Weiberregiment
Clogston, die an der Wand lehnte und einen Apfel aß. »Der General hat mich gebeten, dir mitzuteilen, dass ihr eine Mitgift von fünfhundert Kronen erhaltet, mit den besten Grüßen des Heeres.«
Johnnys Miene erhellte sich ein wenig, als er das hörte. Knaller musterte ihn aufmerksam.
»Nein«, sagte sie schließlich und wandte sich ab. »Das ist er nicht.«
Johnny öffnete den Mund, aber Polly kam ihm zuvor. »Niemand hat dich aufgefordert zu sprechen, Soldat!« Und der junge Mann schwieg, was die Natur dieses Tages beschrieb.
»Ich fürchte, er ist der einzige Kandidat«, sagte Clogston. »Es gibt jede Menge Ohrringe, blonde Häupter, blaue Augen und Johnnys, und erstaunlicherweise auch recht viele Karbunkel. Aber er ist der Einzige, der alles hat. Bist du sicher?«
»Ja«, bestätigte Knaller und sah erneut den jungen Mann an. »Mein Johnny ist vermutlich gefallen.«
Clogston näherte sich und senkte die Stimme. »Für den Fall lässt dir der General inoffiziell ausrichten, dass eine Heiratsurkunde, ein Ring und eine Witwenpension arrangiert werden könnten.«
»Kann sie das machen?«, flüsterte Polly.
»Für eine von euch? Heute? Ihr würdet staunen, was sich alles bewerkstelligen ließe«, erwiderte Clogston. »Denkt nicht zu schlecht von ihr. Sie meint es gut. Sie ist ein sehr
praktischer
Mann.«
»Nein«, sagte Knaller. »Ich… es ist… nein. Danke, aber ich verzichte darauf.«
»Bist du sicher?«, fragte Polly.
»Ja«, antwortete Knaller und versuchte, trotzig und herausfordernd auszusehen. Da sie von Natur aus keine trotzige und herausfordernde Person war, brachte sie nicht ganz den gewünschten Gesichtsausdruck zustande – etwas in ihrer Miene deutete auf schmerzhafte Hämorrhoiden hin. Aber sie bemühte sich.
Clogston wich zurück. »Nun, wenn du sicher bist, Soldat… In Ordnung. Bring den Mann fort, Feldwebel.«
»Einen Moment«, sagte Knaller. Sie ging zum verwirrten Johnny, blieb vor ihm stehen und streckte die Hand aus. »Bevor man dich wegbringt, will ich den halben Schilling zurück, du verdammter Hurensohn!«
Polly reichte Clogston die Hand, die sie schüttelte, und lächelte. Ein weiterer kleiner Sieg war errungen. Wenn der Erdrutsch stark genug ist, rollen selbst viereckige Steine.
Polly machte sich auf den Rückweg zu der recht großen Zelle, die als eine Art Frauenkaserne diente, zumindest als Kaserne für die offiziellen Frauen. Männer, erwachsene Männer, hatten sich sehr beeilt, um Kissen und Feuerholz zu bringen. Es war alles sehr seltsam. Polly hatte das Gefühl, dass man sie wie etwas Gefährliches und Zerbrechliches behandelte, zum Beispiel wie ein großes Glas voller Gift. Als sie um die Ecke kam und den großen Hof betrat, sah sie de Worde mit Herrn Chriek. Es gab kein Entkommen. Ganz offensichtlich hielten sie nach jemandem Ausschau.
Das Gesicht des Zeitungsmanns zeigte eine Mischung aus Vorwurf und Hoffnung, als Polly näher kam. »Äh… ihr seid also Frauen?«, fragte er.
»Äh, ja«, sagte Polly.
De Worde holte sein Notizbuch hervor.
»Dies ist eine
erstaunliche
Geschichte«, sagte er. »Ihr habt euch wirklich hierher durchgekämpft und seid als Waschfrauen verkleidet in die Festung hineingekommen?«
»Wir
sind
Frauen, und wir haben auch gewaschen«, erwiderte Polly. »Ich schätze, es war eine sehr listige Verkleidung. Man könnte sagen, dass wir in die Festung hineinkamen, indem wir uns
nicht
verkleideten.«
»General Schnitz und Hauptmann Bluse sagen, dass sie sehr stolz auf euch sind«, fuhr de Worde fort.
»Oh, er
ist
also befördert worden?«, fragte Polly.
»Ja, und Schnitz meinte, für Frauen hättet ihr gute Arbeit geleistet.«
»Ja, ich denke, das haben wir«, sagte Polly. »Ja, gute Arbeit. Für Frauen.«
»Der General sagte auch…« De Worde blätterte in seinem Notizbuch. »…dass ihr den Frauen eures Landes Ehre macht. Möchtest du dazu einen Kommentar abgeben?«
Er wirkte unschuldig; vermutlich verstand er nicht die heftige Auseinandersetzung, die in Pollys Kopf begonnen hatte.
Eine Ehre für die Frauen eures Landes. Wir sind stolz auf euch.
Sie fühlte sich von diesen Worten beiseite geschoben, auf den Kopf getätschelt, mit einem Bonbon belohnt und dann weggeschickt. Andererseits, man musste irgendwo beginnen…
»Das ist sehr nett von ihm«, sagte Polly. »Aber wir möchten einfach nur unsere Pflicht erfüllen und dann heimkehren. Das wollen alle Soldaten.« Sie überlegte kurz und fügte dann hinzu: »Und wir möchten
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