Weibliche Lust ohne Tabus
für mehr als 30 verschiedene Hormone. Und die sind nicht nur für die Erotik zuständig, sondern haben diverse Aufgaben im weiblichen Körper – von der Entwicklung der Brust während der Pubertät, der Entwicklung der Eizelle, dem Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und der Milchdrüsen bis hin zum Knochenaufbau. Aber auch viele andere Stoffwechselvorgänge werden von ihm beeinflusst. Die meisten Körperzellen haben Östrogenrezeptoren, auch die Gehirnzellen reagieren darauf.
Östrogene sind die weiblichen Sexualhormone schlechthin. In den Eierstöcken und zum Teil auch in den Nebennieren gebildet, werden sie vor dem Eisprung vermehrt ausgeschüttet. Der Östrogenspiegel steigt in der ersten Hälfte des Zyklus immer weiter an und erreicht mit dem Eisprung seinen Höhepunkt. Dann werden täglich etwa 200 Mikrogramm Östrogene ausgeschüttet. Aber auch die Testosteronproduktion nimmt in der ersten Zyklushälfte bis zum Eisprung zu. Das sorgt dafür, dass wir Frauen an den fruchtbaren Tagen mehr Lust auf Sex verspüren, als an den Tagen vor oder während der Menstruation.
Nicht umsonst lösen diese Hormone den sogenannten Östrus (griechisch: Hitze oder Brunft) aus und verursachen extreme Erregungszustände und maximale Empfängnisbereitschaft. Das garantiert wundervollen Sex, sorgt dafür, dass genügend Scheidensekret den Geschlechtsakt leicht macht, birgt aber auch die Wahrscheinlichkeit, dabei schwanger zu werden. Wenn das gewünscht ist: umso besser.
Falls nicht, empfiehlt sich die Pille. Die schraubt nämlich die Östrogenausschüttung zurück und damit auch das Heran wachsen der Eibläschen (Follikel) in den Eierstöcken. Bei einem Kinderwunsch aber geht ohne genügend Östrogene gar nichts. Sie steuern den weiblichen Zyklus, fördern die Reifung einer Eizelle, lösen indirekt den Eisprung aus und sorgen für die optimale Durchblutung der Gebärmutterschleimhaut. Östrogene bewirken unter anderem eine Vergrößerung des Uterus und eine Verdickung der Scheidenhaut. Bei Östrogenmangel ist die Scheide trocken und Sex kann schmerzhaft sein. Während einer Schwangerschaft »explodiert« die Produktion von Östrogenen geradezu, weil ihr Zweck zwar auch im Lustgewinn beim Sex besteht, vor allem aber in der Fortpflanzung. Nicht umsonst nennt man die Östrogene auch »Bruthormone«: Sie sorgen dafür, dass das ungeborene Kind im Bauch der Mutter wächst und gedeiht und sich wohlfühlt.
Gleichzeitig sind sie dafür zuständig, dass die Frau während der Schwangerschaft ausgeglichen und gelassen bleibt. Es wird Ihnen sicher auch schon aufgefallen sein, dass schwangere Frauen oft strahlende Schönheiten sind. Sie sind gut gelaunt, haben leuchtende Augen, glatte, pralle und rosige Haut und wunderschönes, glänzendes Haar. Auch dafür ist die überreichliche Produktion von Östrogenen (aber auch Progesteron) verantwortlich. Dieses strahlende Aussehen verrät erfahrenen Mitmenschen die Schwangerschaft oft schon, bevor es die werdende Mutter selbst weiß.
Östrogen tut übrigens auch Männern gut. Es soll im Alter die Durchblutung der Herzkranzgefäße verbessern und Osteoporose vorbeugen. Bei Frauen können zu wenig Östrogene – entweder aufgrund von Verhütungsmitteln oder aber durch wechseljahrsbedingte Hormonumstellungen – die Lust am Sex durchaus beeinträchtigen. In den Wechseljahren kann es durch die verringerte Ausschüttung von Östrogenen zu Beschwerden kommen: Trockene Haut, trockene Schleimhäute, trockene Scheide und Harninkontinenz sind Anzeichen dafür. Außerdem können Arteriosklerose, Diabetes oder eben auch Osteoporose dadurch begünstigt werden.
Bei schlanken Frauen geht der Östrogenspiegel in der Regel früher zurück als bei fülligeren. Denn auch Fettzellen produzieren nämlich Östrogen und puffern den »Wechsel« etwas ab. Man vermutet, dass dies auch ein Grund ist, warum Frauen in dieser Zeit (oder auch jüngere Frauen in der zweiten Hälfte des Zyklus) oft sehr viel mehr Appetit auf Süßes und Fettes, auf Schokolade, Kuchen und Sahne haben als früher. Da heißt es: Disziplin wahren! Denn eine plötzliche Gewichtszunahme macht uns nicht schöner, nicht glücklicher und auch nicht gesünder. In dieser Phase sind pflanzliche Östrogene wie zum Beispiel aus Granatapfel, Leinsamen und vor allem Soja eine gute Nahrungsergänzung und auch eine Alternative zu medikamentöser Hormonsubstitution. So weiß man, dass Japanerinnen – wahrscheinlich durch den hohen Konsum von Sojaprodukten – kaum
Weitere Kostenlose Bücher