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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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in Bewegung. Eine Zeit lang schwieg er und
    fragte dann: »Na schön, was habe ich falsch gemacht?«
    »Manchmal vergisst du zu lispeln«, sagte Polly. »Aber hauptsächlich…
    Es ist nur ein Gefühl. Viel eicht kleine Dinge in der Art, wie du dich
    bewegst.«
    »Das Wort, nach dem du suchst, lautet ›Igorina‹«, sagte Igorina. »Wir
    lispeln nicht so sehr wie die Jungs.«
    Sie gingen schweigend, bis Pol y sagte: »Ich fand es schlimm genug,
    das Haar abzuschneiden…«
    »Die Nähte?«, fragte Igorina. »Ich kann sie in fünf Minuten
    verschwinden laffen. Sind nur fürs Auge.«
    Pol y zögerte. Aber Igors mussten vertrauenswürdig sein. »Du hast dein Haar nicht abgeschnitten?«
    »Ich habe es einfach abgenommen«, sagte Igorina.
    »Ich hab meins in den Rucksack gelegt«, fügte Polly hinzu und
    versuchte, die Nähte an Igorinas Kopf zu ignorieren.
    »Ich auch«, sagte Igorina. »Es steckt in einem Glaf und wächft
    weiter.«
    Pol y schluckte. Man brauchte eine weniger plastische
    Vorstel ungskraft, um mit einem Igor über persönliche Dinge zu reden.
    »Meins wurde mir in der Kaserne gestohlen. Bestimmt war es Strappi.«
    »Meine Güte.«
    »Wenn ich daran denke, dass er mein Haar hat… Es ist schrecklich.«
    »Warum hast du es mitgenommen?«
    Und das war die Frage. Pol y hatte geplant, und sie hatte bei ihren
    Planungen gute Arbeit geleistet. Es war ihr gelungen, die anderen zu
    täuschen. Sie war ganz cool und vernünftig gewesen, und es hatte ihr
    kaum etwas ausgemacht, sich das Haar abzuschneiden.
    Aber sie hatte es mitgenommen. Warum? Sie hätte es wegwerfen
    können. Es war keine Magie, nur Haar. Ja, sie hätte es einfach
    wegwerfen können. Aber… jemand hätte es finden können. Das war
    der Grund. Sie musste es fortbringen und irgendwo vergraben, damit es
    niemand entdeckte. Genau.
    Aber sie hatte es nicht vergraben.
    Nun, sie war beschäftigt gewesen. Stimmt, bestätigte die leise Stimme des inneren Verrats. Sie war damit beschäftigt gewesen, al en etwas
    vorzumachen, außer sich selbst.
    »Was könnte Strappi damit anstel en?«, fragte Igorina. »Jackrum
    würde ihn sofort niederschlagen, wenn er fich noch einmal bei unf
    blicken liefe. Er ist ein Deserteur und ein Dieb!«
    »Ja, aber er könnte jemandem etwas sagen«, erwiderte Pol y.
    »Na schön, dann behauptest du einfach, es wäre eine Locke von
    deiner Freundin, die du zurückgelassen hast. Viele Soldaten haben eine
    solche Locke oder etwas in der Art dabei. Du weißt schon: ›Ihr Haar
    wie Gold, in Locken hold.‹ So wie in dem Lied.«
    »Es war mein ganzes Haar ! Eine Locke? Es hätte nicht einmal in deinen Hut gepasst!«
    »Ah«, entgegnete Igorina. »Und wenn du sagst, du hättest sie sehr
    geliebt ?«
    Trotz al em begann Pol y zu lachen und konnte nicht mehr aufhören.
    Sie biss in ihren Ärmel und versuchte, weiter einen Fuß vor den
    anderen zu setzen, während ihre Schultern bebten.
    Etwas, das sich wie ein kleiner Baum anfühlte, stieß gegen ihren
    Rücken. »Ihr beiden leiser sein solltet«, polterte Jade.
    »Entschuldigung, Entschuldigung«, zischte Polly.
    Igorina begann zu summen. Pol y kannte das Lied.

    Einsam bin ich, seit der Hügel hinter mir liegt,
    Und über Heideland und Tal…

    Und sie dachte: Nicht auch noch dieses. Ein Lied genügt. Ich wol te das Mädchen zurücklassen, aber mir scheint, ich habe es mitgenommen…
    An dieser Stel e kamen sie unter den Bäumen hervor und sahen das
    rote Glühen.
    Der Rest der Truppe hatte sich bereits versammelt und beobachtete
    es. Es beanspruchte einen ziemlich großen Teil des Horizonts, und an
    einigen Stellen wurde es mal heller und mal dunkler.
    »Ist das die Hölle?«, fragte Reißer.
    »Nein, aber ich fürchte, die Menschen haben es dazu gemacht«, sagte
    der Leutnant. »Das ist das Kneck-Tal.«
    »Brennt es, Herr?«, fragte Polly.
    »Nein, Verehrtester, das ist nur der Schein der Lagerfeuer, reflektiert
    von den Wolken«, sagte Feldwebel Jackrum. »Ein Schlachtfeld sieht
    immer schlimm aus bei Nacht. Macht euch deshalb keine Gedanken,
    Jungs!«
    »Die Lagerfeuer scheinen recht groß zu sein«, meinte Maladikt.
    »Und was ist das?« Pol y deutete zu einem nahen Hügel, der dunkel in
    der Nacht aufragte. Auf seiner Kuppe blinkte ein kleines Licht, und
    zwar ziemlich schnell.
    Ein leises Zischen erklang, gefolgt von einem metal ischen Klacken,
    als Bluse ein kleines Fernrohr hervorholte und es auseinander zog. »Ein
    Lichtklacker, na so was!«, sagte er.
    »Da drüben noch

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