Weiberregiment
weiß, wird’s leicht für
ihn. Aber wenn er weiterhin die Klappe hält, wird er’s schwer haben.«
» Nein, Feldwebel. Er ist ein feindlicher Offizier, der im Kampf in
Gefangenschaft geraten ist, und er hat das Recht, anständig behandelt
zu werden.«
»Nein, Herr. Er ist ein Feldwebel, und solche Leute verdienen
überhaupt keinen Respekt, Herr. Ich sol te es wissen. Sie sind listig und
verschlagen, wenn sie was taugen. Ich hätte nichts dagegen, wenn er ein
Offizier wäre, Herr. Aber Feldwebel sind clever .«
Der gefesselte Gefangene brummte.
»Nimm ihm den Knebel ab, Perks«, sagte Bluse. Instinktiv, auch wenn
der Instinkt erst zwei Tage alt war, sah Pol y zu Jackrum. Der
Feldwebel zuckte mit den Schultern, daraufhin zog sie den Lappen weg.
»Ich rede«, sagte der Gefangene und spuckte Stofffussel aus. »Aber
nicht mit dem Fettsack! Ich rede mit dem Offizier. Haltet den Mann
von mir fern!«
»Du kannst wohl kaum etwas verlangen, mein Lieber!«, knurrte
Jackrum.
»Feldwebel…«, sagte der Leutnant. »Bestimmt musst du dich um viele
Dinge kümmern. Bitte geh. Schick zwei der Männer hierher. Gegen vier
von uns kann er wohl kaum etwas ausrichten.«
»Aber…«
»Das war ein weiterer Befehl, Feldwebel«, sagte Bluse. Er wandte sich an den Gefangenen, als Jackrum davonstapfte. »Wie lautet dein Name,
Mann?«
»Ich bin Feldwebel Tauering, Leutnant. Und wenn du vernünftig bist,
lässt du mich frei und ergibst dich.«
»Ich sol mich ergeben?«, erwiderte Bluse, als Igorina und Reißer
herbeigelaufen kamen, bewaffnet und verwirrt.
»Ja. Ich lege ein gutes Wort für dich ein, wenn die Jungs zu uns
aufschließen. Du ahnst nicht, wie viele Leute nach euch suchen.
Könnte ich bitte etwas zu trinken haben?«
»Was? Oh, ja. Natürlich«, sagte Bluse so, als hätte man ihn dabei
ertappt, wie er schlechte Manieren zeigte. »Perks, hol Tee für den
Feldwebel. Warum sucht man nach uns, bitte schön?«
Tauering lächelte schief. »Das weißt du nicht?«
»Nein«, erwiderte Bluse kühl.
»Du weißt es wirklich nicht?« Tauering lachte. Er war viel zu entspannt für einen Gefesselten, und Bluse klang viel zu sehr wie ein freundlicher,
aber besorgter Mann, der versuchte, bestimmt und entschlossen zu
wirken. Für Pol y sah er wie ein Kind aus, das beim Poker versuchte,
einen Mann namens Doc zu bluffen.
»Treib keine Spielchen, Mann. Heraus damit!«, sagte Bluse.
»Alle wissen über euch Bescheid, Leutnant. Ihr seid das Monströse
Regiment! Womit ich dir natürlich nicht zu nahe treten möchte. Es
heißt, ihr habt einen Troll, einen Vampir, einen Igor und einen
Werwolf. Es heißt…« Tauering kicherte. »Es heißt, ihr hättet Prinz
Heinrich und seine Garde überwältigt, ihnen die Stiefel gestohlen und
sie splitternackt forthüpfen lassen!«
Irgendwo in einem Strauch sang eine Nachtigal . Ihr Gesang blieb
eine Zeit lang ungestört. Schließlich sagte Bluse: »Ha, nein, du irrst dich.
Es war Hauptmann Horentz…«
»Ja, klar, er hätte euch natürlich die Wahrheit gesagt, während eure Schwerter auf ihn gerichtet waren!«, entgegnete Tauering.
»Von einem meiner Leute habe ich gehört, dass ihn einer von euch in
die Kronjuwelen getreten hat, aber das Bild habe ich noch nicht
gesehen.«
»Jemand hat davon ein Bild gemacht?«, quiekte Pol y in plötzlichem
Entsetzen.
»Von dem Tritt nicht. Aber man kann ihn überal gefesselt sehen, und
das Bild sol von den Nachrichtentürmen nach Ankh-Morpork
übertragen worden sein.«
»Ist… ist er verärgert?«, fragte Pol y mit zittriger Stimme. Sie
verfluchte Otto Chriek und seine Bildermacherei.
»Mal sehen«, erwiderte Tauering sarkastisch. »Verärgert? Nein, ich
glaube nicht, dass er verärgert ist. ›Fuchsteufelswild‹ trifft es besser.
Oder vielleicht sollte man sagen, dass er ›außer sich vor Zorn‹ ist? Ja,
das ist er tatsächlich. Viele Leute suchen nach euch Jungs. Bravo!«
Selbst Bluse bemerkte Pollys Kummer. »Äh… Perks«, sagte er, »du
warst es, der…«
Die Worte OGottichhabedenPrinzenindieKronjuwelengetreten
gingen Pol y immer wieder durch den Kopf, wie ein Hamster, der in
einer wild gewordenen Tretmühle lief, bis er plötzlich gegen ein
massives Hindernis prallte.
»Jaherr«, schnappte sie. »Er drängte sich einer jungen Frau auf, Herr.
Erinnerst du dich?«
Bluses gerunzelte Stirn glättete sich, und er lächelte mit kindlicher
Falschheit. »Ah, ja, natürlich. Er wol te dir ›an die Wäsche‹,
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