Weiberregiment
alle anderen
hatten Wachdienst. Sie saßen am Feuer, über dem es in einem kleinen
Topf brodelte. Stecher kümmerte sich um das Feuer. In der Nähe von
Flammen wirkte sie immer lebendiger, bemerkte Polly.
»Ich koche Pferdeskubbo für den Rupert«, sagte Knal er in einem
Jargon, den sie vor zwanzig Stunden gelernt hatte. »Er hat ausdrücklich
darum gebeten. Von Dreistück habe ich jede Menge getrocknetes
Pferdefleisch bekommen, aber Toller meint, sie könnte während ihrer
Wache einige Fasane erwischen.«
»Hoffentlich verbringt sie auch einen Teil der Zeit damit, nach
Feinden Ausschau zu halten«, sagte Polly.
»Sie ist vorsichtig«, sagte Stecher und stocherte mit einem Stock im
Feuer.
»Wenn sie uns auf die Schliche kommen…«, sagte Knal er leise.
»Dann werden wir geschlagen und nach Hause geschickt.«
»Von wem?«, fragte Polly so plötzlich, dass es sie selbst überraschte.
»Wer sollte hier draußen versuchen, uns zu schlagen? Wer sollte sich
überhaupt darum scheren ?«
»Nun, äh, das Tragen von Männerkleidung ist eine Abscheulichkeit
vor Nuggan…«
»Warum?«
»Sie ist es einfach«, sagte Knaller bestimmt. »Aber…«
»…du trägst solche Kleidung«, stellte Polly fest.
»Es ist die einzige Möglichkeit«, sagte Knal er. »Ich habe sie
anprobiert, und dabei erschien sie mir gar nicht so abscheulich.«
»Ist euch aufgefallen, dass Männer anders mit euch reden?«, fragte
Stecher scheu.
»Reden?«, wiederholte Pol y. »Sie hören auch anders zu.«
»Sie sehen einen nicht dauernd an«, sagte Stecher. »Ihr wisst, was ich
meine. Man ist einfach… eine andere Person. Wenn ein Mädchen mit
einem Schwert über die Straße ginge, würde ein Mann versuchen, ihr
die Waffe wegzunehmen.«
»Wir Trol -Frauen dürfen Keulen haben keine«, sagte Jade. »Nur
große Steine. Und es für ein Trol -Mädchen nicht richtig sein, Flechten
zu tragen, denn sagen die Jungen, kahl bescheiden ist. Musste
Vogeldreck mir reiben auf den Kopf, um wachsen zu lassen diese.«
Das war eine ziemlich lange Rede für einen Troll.
»Das wussten wir nicht«, sagte Pol y. »Äh, Trolle sehen für uns al e
gleich aus, mehr oder weniger.«
»Ich von Natur aus zerklüftet bin«, rumpelte Jade. »Ich nicht
einsehen, warum ich mich sol glatt schleifen.«
»Es gibt einen Unterschied«, sagte Knal er. »Ich glaube, es liegt an den Socken. Sie scheinen einen die ganze Zeit über nach vorn zu ziehen.
Man könnte meinen, die ganze Welt dreht sich um die Socken.« Sie
seufzte und sah auf das Pferdefleisch hinab, das fast weiß gekocht war.
»Fertig«, sagte sie. »Du solltest besser gehen und es dem Rupert
bringen, Pol y… ich meine, Schnieke. Ich habe dem Feldwebel gesagt,
dass ich etwas Besseres zubereiten könnte, aber er betonte, wie
begeistert der Leutnant gestern Abend war…« Ein kleiner wilder
Truthahn, zwei Fasane und zwei Kaninchen landeten
zusammengebunden vor Knal er.
»Gut, dass wir für euch Wache gehalten haben, wie?«, fragte Tol er,
lächelte und drehte eine leere Schleuder in der einen Hand. »Ein Stein,
eine Mahlzeit. Maladikt hält weiter Wache. Er meint, er riecht al e,
bevor sie ihn sehen, und er ist zu nervös, um etwas zu essen. Was
kannst du hiermit anfangen?«
»Eine Wild-Kasserolle«, erwiderte Knaller sofort. »Es gibt Gemüse,
und ich habe noch eine halbe Zwiebel.* Einer der Haufen dort drüben
lässt sich bestimmt in einen Backofen verwandeln…«
»Auf die Beine! Achtung!«, schnappte der lautlos schleichende
* Eine Frau hat immer eine halbe Zwiebel übrig, wobei die Größe der
Zwiebel, das Essen oder die Frau keine Rol e spielen.
Jackrum hinter ihnen. Als die Rekruten aufsprangen, trat er zurück, und
ein halbes Lächeln spielte um seine Lippen. »Soldat Halter, ich muss
verdammt gute Augen haben«, sagte er, als sie einigermaßen senkrecht
standen.
»Ja, Feldwebel«, sagte Toller und blickte geradeaus.
»Kannst du dir den Grund dafür vorstel en, Soldat Halter?«
»Nein, Feldwebel.«
»Weil ich weiß, dass du ein ganzes Stück vom Lager entfernt Wache
hältst, und doch sehe ich dich so deutlich, als stündest du neben mir,
Halter!«
»Ja, Feldwebel!«
»Zum Glück hältst du noch immer Wache, Halter, denn wer sich im
Krieg von seinem Wachtposten entfernt, wird mit dem Tod bestraft,
Halter!«
»Ich habe nur…«
»Es gibt kein ›Nur‹! Ich will keine Nurs hören! Ich möchte nicht, dass
du mich für einen Schreier hältst, Halter!
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