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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sie Platz, genehmigte sich ein
    spätes Frühstück aus kalten Kartoffeln und Wurst und beobachtete
    dabei, wie der Karren übersetzte. Niemand ging hinter ihm. Diesmal
    waren in Münz keine jungen Burschen rekrutiert worden. Die Leute
    hielten sich fern. Während der letzten Jahre hatten zu viele junge
    Männer den Ort verlassen, und zu wenige waren zurückgekehrt. Und
    manchmal brachten jene, die zurückkehrten, nicht al e Teile von sich
    mit. Sosehr der Korporal auch auf seine Trommel hämmerte: Dem
    Dorf Münz gingen die Söhne fast ebenso schnel aus, wie sich dort
    Witwen ansammelten.
    Der Nachmittag hing schwer und feucht, und ein Singvogel folgte
    Pol y von Busch zu Busch. Der Schlamm der vergangenen Nacht
    dampfte, als sie die Trol brücke erreichte, die den Fluss in einer
    schmalen Schlucht überspannte. Sie war dünn und elegant
    geschwungen, und angeblich hielt sie ohne Mörtel zusammen. Es hieß,
    dass ihr eigenes Gewicht sie fest im Felsgestein auf beiden Seiten
    verankerte. Ein Wunder der Welt sol te sie sein, aber die Leute in dieser
    Gegend wunderten sich nicht oft und waren sich der Welt kaum
    bewusst. Es kostete einen Cent, die Brücke zu überqueren, oder
    hundert Goldstücke, wenn man einen Ziegenbock dabei hatte.* Auf
    halbem Wege zur anderen Seite blickte Polly übers Geländer und sah
    den Karren tief unten. Er rol te über die schmale Straße dicht über dem
    weiß schäumenden Wasser.
    Den ganzen Nachmittag über ging es bergab, durch den dunklen
    Kiefernwald auf dieser Seite der Schlucht. Pol y beeilte sich nicht, und
    bei Sonnenuntergang sah sie das Wirtshaus. Der Karren war bereits
    eingetroffen, und al em Anschein nach hatte der
    Rekrutierungsfeldwebel nicht einmal einen Versuch gemacht.
    Es ertönte kein Trommelschlag wie am vergangenen Abend, und es
    erklangen auch keine Rufe wie: »Kommt, ihr Grünschnäbel! Das Leben
    ist großartig bei den Rein-und-Raussern!«

    Es gab immer Krieg. Es war ein Grenzstreit, das nationale Äquivalent des Vorwurfs, dass der Nachbar seine Hecke zu lang wachsen ließ.
    Manchmal wurde die Sache größer. Borograwien war ein friedliebendes
    Land, umgeben von verräterischen, heimtückischen und kriegerischen
    Feinden. Es mussten verräterische, heimtückische und kriegerische
    Feinde sein, denn sonst würden wir ja nicht gegen sie kämpfen. Es gab
    immer Krieg.
    Pollys Vater war beim Militär gewesen, bevor er das Wirtshaus »Zur
    Herzogin« von Pol ys Großvater übernommen hatte. Er sprach nicht
    viel darüber. Er hatte sein Schwert mit nach Hause gebracht, hängte es
    aber nicht über den Kamin, sondern benutzte es als Schürhaken.
    Manchmal besuchten ihn Freunde, und wenn die Gaststube für die
    Nacht geschlossen hatte, saßen sie am Feuer, tranken und sangen. Die

    * Trolle sind keine schnellen Denker, aber mit dem Vergessen haben sie es
    auch nicht eilig.
    junge Pol y hatte einen Vorwand gefunden, um aufzubleiben und den
    Liedern zuzuhören, doch das fand ein Ende, als sie eins der
    interessanteren Wörter in Anwesenheit ihrer Mutter benutzte und sich
    dadurch in Schwierigkeiten brachte. Jetzt war sie älter und servierte
    Bier, und man nahm an, dass sie die Wörter kannte oder bald
    herausfinden würde, was sie bedeuteten. Außerdem befand sich ihre
    Mutter inzwischen an einem Ort, wo sie keinen Anstoß mehr an
    Wörtern nahm und wo solche Ausdrücke, rein theoretisch, nie benutzt
    wurden.
    Die Lieder waren Teil von Pol ys Kindheit gewesen. Sie kannte den
    Text von »Die Welt steht Kopf«, »Der Teufel soll mein Feldwebel sein«,
    »Ich hatt einen Kameraden«, »Als Jungen wurden wir Soldaten« und
    »Ich ließ ein Mädchen zurück«. Nachdem das Bier eine Zeit lang
    geflossen war, hatte Pol y Gelegenheit bekommen, sich die Worte von
    »Oberst Krapski« und »Ich wünschte, ich hätte sie nie geküsst«
    einzuprägen.
    Und dann gab es da noch das Lied »Süße Pol y Oliver«. Ihr Vater
    hatte es gesungen, wenn sie als kleines Mädchen gereizt oder traurig
    gewesen war, und sie hatte gelacht und Freude daran gefunden,
    hauptsächlich deshalb, weil ihr Name darin vorkam. Sie kannte den
    Text auswendig, noch bevor sie begriff, was die einzelnen Wörter
    bedeuteten. Und jetzt…
    Pol y öffnete die Tür. Der Rekrutierungsfeldwebel und sein Korporal
    sahen von dem fleckigen Tisch auf, an dem sie saßen, die Bierkrüge auf
    halbem Weg zu den Lippen. Sie atmete tief durch, trat an den Tisch
    heran und versuchte zu salutieren.
    »Was wil st du, Junge?«,

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