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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich
    dieser Mann so verhielt, als wüsste er gar nichts davon. Sein
    Schreibtisch in diesem kalten Turm wackelte; bis gestern hatte er dem
    Hausmeister der Kneck-Garnison gehört. Papiere lagen auf der
    zerkratzten Oberfläche und bildeten hinter Mumms Stuhl hohe Stapel.
    Eigentlich sah Mumm gar nicht wie ein Herzog aus, fand Clarence. Er
    wirkte eher wie ein Wächter, und das war er auch, soweit Clarence
    wusste. Das hielt Clarence Kinn nicht für richtig. Seiner Meinung nach
    sol ten die Leute ganz oben so aussehen, als gehörten sie dorthin.
    »Das ist eine sehr… interessante Frage, Herr«, sagte er. »Du meinst,
    das Volk…«
    »Nein, ich meine nicht das Volk, sondern die Nation«, sagte Mumm.
    »Nach dem, was ich gelesen habe, scheint Borograwien übergeschnappt
    zu sein. Ich schätze, die Leute versuchen einfach, so gut wie möglich
    zurechtzukommen und ihre Kinder großzuziehen, was ich selbst gern
    machen würde, möchte ich hinzufügen. Nimm einige Gruppen von
    Personen, die sich gar nicht von dir oder mir zu unterscheiden
    scheinen, doch wenn du sie al e zusammenbringst, bekommst du
    plötzlich einen delirierenden Irren mit Staatsgrenzen und einer
    Nationalhymne.«
    »Das ist eine faszinierende Idee, Herr«, sagte Clarence diplomatisch.
    Mumm sah sich im Zimmer um. Die Wände bestanden aus nacktem
    Stein, und die Fenster waren schmal. Es blieb kühl, selbst an einem
    sonnigen Tag. Al das schlechte Essen, das Rütteln und Schütteln, das
    Schlafen in unbequemen Betten… und die Reise im Dunkeln, an Bord
    von Zwergenbooten, in geheimen Kanälen unter den Bergen… Al ein
    die Götter wussten, mit welch kniffliger Diplomatie Lord Vetinari das
    fertig gebracht hatte, obwohl der Niedere König Mumm den einen oder
    anderen Gefallen schuldete…
    …und das al es für dieses kalte Schloss an diesem kalten Fluss
    zwischen diesen blöden Ländern mit ihrem blöden Krieg. Er wusste,
    was er unter anderen Umständen getan hätte. Wären es Leute gewesen,
    die auf der Straße balgten, hätte er nicht gezögert und gehandelt. Er
    hätte ihre Köpfe gegeneinander gestoßen und sie viel eicht eine Nacht
    in den Zel en verbringen lassen. Länder konnte man nicht
    gegeneinander stoßen.
    Mumm griff nach einigen Unterlagen, blätterte darin und ließ sie
    wieder sinken. »Ach, lassen wir diesen Kram«, sagte er. »Was passiert
    dort draußen?«
    »Soweit ich weiß, gibt es noch einige Widerstandsnester in den
    weniger zugänglichen Bereichen der Festung, aber man kümmert sich
    darum. Im Großen und Ganzen haben wir die Burg unter Kontrolle.
    Das war ein schlauer Trick von dir, Euer Gna… Herr.«
    Mumm seufzte. »Nein, Clarence, es war ein sehr dummer und alter
    Trick. Eigentlich sollte es nicht möglich sein, als Waschfrauen
    verkleidete Männer in eine Festung zu bringen. Drei von ihnen hatten
    Schnurrbärte, um Himmels willen!«
    »Die Borograwier sind recht… altmodisch, wenn es um solche Dinge
    geht, Herr. Da wir gerade dabei sind, Herr: Offenbar halten sich
    Zombies in den tieferen Grüften auf. Schreckliche Geschöpfe.
    Anscheinend sind im Lauf der Jahrhunderte viele hochrangige
    Angehörige des borograwischen Militärs dort unten eingesperrt
    worden.«
    »Ach? Und was machen sie jetzt?«
    Clarence hob die Brauen. »Ich glaube, sie torkeln, Herr. Und stöhnen.
    Wie Zombies. Etwas scheint sie aufgescheucht zu haben.«
    »Wahrscheinlich wir«, sagte Mumm. Er stand auf, schritt durchs
    Zimmer und öffnete die große, schwere Tür. »Reg!«, rief er.
    Nach einem Moment kam ein anderer Wächter herein und salutierte.
    Sein Gesicht war grau, und Clarence bemerkte, dass Nähte Hand und
    Finger zusammenhielten.
    »Das ist Obergefreiter Schuh, Clarence«, sagte Mumm fröhlich.
    »Einer von meinen Leuten. Er ist seit dreißig Jahren tot, und er genießt
    jede einzelne Sekunde an, nicht wahr, Reg?«
    »Ja, Herr Mumm«, erwiderte Reg, lächelte und zeigte dabei viele
    braune Zähne.
    »Im Kel er sind einige Kol egen von dir, Reg.«
    »Meine Güte. Torkeln sie etwa?«
    »Ich fürchte ja, Reg.«
    »Ich gehe hinunter und rede mit ihnen«, sagte Reg. Er salutierte und
    verließ das Zimmer, torkelte dabei ein wenig.
    »Ist er, äh, von hier?«, fragte Kinn, der ziemlich blass geworden war.
    »O nein«, antwortete Mumm. »Das unentdeckte Land. Er ist tot. Doch
    davon hat er sich nicht aufhalten lassen, das muss man ihm zugestehen.
    Hast du nicht gewusst, dass wir einen Zombie in der Wache haben,
    Clarence?«
    »Äh… nein,

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