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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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heißen süßen Tee.« Zu ihrer Überraschung schrieb er das auf.
    »Noch eine letzte Frage, Fräulein: Glaubst du, die Welt sähe anders aus, wenn mehr Frauen Soldaten wären?« De Worde lächelte erneut, deshalb vermutete Polly, dass er die Frage nicht ernst meinte.
    »Oh, ich glaube, das solltest du General Schnitz fragen«, sagte sie. Und ich würde gern sehen, wie sie darauf reagiert…
    »Ja, aber was meinst du, Fräulein?«
    »Es heißt Korporal.«
    »Entschuldigung, Korporal. Nun?«
    Der Bleistift wartete. Um ihn herum drehte sich die Welt. Er schrieb Dinge auf, die dann zu anderen Orten gelangten. Die Feder mochte nicht mächtiger sein als das Schwert, aber vielleicht war die Druckerpresse schwerer als die Belagerungswaffe. Einige wenige Worte konnten alles verändern…
    »Nun«, begann Polly, »ich…«
    Plötzlich entstand Unruhe beim Tor am anderen Ende des Hofes. Einige Kavallerieoffiziere trafen ein. Offenbar hatte man sie erwartet, denn zlobenische Offiziere kamen rasch zusammen.
    »Ah, der Prinz ist zurück, wie ich sehe«, sagte de Worde. »Der Waffenstillstand dürfte ihm wohl kaum gefallen. Man hat Melder zu ihm geschickt.«
    »Kann er etwas daran ändern?«
    De Worde zuckte mit den Schultern. »Er hat hier einige sehr hochrangige Offiziere zurückgelassen. Ein Versuch von ihm, den Waffenstillstand rückgängig zu machen, wäre unerhört.«
    Der hoch gewachsene Mann stieg ab und näherte sich Polly beziehungsweise der großen Tür neben ihr. Nervöse Schreiber und Offiziere folgten ihm und bekamen eine Abfuhr. Doch als ihm jemand ein weißes Rechteck vor das Gesicht hielt, griff der Prinz danach und blieb so abrupt stehen, dass mehrere Männer gegen ihn stießen.
    »Äh«, sagte de Worde. »Ich nehme an, das ist die Ausgabe mit der Illustration. Äh.«
    Der Mann warf die Zeitung zu Boden.
    »Ja, das war sie vermutlich«, sagte de Worde.
    Heinrich kam näher, und Polly sah sein Gesicht – es war finster. Neben ihr schlug de Worde in seinem Notizbuch eine leere Seite auf und räusperte sich.
    »Du willst mit ihm
reden
?«, fragte Polly. »Obwohl er in
dieser
Stimmung ist? Er wird dich mit dem Schwert niederstrecken!«
    »Ich muss.« Als der Prinz und sein Gefolge die Tür erreichten, trat de Worde vor und sagte mit leicht vibrierender Stimme: »Euer Hoheit? Dürfte ich einige Fragen an dich richten?«
    Heinrich drehte sich verärgert zu ihm um und bemerkte Polly. Ihre Blicke trafen sich.
    Die Adjutanten des Prinzen kannten ihren Herrn. Als seine rechte Hand zum Knauf des Schwerts flog, umringten sie ihn schnell, und es folgte eifriges Geflüster, gespickt mit gelegentlichen Kommentaren des Prinzen, wie »Was?« und »Zum Teufel auch!«.
    Schließlich wichen die Adjutanten beiseite. Langsam und sorgfältig klopfte der Prinz etwas Staub von seiner makellosen Jacke, bedachte Otto und de Worde nur mit einem beiläufigen Blick und trat zu Pollys Entsetzen auf sie zu…
    …die in einem weißen Handschuh steckende Hand ausgestreckt.
    O nein, dachte Polly. Er ist cleverer, als Mumm glaubt, und er kann sich beherrschen. Und plötzlich bin ich das Maskottchen von
allen.
    »Man hat mir nahe gelegt, dass wir uns zum Wohle unserer
großen
Länder freundschaftlich die Hände schütteln sollten«, sagte Heinrich. Er lächelte erneut, oder ließ es zumindest zu, dass sich seine Mundwinkel bewegten.
    Polly sah keinen anderen Ausweg, nahm die große Hand und schüttelte sie gehorsam.
    »Oh, sehrr gut«, sagte Otto und brachte den Bilderkasten in Position. »Ich kann nurr eine Aufnahme machen, weil ich leiderr das Blitzlicht benötige. Es dauerrt nurr einen Moment…«
    Polly lernte, dass eine Kunstform, die ihm Bruchteil einer Sekunde geschieht, doch sehr lange dauern kann, wodurch sich ein Lächeln in eine irre Grimasse oder, gar, in besonders schlimmen Fällen, in Totenstarre verwandelt. Otto murmelte vor sich hin, während er seine Vorbereitungen traf. Heinrich und Polly behielten den Händedruck bei und blickten zum Bilderkasten.
    »Der Soldatenjunge ist also gar kein Soldatenjunge«, murmelte der Prinz. »Da kannst du von Glück sagen!«
    Polly bewahrte ihr starres Lächeln. »Bedrohst du oft ängstliche Frauen?«, fragte sie.
    »Ach, das war gar nichts! Schließlich bist du nur ein Bauernmädchen! Was weißt du schon vom Leben? Und du hast Temperament gezeigt!«
    »Alle schön lächeln!«, befahl Otto. »Eins, zwei, drrei… o Mi…«
    Als sich die Nachbilder aufgelöst hatten, war Otto wieder auf den Beinen.

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