Weiberregiment
Saloop da, Perks?«
Ganz langsam hob Leutnant Bluse die Hand zum Ohr, das der Pfeil auf dem Weg zu seinem Ziel durchlöchert hatte, und betrachtete dann seltsam gleichgültig das Blut an seinen Fingern.
»Oh, tut mir Leid, Herr«, sagte Jackrum jovial. »Hab eine Gelegenheit gesehen und dachte mir: Es ist nur der fleischige Teil. Besorg dir einen goldenen Ohrring, Herr, das ist die neueste Mode. Es sollte ein recht großer goldener Ohrring sein.
Glaubt bloß nicht den Unsinn über die Rein-und-Rausser«, fuhr Jackrum fort. »Das waren Lügen. Ich mag es, wenn was los ist. Was wir jetzt machen… Kann mir jemand sagen, was wir jetzt machen?«
»Äh… wir begraben den Toten?«, fragte Igorina.
»Ja, aber schaut euch seine Stiefel an. Er hat kleine Füße, und die Zlobenen haben viel bessere Stiefel als wir.«
»Wir sollen einem Toten die Stiefel stehlen, Feldwebel?«, fragte Reißer schockiert.
»Das ist leichter, als sie einem Lebenden abzunehmen!« Jackrum sprach ein wenig sanfter, als er die Gesichter der Rekruten sah. »Wir sind im Krieg, Jungs. Er war Soldat, sie waren Soldaten, ihr seid Soldaten… mehr oder weniger. Kein Soldat wird Speisereste oder gute Stiefel einfach liegen lassen. Begrabt die Toten und sprecht alle Gebete, an die ihr euch erinnert, und hofft, dass sich ihre Seelen an einem Ort befinden, wo nicht gekämpft wird.« Er hob die Stimme wieder zum normalen Brüllen. »Perks, hol die anderen! Igor, streu Erde aufs Feuer und lass es an diesem Ort so aussehen, als wären wir nie hier gewesen! Wir brechen in Numero zehn Minuten auf! Bis zum Morgengrauen können wir noch einige Meilen schaffen! Das stimmt doch, Leutnant?«
Bluse war noch immer wie gelähmt, schien aber allmählich zu erwachen. »Was? Oh. Ja. Natürlich. Klar. Äh… ja. Weitermachen, Feldwebel.«
Der Schein des Feuers spiegelte sich in Jackrums triumphierendem Gesicht. In dem roten Glühen erschienen seine kleinen dunklen Augen wie Löcher im Raum. Der grinsende Mund wirkte wie das Tor zur Hölle, und seine Körpermasse schien einem infernalischen Ungeheuer zu gehören.
Er hatte es geschehen lassen, wusste Polly. Er gehorchte Befehlen. Er machte nichts falsch. Aber er hätte Maladikt und Jade schicken können, um uns zu helfen, anstelle von Reißer und Igor, die mit Waffen nicht gut umgehen können. Er schickte die anderen fort und hielt den Bogen bereit. Er spielte ein Spiel mit uns, wir waren die Figuren, und er hat gewonnen…
Armer alter Soldat,
hatten ihr Vater und seine Freunde gesungen, während sich Eisblumen an den Fensterscheiben bildeten.
Armer alter Soldat! Wenn ich jemals wieder Soldat werde… soll der Teufel mein Feldwebel sein!
Im Schein des Feuers war Feldwebel Jackrums Grinsen ein Halbmond des Blutes, und seine Jacke hatte die Farbe des Himmels über einem Schlachtfeld. »Ihr seid meine kleinen Jungs«, donnerte er. »Und
ich
werde mich um
euch
kümmern.«
Sie hatten mehr als sechs Meilen zurückgelegt, als Jackrum die Truppe schließlich anhalten ließ. Das Land veränderte sich bereits. Es gab mehr Felsen und weniger Bäume. Das Kneck-Tal war fruchtbar, und der fruchtbare Boden war von hier fortgewaschen worden. Schluchten und Klammen durchzogen die Landschaft, deren Vegetation aus Büschen, Sträuchern und verkümmerten Bäumen bestand. Einige kleine Gemeinschaften lebten mehr schlecht als recht von den Früchten des verarmten Bodens. Es war ein guter Ort, um sich zu verstecken. Und hier, an dieser Stelle, hatte sich bereits jemand versteckt. Es war eine Rinne, von einem Fluss ausgewaschen, aber jetzt, am Ende des Sommers, rann nur ein dünnes Rinnsal zwischen den Felsen. Jackrum musste die Stelle gerochen haben, denn vom Weg aus war sie nicht zu sehen.
Die Asche des Lagerfeuers in der Rinne war noch warm. Der Feldwebel untersuchte sie und richtete sich dann schwerfällig auf. »Einige Jungs wie die Burschen der vergangenen Nacht«, sagte er.
»Könnte es nicht ein Jäger sein, Feldwebel?«, fragte Maladikt.
»Könnte, Korporal, ist es aber nicht«, sagte Jackrum. »Ich habe euch hierher gebracht, weil dies nach einem geschützten Bereich aussieht und es hier nicht nur Wasser gibt, sondern auch gute Aussichtspunkte,
dort
und
dort drüben.«
Er zeigte in die entsprechenden Richtungen. »Und dort ist ein Überhang, der ein ordentliches Dach abgibt, und es dürfte allen schwer fallen, sich an uns heranzuschleichen. Mit anderen Worten: Dieser Ort ist
militärisch.
Und das hat gestern Abend noch
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