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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dem Weg zu seinem Ziel durchlöchert hatte, und betrachtete dann
    seltsam gleichgültig das Blut an seinen Fingern.
    »Oh, tut mir Leid, Herr«, sagte Jackrum jovial. »Hab eine Gelegenheit
    gesehen und dachte mir: Es ist nur der fleischige Teil. Besorg dir einen
    goldenen Ohrring, Herr, das ist die neueste Mode. Es sol te ein recht
    großer goldener Ohrring sein.
    Glaubt bloß nicht den Unsinn über die Rein-und-Rausser«, fuhr
    Jackrum fort. »Das waren Lügen. Ich mag es, wenn was los ist. Was wir
    jetzt machen… Kann mir jemand sagen, was wir jetzt machen?«
    »Äh… wir begraben den Toten?«, fragte Igorina.
    »Ja, aber schaut euch seine Stiefel an. Er hat kleine Füße, und die
    Zlobenen haben viel bessere Stiefel als wir.«
    »Wir sollen einem Toten die Stiefel stehlen, Feldwebel?«, fragte Reißer
    schockiert.
    »Das ist leichter, als sie einem Lebenden abzunehmen!« Jackrum
    sprach ein wenig sanfter, als er die Gesichter der Rekruten sah. »Wir
    sind im Krieg, Jungs. Er war Soldat, sie waren Soldaten, ihr seid
    Soldaten… mehr oder weniger. Kein Soldat wird Speisereste oder gute
    Stiefel einfach liegen lassen. Begrabt die Toten und sprecht alle Gebete,
    an die ihr euch erinnert, und hofft, dass sich ihre Seelen an einem Ort
    befinden, wo nicht gekämpft wird.« Er hob die Stimme wieder zum
    normalen Brül en. »Perks, hol die anderen! Igor, streu Erde aufs Feuer
    und lass es an diesem Ort so aussehen, als wären wir nie hier gewesen!
    Wir brechen in Numero zehn Minuten auf! Bis zum Morgengrauen
    können wir noch einige Meilen schaffen! Das stimmt doch, Leutnant?«
    Bluse war noch immer wie gelähmt, schien aber al mählich zu
    erwachen. »Was? Oh. Ja. Natürlich. Klar. Äh… ja. Weitermachen,
    Feldwebel.«
    Der Schein des Feuers spiegelte sich in Jackrums triumphierendem
    Gesicht. In dem roten Glühen erschienen seine kleinen dunklen Augen
    wie Löcher im Raum. Der grinsende Mund wirkte wie das Tor zur
    Höl e, und seine Körpermasse schien einem infernalischen Ungeheuer
    zu gehören.
    Er hatte es geschehen lassen, wusste Pol y. Er gehorchte Befehlen. Er
    machte nichts falsch. Aber er hätte Maladikt und Jade schicken können,
    um uns zu helfen, anstelle von Reißer und Igor, die mit Waffen nicht
    gut umgehen können. Er schickte die anderen fort und hielt den Bogen
    bereit. Er spielte ein Spiel mit uns, wir waren die Figuren, und er hat
    gewonnen…
    Armer alter Soldat, hatten ihr Vater und seine Freunde gesungen,
    während sich Eisblumen an den Fensterscheiben bildeten. Armer alter
    Soldat! Wenn ich jemals wieder Soldat werde… sol der Teufel mein Feldwebel sein!
    Im Schein des Feuers war Feldwebel Jackrums Grinsen ein
    Halbmond des Blutes, und seine Jacke hatte die Farbe des Himmels
    über einem Schlachtfeld. »Ihr seid meine kleinen Jungs«, donnerte er.
    »Und ich werde mich um euch kümmern.«

    Sie hatten mehr als sechs Meilen zurückgelegt, als Jackrum die Truppe
    schließlich anhalten ließ. Das Land veränderte sich bereits. Es gab mehr
    Felsen und weniger Bäume. Das Kneck-Tal war fruchtbar, und der
    fruchtbare Boden war von hier fortgewaschen worden. Schluchten und
    Klammen durchzogen die Landschaft, deren Vegetation aus Büschen,
    Sträuchern und verkümmerten Bäumen bestand. Einige kleine
    Gemeinschaften lebten mehr schlecht als recht von den Früchten des
    verarmten Bodens. Es war ein guter Ort, um sich zu verstecken. Und
    hier, an dieser Stelle, hatte sich bereits jemand versteckt. Es war eine
    Rinne, von einem Fluss ausgewaschen, aber jetzt, am Ende des
    Sommers, rann nur ein dünnes Rinnsal zwischen den Felsen. Jackrum
    musste die Stelle gerochen haben, denn vom Weg aus war sie nicht zu
    sehen.
    Die Asche des Lagerfeuers in der Rinne war noch warm. Der
    Feldwebel untersuchte sie und richtete sich dann schwerfällig auf.
    »Einige Jungs wie die Burschen der vergangenen Nacht«, sagte er.
    »Könnte es nicht ein Jäger sein, Feldwebel?«, fragte Maladikt.
    »Könnte, Korporal, ist es aber nicht«, sagte Jackrum. »Ich habe euch
    hierher gebracht, weil dies nach einem geschützten Bereich aussieht
    und es hier nicht nur Wasser gibt, sondern auch gute Aussichtspunkte,
    dort und dort drüben.« Er zeigte in die entsprechenden Richtungen. »Und dort ist ein Überhang, der ein ordentliches Dach abgibt, und es dürfte
    al en schwer fal en, sich an uns heranzuschleichen. Mit anderen Worten:
    Dieser Ort ist militärisch. Und das hat gestern Abend noch jemand
    gedacht. Nun, während die Burschen

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