Weiberregiment
stellen?«
»Er verschwand einfach, und plötzlich ermöglichte dir irgendeine alte
Vorschrift die Rückkehr zum Militär, Feldwebel«, sagte Polly. »Deshalb
habe ich eine so kleine Frage gestel t.«
»Ha! Und die Vorschrift, auf die ich mich berufen habe, gibt es
überhaupt nicht«, sagte Jackrum und bewegte die Füße im Wasser.
»Aber Ruperts lesen das Buch mit den Vorschriften nur dann, wenn sie
nach einem Grund suchen, dich zu hängen, und deshalb hatte ich
nichts zu befürchten. Strappi hatte das große Muffensausen, das weißt
du.«
»Ja, aber er hätte später verschwinden können«, sagte Pol y. »Er war
nicht dumm. Sich mitten in der Nacht auf und davon zu machen… Er
muss vor etwas geflohen sein, das ihm sehr nahe war.«
»Donnerwetter, du hast da ein richtiges Biest von einem Gehirn,
Perks«, sagte Jackrum fröhlich. Erneut gewann Pol y den deutlichen
Eindruck, dass der Feldwebel Gefal en an dieser Sache fand, so wie er
sich gefreut zu haben schien, als sie über die Uniform geklagt hatte. Er
war kein Tyrann wie Strappi – Igorina und Reißer behandelte er mit fast
so etwas wie väterlicher Sorge –, aber Polly, Maladikt und Toller
forderte er die ganze Zeit über und erwartete von ihnen, dass sie den
Druck erwiderten.
»Es tut seine Arbeit, Feldwebel«, sagte Polly.
»Ich hatte nur ein kleines Täht-ah-täht mit ihm. In al er Ruhe. Hab
ihm al die scheußlichen Dinge erklärt, die passieren können, wie-sah-
wie dem Durcheinander des Krieges.«
»Man könnte zum Beispiel mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden
werden?«, fragte Polly.
»So was kommt vor«, sagte Jackrum unschuldig. »Weißt du, Junge,
eines Tages wirst du einen verdammt guten Feldwebel abgeben. Jeder
Narr kann Augen und Ohren einsetzen, aber du benutzt das Gehirn,
um beides miteinander zu verbinden.«
»Ich werde kein Feldwebel!«, sagte Polly vehement. »Ich erledige, was
erledigt werden muss, und anschließend kehre ich heim!«
»Ja, auch ich habe das mal gesagt.« Jackrum lächelte. »Ich brauche
keine Klackdinger, Perks, und ich brauche auch keine Zeitung.
Feldwebel Jackrum weiß, was läuft. Er spricht mit den Männern, die
zurückkehren, ich meine diejenigen, mit denen sonst niemand redet. Ich
weiß mehr als der Rupert, trotz der kleinen Briefe, die er vom
Hauptquartier bekommt und die ihn so beunruhigen. Al e reden mit
Feldwebel Jackrum. Und in seinem großen dicken Kopf setzt
Feldwebel Jackrum alles zusammen. Feldwebel Jackrum weiß, was vor
sich geht.«
»Und was geht vor, Feldwebel?«, fragte Polly unschuldig.
Jackrum antwortete nicht sofort. Stattdessen beugte er sich mit einem
leisen Ächzen nach unten und rieb sich einen Fuß. Der an einem
Bindfaden befestigte korrodierte Schilling, der bisher auf dem
Unterhemd geruht hatte, schwang nach vorn. Und für einen Moment
glänzte etwas Goldenes am offenen Hals des Unterhemds im
Sonnenschein. Dann setzte sich der Feldwebel wieder auf, und das
goldene Etwas verschwand.
»Dies ist ein verdammt seltsamer Krieg, Junge«, sagte er. »Es stimmt,
dort draußen befinden sich nicht nur zlobenische Soldaten. Manche
Jungs berichten von Uniformen, die sie nie zuvor gesehen haben. Im
Lauf der Jahre haben wir vielen Leuten in den Hintern getreten, und
vielleicht haben sie sich tatsächlich gegen uns zusammengetan.
Vielleicht sind wir diesmal dran. Aber ich schätze, sie sitzen fest. Sie
haben die Festung eingenommen. O ja, ich weiß. Aber sie müssen sich
daran festklammern. Der Winter steht bevor, und al die Jungs von
Ankh-Morpork und woanders sind ziemlich weit von zu Hause weg.
Möglicherweise haben wir noch eine Chance. Ha, besonders jetzt, da
der Prinz ganz versessen darauf ist, den jungen Mann zu finden, der
ihm das Knie in die Eier gestoßen hat. Das bedeutet, er ist zornig. Er
wird Fehler machen.«
»Feldwebel, ich denke…«
»Freut mich, dass du denkst, Soldat Perks«, sagte Jackrum und wurde
plötzlich wieder zum Feldwebel. »Und ich denke dies: Nachdem du dich um den Rupert gekümmert und geschlafen hast, zeigen wir beide den
Jungs, wie man mit dem Schwert umgeht. Was für ein verdammter
Krieg dies auch sein mag, früher oder später muss der junge Reißer von seiner Klinge Gebrauch machen, mit der er gelegentlich herumfuchtelt.
Also los!«
Pol y eilte zu Leutnant Bluse, der mit dem Rücken zur Klippe saß und
Skubbo aus einem Napf aß. Igorina packte ihre medizinischen Sachen
ein, und Bluses Ohr war
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