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Weibliche Lust ohne Tabus

Weibliche Lust ohne Tabus

Titel: Weibliche Lust ohne Tabus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Dr Med Breitenbach
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werden, aber auch unerwartete Schicksalsschläge oder persönliche Veränderungen. Der Wunsch nach einem erotischen Kick, einem Weckruf für die eigene Weiblichkeit und einem aufregenden Abenteuer wiegt dann oft stärker als das Treuegelöbnis an den langjährigen Partner – wenn auch nur kurzfristig. Der Ausflug in fremde Betten beschäftigt offenbar sehr viele Menschen. Googelt man den Begriff »Seitensprung« im Internet, erscheinen mehr als drei Millionen (!) Seiten: In der Hauptsache Agenturen für die anonyme Vermittlung, die mit Slogans werben wie »Man lebt nicht nur vom Brot allein«, »Fremdgehen leicht gemacht« oder »Heiße Dates in Gnarrenburg«. Man findet dort einen Seitensprungatlas, Ratgeber wie »Richtig fremdgehen« und anonyme Foren, in denen man seine Erfahrungen mit anderen austauschen kann.
    Ganz ehrlich und ohne Moralapostelei: Ein Seitensprung zur rechten Zeit und im rechten Maß kann einer eingefahrenen Beziehung durchaus neue Kicks verleihen, sofern man ihn als Mittel zum Zweck benutzt. In diesem Fall ist es oft sinnvoller, dem Partner diesen »Ausrutscher« nicht zu beichten. Von den 50 % der Deutschen, denen ein Seitensprung »passiert« ist, beichten weniger als die Hälfte ihn dem Partner. Und das ist auch gut so. Denn die wenigsten verzeihen einen Seitensprung tatsächlich, und meistens ist die Beziehung dann so angeknackst, dass sie langfristig zum Scheitern verurteilt ist. Darum gilt – sofern es nichts Ernstes war: »Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß!« Trotzdem kann man nicht pauschal sagen, ob man darüber mit dem Partner sprechen sollte oder nicht. Denn jede Beziehung ist anders. Gerade bei einer intensiven seelischen Verbindung kann ein einmaliger Seitensprung viel Nähe und Intimität zerstören. Wenn er dann noch verschwiegen wird, kann diese Unehrlichkeit zusätzlich belasten. Das muss jeder für sich entscheiden. Bei tiefen Beziehungen merken es die Partner häufig intuitiv von ganz allein. Vorzugsweise Frauen benutzen aber das Bekenntnis zu einem Seitensprung auch häufig dann, wenn sie zu feige sind, mit ihrem Partner Schluss zu machen – in der Hoffnung, dass er dann die Konsequenzen zieht.
    Glaubt man der Statistik, lassen sich Frauen übrigens häufiger zu einem Seitensprung hinreißen als Männer. Und auch, wenn man glaubt, dass es in der Großstadt viel mehr Gelegenheiten dafür gibt: Tatsächlich ist die Seitensprungquote in ländlichen Regionen viel höher. Es gibt viele – teils absurde – Ratschläge für Gos und No-Gos beim Seitensprung; angefangen damit, dass man frisch geduscht sein sollte bis dahin, dass es besser wäre, die erotischen Einzelheiten nicht mit Aufnahmen per Smartphone zu dokumentieren … (!?) Als würde sich das nicht von selbst verstehen. Aber eine Regel sollte auf jeden Fall respektiert werden: Ein Seitensprung im heimischen Ehebett ist absolut tabu. Und auch eine Erkenntnis, die schon von unseren Großmüttern stammen könnte, gilt nach wie vor: Lassen Sie sich niemals »auf frischer Tat« erwischen! Denn hilflose Kommentare wie: »Es ist nicht das, wonach es aussieht!« oder: »Schatz! Mit dir hat das nichts zu tun!« helfen einem dann auch nicht mehr aus der Klemme.

    Ob ein Seitensprung nun ein Verrat am Partner ist oder ein belebender Kick für die eingeschlafene Beziehung, muss jeder für sich selbst entscheiden. Beginnt er schon beim harmlosen Flirt mit einem Unbekannten an der Bar? Mit einem leidenschaftlichen Kuss am Ende einer Betriebsfeier? Oder wird er erst durch handfesten Sex dazu? Daran scheiden sich die Geister. Vor allem sollte man sich darüber klar werden, warum man eigentlich zu einem Seitensprung tendiert. Denn darin liegt oft eine Reihe von Defiziten in der Beziehung begründet (an denen wir zum Teil auch selbst nicht ganz unschuldig sind), die sich vielleicht auch mit anderen Maßnahmen ändern ließen.
    Manchmal hilft es, wenn Paare miteinander reden. Gar nicht unbedingt über die Tendenz zum Seitensprung, sondern über das, was jeden bewegt, was er sich wünscht, wie er sich fühlt. Und das gilt nicht nur für die Sexualität, sondern für die Beziehung, den Alltag und vieles andere. Solche Paargespräche sind aber nur dann sinnvoll, wenn jeder neutral von sich erzählt und seine Wünsche formuliert, ohne Vorwürfe oder Beschuldigungen zu formulieren. Das klärt nicht nur vieles, sondern schafft neue Nähe und kann durchaus auch sehr erotisierend wirken: manchmal viel besser als ein Seitensprung. Auf

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