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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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knurrte der Korporal.
    »Möchte Soldat werden, Herr!«
    Der Feldwebel wandte sich Polly zu und grinste, was sonderbare
    Bewegung in seine Narben brachte und al e Kinne wackeln ließ.
    Das Wort »dick« konnte man bei ihm eigentlich nicht verwenden,
    nicht wenn das Wort »fett« sich nach vorn drängelte. Er gehörte zu den
    Leuten, die keine Taille haben, sondern einen Äquator. Er hatte
    Schwerkraft. Wenn er fiel, in welche Richtung auch immer, würde er
    schaukeln. Sonnenschein und Alkohol hatten sein Gesicht rot gebrannt.
    Kleine dunkle Augen funkelten in der Röte wie die glitzernde Schneide
    eines Messers. Neben ihm auf dem Tisch lagen zwei altmodische
    Entermesser, Waffen, die mehr Ähnlichkeit mit einem Hackbeil hatten
    als mit einem Schwert.
    »Einfach so?«, fragte er.
    »Jaherr!«
    »Im Ernst?«
    »Jaherr!«
    »Du möchtest nicht, dass wir dich zuerst stockbetrunken machen?
    Das ist Tradition, weißt du.«
    »Neinherr!«
    »Ich habe dir noch nicht von den wundervol en Aufstiegs- und
    Verdienstmöglichkeiten erzählt, oder?«
    »Neinherr!«
    »Habe ich darauf hingewiesen, dass du dir in der prächtigen roten
    Uniform die Mädchen mit einem Knüppel vom Leib halten musst?«
    »Glaube nicht, Herr!«
    »Und das Essen? Jede Mahlzeit ist wie ein Bankett, wenn du mit uns
    marschierst!« Der Feldwebel klopfte sich auf den Bauch, was ferne
    Regionen erbeben ließ. »Ich bin der lebende Beweis dafür!«
    »Ja, Herr. Nein, Herr. Ich möchte Soldat werden, um für mein Land
    und die Ehre der Herzogin zu kämpfen, Herr!«
    »Tatsächlich?«, fragte der Korporal ungläubig, aber der Feldwebel
    schien das nicht zu hören. Er musterte Pol y von Kopf bis Fuß, und
    Pol y sah ganz klar, dass der Mann weder so betrunken noch so dumm
    war, wie er aussah.
    »Potzblitz, Korporal Strappi, mir scheint, wir haben hier nicht
    weniger als einen guten, altmodischen Patrioten«, sagte er, und sein Blick kehrte zu Pollys Gesicht zurück. »Nun, du bist hier genau an der
    richtigen Stel e, mein Junge!« Geschäftig schob er ein Bündel Papiere
    auf Polly zu. »Weißt du, wer wir sind?«
    »Das Zehnte Regiment, Herr. Leichte Infanterie, Herr. Bekannt als
    die Rein-und-Rausser, Herr«, sagte Polly, vor Erleichterung sprudelnd.
    Sie hatte ganz offensichtlich eine Art Test bestanden.
    »Stimmt, Junge. Ausgezeichnete Käsler, allesamt. Das beste Regiment
    überhaupt, im besten Heer auf der ganzen Welt. Willst unbedingt
    dazugehören, wie?«
    »Bin Feuer und Flamme, Herr!«, sagte Polly und spürte den
    argwöhnischen Blick des Korporals auf sich ruhen.
    »Bravo!«
    Der Feldwebel schraubte ein Tintenfässchen auf und tauchte die
    Spitze einer Schreibfeder hinein. Seine Hand verharrte über den
    Papieren. »Name, Junge?«, fragte er.
    »Oliver, Herr. Oliver Perks«, sagte Polly.
    »Alter?«
    »Siebzehn am kommenden Sonntag, Herr.«
    »Ja«, brummte der Feldwebel. »Du bist siebzehn, und ich bin die
    Großherzogin Annagowia. Wovor läufst du weg, hm? Vor einer jungen
    Dame in anderen Umständen?«
    »Dabei hätte ihm jemand helfen müssen«, sagte der Korporal und
    lächelte. »Er quiekt wie ein Knäblein vor dem Stimmbruch.«
    Pol y spürte, wie sie errötete. Aber der junge Oliver wäre ebenfal s rot
    geworden. Es war ganz leicht, einen Jungen erröten zu lassen. Pol y
    brachte das allein mit Starren fertig.
    »Spielt keine Rolle«, sagte der Feldwebel. »Du setzt dein Kreuz unter
    dieses Dokument hier und küsst die Herzogin, und dann bist du mein
    Junge, verstanden? Ich bin Feldwebel Jackrum. Ich werde deine Mutter
    und dein Vater sein, und Korporal Strappi hier kannst du dir als eine
    Art großen Bruder vorstel en. Und das Leben wird jeden Tag Steak und
    Schinken sein, und wer dich wegbringen will, muss auch mich
    fortzerren, weil ich mich nämlich an deinem Kragen festhalte. Und du
    hast al en Grund zu der Annahme, dass niemand solche Massen
    bewegen kann, Herr Perks.« Ein dicker Daumen stieß aufs Papier
    herab. »Hier an dieser Stelle.«
    Pol y nahm die Feder und unterschrieb.
    »Was ist das?«, fragte der Korporal.
    »Meine Unterschrift«, sagte Polly.
    Sie drehte sich um, als sie hörte, wie die Tür hinter ihr aufschwang.
    Mehrere junge Männer – sie korrigierte sich: mehrere andere junge
    Männer – kamen ins Wirtshaus und blickten sich vorsichtig um.
    »Du kannst auch lesen und schreiben?«, fragte der Feldwebel, sah zu
    den Neuankömmlingen und dann wieder zu Pol y. »Ja, tatsächlich. Und
    die Handschrift ist hübsch rund.

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