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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dürren
    Jungen zusammenzubringen, der einen schlechten Haarschnitt hatte,
    ungeschickt mit der Schaufel umging und dazu neigte, beim Gespräch
    zu dicht vor einem zu stehen und links am Gesicht vorbeizusehen.
    Reißer glaubte an das Gebet. Sie glaubte an alles. Das machte es…
    schwer, mit ihr zu reden, wenn man ihren Glauben nicht teilte. Aber
    Polly meinte, dass sie es versuchen sollte.
    »Wie alt bist du, Reißer?«, fragte sie und schaufelte Erde beiseite.
    »N-n-neunzehn, Pol y«, antwortete sie.
    »Warum bist du Soldat geworden?«
    »Die Herzogin hat mich dazu aufgefordert«, sagte Reißer.
    Das war der Grund, warum andere Leute nicht viel mit Reißer
    sprachen.
    »Reißer, du weißt doch, dass es eine Abscheulichkeit ist, die Sachen von Männern zu tragen.«
    »Danke, dass du mich daran erinnerst, Pol y«, sagte Reißer ohne eine
    Spur Ironie. »Aber die Herzogin hat mir gesagt, dass nichts, was zur
    Erfüllung meiner Mission nötig ist, als abscheulich gilt.«
    »Eine Mission, wie?«, erwiderte Pol y und versuchte, jovial zu klingen.
    »Und was für eine Mission ist das?«
    »Ich sol den Befehl über das Heer übernehmen«, sagte Reißer.
    Pollys Nackenhaare richteten sich auf. »Tatsächlich?«, fragte sie.
    »Ja. Als ich schlief, trat die Herzogin aus ihrem Bild und sagte mir, ich
    sol te mich sofort auf den Weg zum Kneck machen«, erklärte Reißer.
    »Die Kleine Mutter sprach zu mir, Schnieke. Sie gab mir einen Auftrag.
    Sie lenkte meine Schritte. Sie führte mich aus der scheußlichen
    Sklaverei. Wie kann das eine Abscheulichkeit sein?«
    Sie hat ein Schwert, dachte Pol y. Und eine Schaufel. Ich muss
    vorsichtig sein. »Das ist nett«, sagte sie.
    »Und… und ich muss dir sagen, dass ich… nie zuvor in meinem
    Leben solche Liebe und Kameradschaft gefühlt habe«, fuhr Reißer ganz
    ernst fort. »Die letzten Tage waren die schönsten meines Lebens. Ihr
    al e seid so freundlich und sanft zu mir. Die Kleine Mutter führt mich.
    Sie führt uns al e, Schnieke. Das glaubst du doch auch?« Der
    Mondschein erhel te Tränenspuren im Schmutz auf Reißers Wangen.
    »Äh«, sagte Pol y und suchte nach einer Möglichkeit, nicht zu lügen.
    Sie fand eine. »Äh… weißt du, dass ich meinen Bruder suche?«,
    erwiderte sie.
    »Das ehrt dich, wie die Herzogin weiß«, sagte Reißer sofort.
    »Und… ich mache es auch für die Herzogin«, fügte Pol y hinzu und
    fühlte sich schrecklich. »Ich muss zugeben, dass ich die ganze Zeit über
    an die Herzogin denke.« Das stimmte. Es war nur nicht ganz ehrlich.
    »Es freut mich sehr, das zu hören, Schnieke, denn ich habe dich für
    eine Abtrünnige gehalten«, entgegnete Reißer. »Aber du hast das mit
    großer Überzeugung gesagt. Vielleicht sollten wir jetzt niederknien
    und…«
    »Reißer, du stehst im Grab eines fremden Mannes«, sagte Polly. »Dies
    ist wohl kaum ein geeigneter Ort. Lass uns zu den anderen
    zurückkehren.«
    Die schönsten Tage in seinem Leben hatte dieses Mädchen damit
    verbracht, durch Wälder zu marschieren, Gräber auszuheben und
    Soldaten beider Seiten auszuweichen? Pollys Problem war, dass ihr Ich
    auch dann Fragen stel te, wenn sie die Antworten eigentlich gar nicht
    wissen wollte.
    »Äh… spricht die Herzogin noch immer zu dir?«, fragte Pol y, als sie
    durch den dunklen Wald gingen.
    »Ja«, bestätigte Reißer. »Sie sprach in Plotz zu mir, in der Kaserne. Sie
    meinte, es klappt alles.«
    Stell keine, keine weitere Frage, riet ein Teil von Pol ys Bewusstsein, aber sie ignorierte diesen Rat aus reiner, schrecklicher Neugier. Reißer
    war nett – in einer leicht unheimlichen Weise –, aber mit ihr zu reden
    war, wie an Schorf zu kratzen: Man wusste, was sich wahrscheinlich
    unter der Kruste befand, aber man kratzte trotzdem.
    »Was hast du in der zivilen Welt gemacht?«, fragte Polly.
    Reißer lächelte schwermütig. »Ich wurde geschlagen.«

    In einer kleinen Senke abseits des Weges wurde Tee gekocht. Einige
    Mitglieder der Gruppe standen Wache. Niemandem gefiel die
    Vorstel ung von Männern in dunkler Kleidung, die in der Nähe
    umherschlichen.
    »Einen Becher Saloop?«, fragte Knal er. Vor einigen Tagen hätte sie
    das Getränk »süßer Milchtee« genannt, aber auch wenn sie noch nicht
    richtig marschieren konnten: Sie waren entschlossen, so bald wie
    möglich richtig zu reden.
    »Was passiert?«, fragte Polly.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Knal er. »Der Feldwebel und der Rupert
    sind mit dem Gefangenen dorthin gegangen, aber uns

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