Weibliche Lust ohne Tabus
wölbst du dich heute so?« Nicken Sie, seufzen Sie, aber akzeptieren Sie das und begegnen Sie Ihrem eigenen Spiegelbild mit einem wohlwollenden Augenzwinkern. Seien Sie nett zu sich und verwöhnen Sie sich. Auch beim Sex. Denken Sie daran, dass es zunächst Ihnen gut gehen muss. Dann erst dem Partner. Und Sie werden sehen, wie viel Sie ihm damit geben und wie begehrenswert Sie das macht. Denn nur wer sich selbst liebt, kann auch Liebe verschenken. Und schon das allein macht ihn zu einer Art Aphrodisiakum für die Umwelt.
Auto-Akrobatik: Kamasutra im Kleinwagen und andere Lustkiller
»Probieren geht über Studieren«, sagt man so schön. In erotischer Hinsicht heißt das auf Neudeutsch so viel wie »prosexuell«. Es ist ja auch im Prinzip nichts dagegen einzuwenden, gemeinsam alles Mögliche und Unmögliche auszuprobieren. Hauptsache, Sie bleiben dabei locker. Denn ob One-Night-Stand oder langjährige Beziehung: Nichts killt die Lust so sehr wie angestrengte Bemühungen, etwas ganz Besonderes miteinander tun oder ausprobieren zu wollen. Es sei denn, es ergibt sich.
Im Kamasutra wird aus den sexuellen Stellungen eine Philosophie gemacht. Die indische Tradition in allen Ehren – aber mal ganz ehrlich: Wer will heutzutage beim Sex schon »den Pfau füttern« oder »die Antilope reiten«, geschweige denn dies anhand von mehr oder weniger anschaulichen Illustrationen eingehend studieren? Als Teenager haben wir Kamasutra-Bücher an die Freundinnen verschenkt und beim gemeinsamen Blättern durch die verschiedenen Stellungen (dabei drehten wir das Buch immer im Uhrzeigersinn, weil wir nicht wussten, wo oben und unten war) verschämt gekichert. Heute geben einem diese akrobatischen Sex-Positionen das ungute Gefühl, vor dem Ausprobieren lieber mal seinen Orthopäden zu konsultieren. Denn – Hand aufs Herz, oder eher auf den Meniskus – Kamasutra war seit jeher nur für anmutige indische Tempeltänzerinnen geeignet und ist heute allenfalls für Turnerinnen des Chinesischen Staatszirkus umsetzbar.
Wenn’s denn schon exotisch sein soll, dann wäre Tantra noch die gütliche Alternative. Denn dabei könne man sich ganz entspannt zum Orgasmus atmen, heißt es. Das Wichtigste beim Tantra-Sex ist das Zusammenspiel von passiven (männlichen!) und aktiven (weiblichen!) Energien, die sich aber durchaus abwechseln dürfen und ergänzen sollen. Es geht darum, sich Zeit zu lassen und offen zu sein. Welcher Frau gefiele das nicht? »Ist das nicht das, wo man nicht kommen darf?«, hat ein stürmischer Liebhaber mal gefragt. In der Tat ist Tantra nichts für Anhänger von schnellen Rein-Raus-Nummern. Vielmehr geht es dabei um bedingungslose Hingabe, das Befolgen des eigenen Gespürs, den Genuss ohne Erwartungen und die Erleuchtung durch Sex. Laut Tantra entfesselt die bewusst praktizierte Sexualität eine mächtige, kreative und erfüllende Kraft. Das Bett als Stätte des Liebesspiels wird dabei vermieden, damit man es nicht mit der Schlafstätte verwechselt. Als Ersatz dienen »Spielwiesen der Liebe«, die sich auf harten Holzböden oder kargen Matten befinden. Akrobatische Übungen muss man beim Tantra-Sex zwar nicht unbedingt vollführen. Aber ob man wirklich der Typ dafür ist, nackt zu Trommelmusik zu tanzen, bei mehrstündiger Partner-Gymnastik energetische Genitalstaus zu lösen oder in der Heuschreckenstellung auf der »inneren Flöte« zu spielen, sei dahingestellt.
Und das wirklich Schöne, eine ausgiebige Yoni-Massage, kann eine Frau auch ohne Räucherstäbchen und hinduistischen Ritus haben, wenn sie sich mit ihrem Partner gut versteht. Bei romantischem Kerzenlicht und Kuschel-Rock geht’s nämlich auch. Zwar hat einem befreundeten Paar, das seine Ehe retten wollte, der Partner-Kurs bei einem Tantra-Guru laut eigenen Aussagen sehr gut getan. Sie haben sich aber trotzdem kurze Zeit später scheiden lassen und praktizieren das Gelernte jetzt jeweils mit einem anderen Partner. Jedenfalls bewährt sich damit die Erkenntnis »Wissen geht nicht verloren« als echtes Mantra …
Auch Sex im Auto erfordert – ganz ohne tiefgründige Philosophie – ein gewisses Maß an Geschicklichkeit und Körperbeherrschung; zumindest, wenn es sich bei dem Wagen nicht um einen geräumigen Kombi handelt. In den 1950er-Jahren wurde die letzte Reihe der berühmten US-amerikanischen Autokinos nicht umsonst »Love Lane« genannt. Hier »parkten« junge Liebespärchen, weil das eigene Auto seinerzeit so ziemlich der einzige Ort war, an dem sie
Weitere Kostenlose Bücher