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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nicht wahr?«
    »Ja, und er hatte es dabei nicht auf meine Kleider abgesehen«, sagte
    Polly voller Nachdruck.
    Tauering sah zu Reißer, die grimmig eine Armbrust in der Hand hielt,
    vor der sie sich fürchtete, wie Pol y wusste. Er blickte auch zu Igorina,
    die lieber ein Skalpel als einen Säbel gehalten hätte. Vor Sorge schien
    ihr fast übel zu werden.
    Pol y bemerkte Tauerings kurzes Lächeln.
    »Da siehst du, Feldwebel Tauering«, sagte der Leutnant und wandte
    sich wieder dem Gefangenen zu. »Natürlich wissen wir alle, dass im
    Krieg scheußliche Dinge passieren, aber von einem Prinzen sol te man
    so etwas eigentlich nicht erwarten.* Wenn wir verfolgt werden, weil ein
    tapferer junger Soldat verhindert hat, dass noch Schlimmeres geschah –
    meinetwegen.«
    »Da bin ich aber beeindruckt«, sagte Tauering. »Ein echter fahrender Ritter, wie? Er gereicht dir zur Ehre. Bekomme ich nun Tee oder
    nicht?«
    Bluses schmale Brust schwoll bei dem Lob sichtlich an. »Ja, Perks, der
    Tee, bitte sei so freundlich.«
    Sol ich euch drei mit diesem Mann allein lassen, der die Absicht zu
    fliehen regelrecht ausstrahlt?, dachte Polly. »Vielleicht könnte Soldat
    Goom gehen und…«, begann sie.
    »Unter vier Augen, Perks«, schnappte Bluse. Er zog sie näher zu sich
    heran, aber Pol y behielt Feldwebel Tauering im Auge. Er mochte an
    Händen und Füßen gefesselt sein, aber einem so grinsenden Mann
    hätte sie nicht einmal getraut, wenn er an die Decke genagelt gewesen
    wäre.
    »Perks, du leistest hervorragende Arbeit, aber ich möchte nicht, dass
    meine Befehle dauernd infrage gestellt werden«, sagte Bluse. »Du bist
    mein Bursche. Ich glaube, ich habe hier ›al es im Griff‹ und ich möchte,
    dass man mir gehorcht. Also?«

    * Leutnant Bluse las nur die technischeren Geschichtsbücher.
    Für Pol y war es, als wäre sie von einem Goldfisch angefal en worden,
    aber sie musste sich fügen. »Äh… Entschuldigung, Herr«, sagte sie und
    wich möglichst langsam zurück, um nicht das Ende der Tragödie zu
    verpassen. Dann drehte sie sich um und lief.
    Jackrum saß am Lagerfeuer, den Bogen des Gefangenen über seinen
    riesigen Knien. Mit einem großen Klappmesser schnitt er ein Stück von
    etwas ab, das nach einer dunklen Wurst aussah. Er kaute.
    »Wo sind die anderen von uns, Herr?«, fragte Polly und suchte hastig
    nach einem Becher.
    »Hab sie auf Patrouille geschickt, Perks. Wir können gar nicht
    vorsichtig genug sein, wenn sich die Kumpels des Burschen dort
    draußen herumtreiben.«
    …was Polly durchaus vernünftig erschien. Es bedeutete allerdings,
    dass die Hälfte der Truppe fort war.
    »Der Hauptmann in der Kaserne, Herr… In Wirklichkeit war er…«
    »Ich höre gut, Perks. Hast ihm in sein Hoheitsrecht getreten, wie? Ha!
    Das macht alles interessanter.«
    »Es geht schief, Feldwebel, ich weiß es«, sagte Polly, nahm den Kessel und verschüttete die Hälfte des Wassers, als sie den Becher fül te.
    »Kaust du, Perks?«, fragte Jackrum.
    »Wie bitte, Feldwebel?«, erwiderte Polly abgelenkt.
    Jackrum bot ihr ein dunkles, klebrig wirkendes Stück an. »Tabak.
    Kautabak. Ich mag Schwarzherz lieber als den Fröhlichen Seemann,
    weil er in Rum getaucht ist, aber andere meinen…«
    »Der Mann wird zu fliehen versuchen, Feldwebel! Ich bin ganz sicher!
    Der Leutnant glaubt, al es im Griff zu haben, aber das stimmt nicht.
    Der Gefangene ist ganz freundlich, doch seine Augen verraten ihn,
    Feldwebel!«
    »Ich bin sicher, Leutnant Bluse ist Herr der Lage, Perks«, sagte
    Jackrum gelassen. »Du glaubst doch nicht etwa, ein Gefesselter könnte
    sich gegen vier von euch durchsetzen.«
    » Herrje!«, stieß Pol y hervor und fügte rasch hinzu: »Ich habe den
    Zucker vergessen.«
    »Da unten in der alten schwarzen Büchse«, sagte Jackrum. Polly gab
    etwas davon in den schlechtesten Becher Tee, den je ein Soldat
    vorbereitet hatte, und eilte zur Lichtung zurück.
    Erstaunlicherweise befand sich der Mann noch immer in sitzender
    Position, und er war nach wie vor an Händen und Füßen gefesselt. Die
    übrigen Käsler beobachteten ihn deprimiert. Pol y entspannte sich, aber
    nur ein wenig.
    »…und da siehst du, Leutnant«, sagte Tauering. »Es ist doch keine
    Schande, es dabei bewenden zu lassen. Er jagt euch, denn für ihn ist es
    jetzt eine persönliche Angelegenheit. Aber wenn ihr mit mir kommt, versuche ich zu arrangieren, dass alles glimpflich für euch abläuft.
    Derzeit wäre es sehr unangenehm für euch, von den

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