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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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oder zwei Zentimeter größer, sackte dann aber wieder in sich zusammen. »Natürlich gibt es unter den Gefangenen auch Offiziere. Und praktisch jeder von ihnen bekleidet einen höheren Rang als ich…«
    »Jaherr!«, sagte Polly und war auf dem besten Weg, Feldwebel Jackrums Schule für totale Rupert-Manipulation mit Auszeichnung abzuschließen. »Vielleicht sollten wir lieber versuchen, zuerst die einfachen Soldaten zu befreien, Herr? Um die Offiziere keinen Gefahren auszusetzen.«
    Es war schamlos und dumm, aber inzwischen brannte das Feuer der Schlacht in Bluses Augen. Polly beschloss, ein wenig Öl hineinzugießen, nur für den Fall. »Deine Führung war uns bereits ein leuchtendes Beispiel, Herr.«
    »Tatsächlich?«
    »O ja, Herr.«
    »Kein Offizier kann bessere Männer geführt haben, Perks«, sagte Bluse.
    »Vielleicht doch, Herr«, erwiderte Polly.
    »Und kann man sich eine bessere Gelegenheit erhoffen?«, fuhr Bluse fort. »Unsere Namen werden in die Geschichte eingehen. Zumindest meiner, und ich werde mich dafür einsetzen, dass ihr ebenfalls Erwähnung findet. Wer weiß? Vielleicht bekomme ich die höchste Auszeichnung, die ein tapferer Offizier erhalten kann.«
    »Und die wäre, Herr?«, fragte Polly pflichtbewusst.
    »Ein Nahrungsmittel oder ein Kleidungsstück nach mir benannt zu bekommen«, sagte Bluse und strahlte. »General Schnitz bekam beides: Schnitzel und Schnitzereien. Natürlich sind meine Ambitionen nicht
so
groß.« Er senkte verschämt den Kopf. »Aber ich muss sagen, Perks, dass ich bereits einige Rezepte erfunden habe, nur um vorbereitet zu sein!«
    »Also essen wir eines Tages eine Bluse, Herr?«, fragte Polly. Sie beobachtete, wie Körbe aufeinander gestapelt wurden.
    »Vielleicht, wie ich zu hoffen wage«, erwiderte Bluse. »Äh… mein bestes Rezept ist eine Art Teigring, gefüllt mit Creme und in Rum getaucht…«
    »Das ist ein Rum Baba, Herr«, sagte Polly geistesabwesend. Auch Toller und die anderen sahen zu den Körben.
    »Das Rezept gibt es bereits?«
    »Ich fürchte ja, Herr.«
    »Wie wär’s mit… Leber und Zwiebeln?«
    »Das nennt man ›Leber-und-Zwiebeln‹, Herr, tut mir Leid«, sagte Polly und versuchte, nicht die Konzentration zu verlieren.
    »Äh, nun, mir scheint, manche Speisen werden nach Personen benannt, die das Rezept eigentlich nur ein wenig verändern…«
    »Wir müssen jetzt aufbrechen, Herr! Jetzt oder nie, Herr!«
    »Was? Oh. Gut. Ja. Gehen wir!«
    Es war ein bis dahin unbekanntes militärisches Manöver. Auf Pollys Zeichen hin kam die Truppe aus verschiedenen Richtungen und erreichte die Körbe kurz vor den Frauen, die sich eigentlich darum kümmern sollten, griffen danach und gingen los. Erst dann begriff Polly, dass sich wahrscheinlich
niemand
sonst um diese Arbeit riss – die Frauen überließen die Schufterei gern den Neuankömmlingen. Die Körbe waren groß und die nasse Wäsche darin schwer. Reißer und Igorina brachten es mit vereinten Kräften fertig, einen Korb zu tragen.
    Zwei Soldaten erwarteten sie an der Tür. Sie wirkten gelangweilt und achteten kaum auf sie. Es war ein langer Marsch zum »Lift«.
    Polly hatte sich ihn nicht vorstellen können, als Igorina ihn beschrieben hatte. Man musste ihn mit eigenen Augen sehen. Eigentlich war er nur eine große offene Kiste aus dicken Brettern, befestigt an einem dicken Seil, das durch eine Art Kamin im Fels nach oben und unten reichte. Als sie in der Kiste standen, zog einer der Soldaten an einem viel dünneren Seil, das oben in der Dunkelheit verschwand. Der andere Soldat zündete zwei Kerzen an, deren Zweck offenbar nur darin bestand, die Finsternis in Düsternis zu verwandeln.
    »Bitte nicht in Ohnmacht fallen, Mädels!«, sagte er, und sein Gefährte lachte leise.
    Zwei von ihnen und sieben von uns, dachte Polly. Die Kupferstange schlug bei jedem Schritt gegen ihr Bein, und sie wusste, dass Tollers Hinken auf den Waschstößel zurückging, der unter ihrem Kleid festgebunden war. Ein Werkzeug für Waschfrauen, die es
ernst
meinten: ein langer Stock, der an einem Ende wie ein dreibeiniger Melkschemel aussah, um die Wäsche in einem großen, mit kochendem Wasser gefüllten Kessel besser zu bewegen. Damit konnte man vermutlich einen Schädel einschlagen.
    Die steinernen Wände glitten vorbei, als die Plattform aufstieg.
    »Wie aufregend!«, trillerte »Daphne«. »Und dies führt ganz bis nach oben in eurer großen Burg?«
    »O nein, Teuerste. Erst müssen wir durch den Fels. Es gibt noch jede

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