Weiberregiment
Trense und Kandare gehören nicht an den Hals«, sagte
Pol y, die oft auf dem Hof der »Herzogin« geholfen hatte.
»Ach, viel eicht war er deshalb in der vergangenen Nacht so
widerspenstig«, sagte Bluse. »Eigentlich sol te ich über diese Dinge
Bescheid wissen, aber zu Hause hatten wir einen Mann, der sich darum
kümmerte…«
»Lass es mich machen, Herr.« Pol y löste die Knoten aus dem
Zaumzeug. »Wie heißt er, Herr?«
»Thalacephalos«, antwortete Bluse verlegen. »So hieß der legendäre
Hengst von General Taktikus, weißt du.«
»Nein, das wusste ich nicht, Herr«, sagte Pol y. Sie beugte sich zurück
und sah zwischen die Hinterbeine des Pferds. Lieber Himmel, Bluse war
kurzsichtig, und ob…
Die Stute sah sie teilweise mit ihren Augen an, die klein und böse
waren, und größtenteils mit ihren gelb werdenden Zähnen, von denen
sie ziemlich viele hatte. Sie schien kichern zu wol en.
»Ich halte ihn für dich, während du aufsteigst, Herr«, sagte Polly.
»Danke. Er bewegt sich immer, wenn ich es versuche!«
»Kann ich mir denken, Herr«, sagte Pol y. Sie wusste über schwierige
Pferde Bescheid. Bei diesem deutete al es auf ein echtes Mistvieh hin,
das sich von der offensichtlichen Überlegenheit der Menschen nicht
beeindrucken ließ.
Die Stute verdrehte die Augen und zeigte ihr die Zähne, als Bluse
aufstieg, aber Pol y wahrte einen sicheren Abstand zu den Pfosten des
Unterstands. Thalacephalos würde nicht bocken oder treten. Sie
gehörte zur hinterhältigen Art, begriff Pol y, zu der Art, die versuchte,
einem auf den Fuß zu treten…
Sie bewegte den Fuß genau in dem Augenblick, als der Huf
herunterkam. Es gefiel Thalacephalos ganz und gar nicht, dass man ihre
Pläne durchkreuzt hatte. Sie drehte sich, senkte den Kopf und biss
Pol y in die zusammengerol ten Socken.
»Böses Pferd!«, sagte Bluse streng. »Tut mir Leid, Perks. Ich glaube, er
ist kampflustig! Oh, meine Güte!«, fügte er hinzu und sah nach unten.
»Ist alles in Ordnung mit dir, Perks?«
»Nun, er ist ein wenig eigenwillig, Herr…«, sagte Polly, die zur Seite
gezogen wurde. Bluse war blass geworden.
»Aber er hat dich gebissen… und zwar… genau dort…«
Der Groschen fiel. Pol y sah nach unten und erinnerte sich an das,
was sie während zahlreicher regelfreier Kämpfe im Wirtshaus gehört
hatte.
»Oh… oooo… argh… verdammt! Direkt in meine besten Teile!
Aargh!«, stöhnte sie, und dann, weil sie es zu dem Zeitpunkt für eine
gute Idee hielt, rammte sie der Stute beide Fäuste auf die Schnauze. Der
Leutnant fiel in Ohnmacht.
Es dauerte eine Weile, Bluse wieder zu sich zu bringen, aber das
verschaffte Pol y wenigstens Zeit zum Nachdenken.
Er öffnete die Augen und richtete den Blick auf sie.
»Äh, du bist vom Pferd gefal en, Herr«, sagte Pol y.
»Perks? Ist al es in Ordnung mit dir? Lieber Himmel, er hat dich…«
»Dafür sind nur einige Stiche erforderlich, Herr!«, erwiderte Pol y
munter.
»Was? Von Igor ?«
»Neinherr«, sagte Pol y. »Nur die Kleidung, Herr. Die Hose ist ein
wenig zu groß für mich, Herr.«
»Oh, ich verstehe. Zum Glück. Knapp daneben, wie? Nun, ich sollte
besser nicht den ganzen Tag hier herumliegen…«
Die Gruppe half ihm auf den Rücken von Thalacephalos, die noch
immer reuelos kicherte. Was »zu große« Dinge betraf: Pol y beschloss,
sich bei der nächsten Rast die Jacke des Leutnants vorzunehmen. Mit
der Nadel war sie nicht besonders gut, aber wenn Igor nicht dafür
sorgen konnte, dass die Jacke besser saß, so war er nicht der Mann, der
er zu sein schien. Und dieser Satz warf eine Frage auf.
Jackrum forderte sie mit donnernder Stimme zum Antreten auf.
Darin waren sie inzwischen viel besser geworden. Und es ging auch viel
ordentlicher zu.
»Na schön, ihr Rein-und-Rausser! Heute Abend…«
Große gelbe Zähne zogen ihm die Mütze vom Kopf.
»Oh, ich bitte um Entschuldigung, Feldwebel!«, sagte Bluse hinter
ihm und versuchte, die Stute zu zügeln.
»Schon gut, Herr, solche Dinge passieren!«, erwiderte Jackrum und
zog seine Mütze wütend zurück.
»Ich möchte zu den Männern sprechen, Feldwebel.«
»Oh? Äh… ja, Herr«, sagte Jackrum und wirkte besorgt. »Natürlich,
Herr. Rein-und-Rausser! Aaaach tung !«
Bluse hüstelte. »Äh… Männer«, begann er. »Wie ihr wisst, müssen wir
so schnell wie möglich zum Kneck-Tal, wo man uns offenbar braucht.
Wir sind nachts unterwegs, um… Verstrickungen zu vermeiden.
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