schwieg, bis die Fähre die Flussmitte erreicht hatte. Maladikta
    schenkte ihr die Art von Lächeln, die nur einem Vampir möglich ist. Es
    wäre schüchtern gewesen, wenn Schüchternheit andere Zähne gehabt
    hätte.
    »Ich dachte, wir versuchen es noch einmal«, sagte sie.
    »Wir suchen Bluse«, erwiderte Pol y.
    »Er ist jetzt Major«, sagte Maladikta. »Und überglücklich, weil man
    eine Art fingerlosen Handschuh nach ihm benannt hat, wie ich hörte.
    Wozu brauchen wir ihn?«
    »Er weiß über die Klacker Bescheid«, erwiderte Pol y. »Er kennt
    andere Arten, einen Krieg zu führen. Und ich kenne… Leute«, sagte
    Polly.
    »Ah. Meinst du ›Ich bin kein Lügner, das kann ich beschwören, aber
    ich kenne Leute‹-Leute?«
    »An solche Leute habe ich gedacht, ja.« Der Fluss klatschte an die
    Seite der Fähre.
    »Gut«, sagte Maladikta.
    »Aber ich weiß nicht, wohin es führen wird«, sagte Pol y.
    »Ah. Noch besser.«
    An dieser Stelle entschied Polly, dass sie genug von der Wahrheit
    wusste, um weiterzumachen. Die Feinde waren keine Männer, Frauen,
    Alte oder gar die Toten, sondern dumme Leute, und die gab es überal .
    Und niemand hatte ein Recht darauf, dumm zu sein.
    Sie sah zu den anderen beiden Passagieren, die an Bord gekommen
    waren: Bauernjungen in zerlumpten, schlecht sitzenden Klamotten, die
    sich von ihr fern hielten und zu Boden sahen. Doch ein Blick genügte.
    Die Welt stellte sich auf den Kopf, und die Geschichte wiederholte
    sich. Aus irgendeinem Grund stimmte sie das plötzlich sehr froh.
    »Wollt ihr zum Militär, Jungs?«, fragte Polly.
    Zwei Stimmen murmelten. Es klang nach einem »Ja«.
    »Gut«, sagte Polly. »Dann steht gerade. Lasst euch mal ansehen. Das
    Kinn nach oben. Aha. Bravo. Schade nur, dass ihr nicht geübt habt, in
    einer

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