Weiberregiment
Balken und
hinunter zum Deckel. Würdest du es bitte halten, Leutnant? Aber zieh
erst daran, wenn wir es sagen. Das ist wichtig. Komm, Polly.«
Im Bereich zwischen den Fässern und der Tür zündete Stecher eine
Kerze an. Sie tat dies ganz langsam, als wäre es ein Sakrament oder eine
uralte Zeremonie, von der jeder Teil große und komplexe Bedeutung
hatte. Sie entzündete ein Streichholz und hielt es vorsichtig, bis es
gleichmäßig brannte. Dann hielt sie es unter die Kerze, bewegte es von
einer Seite zur anderen und drückte die Kerze dann auf den Boden –
das erhitzte, weiche Wachs ließ sie dort festkleben. Zum Schluss
zündete sie den Docht an, kniete und beobachtete die Flamme.
»In Ordnung«, sagte Toller. »Ich hole sie jetzt, und du lässt vorsichtig den Deckel auf die Kerze hinab, klar? Komm, Tilda.«
Sie zog das Mädchen behutsam auf die Beine, flüsterte die ganze Zeit
über und nickte Pol y zu, die den Deckel mit einer an Ehrfurcht
grenzenden Langsamkeit herabließ.
Stecher ging wie im Schlaf. Toller blieb am Bein des schweren
Küchentischs stehen, an dem sie das andere Ende des Seils befestigt
hatte, das die Mehlsäcke unter der Decke hielt.
»Bisher klappt al es«, sagte sie. »Wenn ich den Knoten löse, nehmen
wir Tilda an den Armen und laufen los, verstanden, Polly? Wir laufen .
Bist du so weit? Hast du ihren Arm?« Sie zog an dem Seil. » Los! «
Die Mehlsäcke fielen, zogen dabei einen Schweif aus weißem Staub
hinter sich her und platzten vor der Tür auseinander. Mehl stieg wie
Nebel auf. Die Mädchen liefen zum Lagerraum und stürzten am Fass
vorbei. »Jetzt, Leutnant!«, rief Tol er. Bluse zog an dem Seil, das den
Deckel hob, und die Kerzenflamme erreichte…
Das Wumm beschränkte sich nicht auf das Geräusch. Es wurde zu
einer Erfahrung. Es hatte eine Qualität, die die Sinne überwältigte. Es
schüttelte die Welt wie ein Blatt, malte sie weiß und füllte sie
erstaunlicherweise mit dem Geruch von Toast. Und dann, nach einer
Sekunde, war es vorbei, ließ nichts weiter zurück als ferne Schreie und
das Poltern von einstürzendem Mauerwerk.
Pol y hob den Kopf und sah in Bluses Gesicht. »Ich glaube, wir
sollten unsere Sachen nehmen und losrennen, Herr«, sagte sie.
»Und lautes Geschrei würde helfen.«
»Ich denke, das mit dem Geschrei kriege ich hin«, murmelte Knal er.
»Das war keine sehr erbauliche Erfahrung.«
Bluse nahm eine Schöpfkel e. »Ich hoffe, dies wird nicht zu einem
verzweifelten letzten Kampf.«
»Nicht zum letzten, aber vielleicht zu unserem ersten, Herr«, sagte
Polly. »Bitte um Erlaubnis, markerschütternd schreien zu dürfen, Herr.«
»Erlaubnis erteilt, Perks!«
Der Boden war nass, und Teile – ziemlich kleine Teile – eines Fasses
lagen herum. Der halbe Kamin war herabgefal en, und der Ruß brannte.
Pol y fragte sich, ob es unten im Tal nach einem Zeichen aussah.
Die Tür war verschwunden. Ebenso viel von den Wänden darum
herum. Dahinter…
Rauch und Staub füllten die Luft. Stöhnende Männer lagen im Schutt
oder wankten ziel os umher. Als Pol y und die anderen sie erreichten,
kämpften sie nicht nur nicht, sondern verstanden nicht einmal. Und sie
hörten nichts. Die Frauen ließen ihre Waffen sinken. Pol y bemerkte
den Feldwebel, der im Durcheinander saß und sich mit der flachen
Hand an die eine Seite des Kopfes schlug.
»Gib mir die Schlüssel!«, befahl sie.
Er sah verwirrt auf. »Was?«
»Die Schlüssel!«
»Ich möchte ein braunes, bitte.«
»Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Was?«
Polly bückte sich, löste den Schlüsselring vom Gürtel des Mannes, der
sich nicht zur Wehr setzte, und widerstand der Versuchung, sich zu
entschuldigen. Sie warf die Schlüssel Bluse zu. »Übernimmst du das,
Herr? Ich glaube, wir müssen bald mit vielen Besuchern rechnen.« Sie
wandte sich der Gruppe zu. »Nehmt ihnen die Waffen ab!«
»Einige dieser Männer sind schwer verletzt, Pol y«, sagte Igorina und
ging in die Hocke. »Dieser hier hat Vielfaches.«
»Vielfaches was?«, fragte Polly und behielt die Treppe im Auge.
»Einfach… Vielfaches. Vielfaches von al em. Aber ich weiß, dass ich
seinen Arm retten kann, weil ich ihn dort drüben gefunden habe. Ich
glaube, er hielt das Schwert in der Hand, als…«
»Tu, was du kannst«, erwiderte Polly.
»He, das sind Feinde «, sagte Tol er und hob ein Schwert auf.
»Dief ift eine Igor-Fache«, sagte Igorina und nahm ihren Rucksack ab.
»Tut mir Leid, du
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