Weiberregiment
einen seltsam aussehenden Langbogen. »Sieh nur, womit sie ausgerüstet sind. Burlich-und-Starkimarm Nummer Fünf Zurückgebogen, in der verdammten Stadt hergestellt, in Ankh-Morpork. Eine Waffe zum Töten. Ich meine, wir sollten ihm eine Chance geben, Herr. Wenn er uns sagt, was er weiß, wird’s leicht für ihn. Aber wenn er weiterhin die Klappe hält, wird er’s schwer haben.«
»
Nein,
Feldwebel. Er ist ein feindlicher Offizier, der im Kampf in Gefangenschaft geraten ist, und er hat das Recht, anständig behandelt zu werden.«
»Nein, Herr. Er ist ein Feldwebel, und solche Leute verdienen überhaupt keinen Respekt, Herr. Ich sollte es wissen. Sie sind listig und verschlagen, wenn sie was taugen. Ich hätte nichts dagegen, wenn er ein Offizier wäre, Herr. Aber Feldwebel sind
clever
.«
Der gefesselte Gefangene brummte.
»Nimm ihm den Knebel ab, Perks«, sagte Bluse. Instinktiv, auch wenn der Instinkt erst zwei Tage alt war, sah Polly zu Jackrum. Der Feldwebel zuckte mit den Schultern, daraufhin zog sie den Lappen weg.
»Ich rede«, sagte der Gefangene und spuckte Stofffussel aus. »Aber nicht mit dem Fettsack! Ich rede mit dem Offizier. Haltet den Mann von mir fern!«
»Du kannst wohl kaum etwas verlangen, mein Lieber!«, knurrte Jackrum.
»Feldwebel…«, sagte der Leutnant. »Bestimmt musst du dich um viele Dinge kümmern. Bitte geh. Schick zwei der Männer hierher. Gegen vier von uns kann er wohl kaum etwas ausrichten.«
»Aber…«
»Das war ein
weiterer
Befehl, Feldwebel«, sagte Bluse. Er wandte sich an den Gefangenen, als Jackrum davonstapfte. »Wie lautet dein Name, Mann?«
»Ich bin Feldwebel Tauering, Leutnant. Und wenn du vernünftig bist, lässt du mich frei und ergibst dich.«
»Ich soll mich ergeben?«, erwiderte Bluse, als Igorina und Reißer herbeigelaufen kamen, bewaffnet und verwirrt.
»Ja. Ich lege ein gutes Wort für dich ein, wenn die Jungs zu uns aufschließen. Du ahnst nicht, wie viele Leute nach euch suchen. Könnte ich bitte etwas zu trinken haben?«
»Was? Oh, ja. Natürlich«, sagte Bluse so, als hätte man ihn dabei ertappt, wie er schlechte Manieren zeigte. »Perks, hol Tee für den Feldwebel. Warum sucht man nach uns, bitte schön?«
Tauering lächelte schief. »Das weißt du nicht?«
»Nein«, erwiderte Bluse kühl.
»Du weißt es
wirklich
nicht?« Tauering lachte. Er war viel zu entspannt für einen Gefesselten, und Bluse klang viel zu sehr wie ein freundlicher, aber besorgter Mann, der versuchte, bestimmt und entschlossen zu wirken. Für Polly sah er wie ein Kind aus, das beim Poker versuchte, einen Mann namens Doc zu bluffen.
»Treib keine Spielchen, Mann. Heraus damit!«, sagte Bluse.
»Alle wissen über
euch
Bescheid, Leutnant. Ihr seid das Monströse Regiment! Womit ich dir natürlich nicht zu nahe treten möchte. Es heißt, ihr habt einen Troll, einen Vampir, einen Igor und einen Werwolf. Es heißt…« Tauering kicherte. »Es heißt, ihr hättet Prinz Heinrich und seine Garde überwältigt, ihnen die Stiefel gestohlen und sie splitternackt forthüpfen lassen!«
Irgendwo in einem Strauch sang eine Nachtigall. Ihr Gesang blieb eine Zeit lang ungestört. Schließlich sagte Bluse: »Ha, nein, du irrst dich. Es war Hauptmann Horentz…«
»Ja, klar, er hätte
euch
natürlich die Wahrheit gesagt, während eure Schwerter auf ihn gerichtet waren!«, entgegnete Tauering.
»Von einem meiner Leute habe ich gehört, dass ihn einer von euch in die Kronjuwelen getreten hat, aber das Bild habe ich noch nicht gesehen.«
»Jemand hat davon ein Bild gemacht?«, quiekte Polly in plötzlichem Entsetzen.
»Von dem Tritt nicht. Aber man kann ihn überall gefesselt sehen, und das Bild soll von den Nachrichtentürmen nach Ankh-Morpork übertragen worden sein.«
»Ist… ist er verärgert?«, fragte Polly mit zittriger Stimme. Sie verfluchte Otto Chriek und seine Bildermacherei.
»Mal sehen«, erwiderte Tauering sarkastisch. »Verärgert? Nein, ich glaube nicht, dass er verärgert ist. ›Fuchsteufelswild‹ trifft es besser. Oder vielleicht sollte man sagen, dass er ›außer sich vor Zorn‹ ist? Ja, das ist er tatsächlich. Viele Leute suchen nach euch Jungs. Bravo!«
Selbst Bluse bemerkte Pollys Kummer. »Äh… Perks«, sagte er, »du warst es, der…«
Die Worte OGottichhabedenPrinzenindieKronjuwelengetreten gingen Polly immer wieder durch den Kopf, wie ein Hamster, der in einer wild gewordenen Tretmühle lief, bis er plötzlich gegen ein massives Hindernis
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