Weibliche Lust ohne Tabus
BEIM LIEBESSPIEL
IST ES WIE BEIM AUTOFAHREN:
DIE FRAUEN MÖGEN DIE UMLEITUNG –
DIE MÄNNER
DIE ABKÜRZUNG. «
JEANNE MOREAU
Tabu oder nicht? Anal-Sex, Sado-Maso und
Homo-Erotik
Angeblich steckt ja in Verbotenem ein ganz besonderer Reiz. Das gilt besonders für Sex durchs »Hintertürchen«, auch »a tergo« genannt. Darunter versteht man das Einführen des erigierten männlichen Penis in den After (lat.: »anus«) des Sexualpartners. Analverkehr wird in Guyana mit bis zu zehn Jahren Haft geahndet, auch in Saudi-Arabien und Indonesien ist er strengstens verboten. In Ländern wie Japan, Kanada und den USA wurde er inzwischen zwar legalisiert, gilt aber dennoch als verpönt. In Europa ist diese Sexpraktik seit jeher erlaubt, wird aber dennoch bis heute tabuisiert. Vor allem, weil daran die Schmach der Sodomie haftet, ein Begriff, der ursprünglich den Verkehr mit Tieren beschreibt, aber später auch den Analverkehr zwischen homosexuellen Männern oder den zwischen Mann und Frau. Man betrachtete ihn als »tierische« Lust, die de facto nicht zur Fortpflanzung dienen konnte und demnach als unnatürlich oder abartig galt.
Auch wenn der Fernsehsender Pro7 bei seinem Sexreport 2008 ermittelt hat, dass 50 % der Deutschen regelmäßig Analverkehr haben (nur 1,8 % der 56.000 Befragten waren übrigens Homosexuelle), sagt das noch nicht unbedingt viel aus. Tatsache ist, dass diese Form von Sex der Männer liebste Fantasie ist. Nicht umsonst kommt heute kaum ein Porno mehr ohne Analsex-Szene aus. Tatsache ist auch, dass – anders als man denkt – lediglich zwei Drittel aller Schwulen Anal-Sex praktizieren. Und die andere Tatsache ist, dass Anal-Sex für Frauen in vielen Kulturen eine legitime Methode ist, um eine Schwangerschaft zu verhüten oder mit intaktem Hymen »Jungfrau« zu bleiben.
Trotzdem ist Sex »a tergo« nicht jedermanns Sache, vor allem nicht die jeder Frau. Rund 20 % der Männer stehen auf Sex durch das »Hintertürchen«, aber nur 4 % der Frauen. Tatsächlich ist der Anus eine sehr sensible Zone, die von vielen Nerven versorgt wird, die sie braucht, um als Schließmuskel arbeiten zu können. Hingegen ist das Rektum, also der Enddarm, sensorisch betrachtet keine besonders wichtige erogene Zone. Er ist weder besonders elastisch, noch mit sehr vielen Nervenenden ausgestattet und verfügt nur über eine extrem dünne Schleimhaut. Beim Anal-Sex scheiden sich die Gemüter. Die einen empfinden die Berührung dieser hochsensiblen Zone als sehr erregend und berichten, dass ein analer Orgasmus tiefer sei. Manche empfinden ihn nur als schmerzhaft, und manche Frauen wollen gar keinen analen Sex, allenfalls eine Stimulation mit dem Finger, einem Dildo oder anderen Anal-Toys.
Dass Männer Anal-Sex so geil macht, liegt oft daran, dass der Anus enger ist als die Vagina und der Penis so mehr stimuliert wird, aber auch daran, dass ihm der Reiz des Verbotenen anhaftet und der Mann dabei ein Erlebnis von Dominanz hat. Was aber nicht heißt, dass eine Frau beim Anal-Sex nicht auch einen wunderbaren Orgasmus erleben könnte, vor allem oft gerade deshalb, weil eine erregende, schmerzliche Lust geweckt wird. Aber diese Lust ist bei ihr dann zumeist dem »Kopfkino« zu schulden und nicht dem rein sensorischen Empfinden. Es wird zwar behauptet, dass beim Anal-Sex das Scheidengewebe der Frau und ihr A-Punkt (mysteriöser als der G-Punkt) stimuliert wird, aber Beweise gibt es dafür nicht. Eines ist sicher: In den meisten Fällen ist es zunächst der Mann, der sich Sex »a tergo« wünscht. Bei einer Zustimmung ist Vertrauen der wichtigste Grundsatz. Aber es gibt auch einige andere Regeln, die man beachten sollte:
Erstens: Ein ausgiebiges Vorspiel mit Streicheln, Küssen, Lecken, Finger einführen gehört zu einer Stimulation, die den normalerweise immer angespannten Schließmuskel lockert.
Zweitens: Unbedingt Gleitgel verwenden. Denn während die Scheide bei Erregung ein Sekret ausscheidet, das einen feucht-fröhlichen und schmerzfreien Geschlechtsverkehr ermöglicht, sind die Wände des Rektums nur von einer sehr dünnen Schleimhaut bedeckt, die ohne Gleitgel kleine Risse und Blessuren davontragen und den Sex zu einer schmerzhaften Angelegenheit machen kann.
Drittens: Ein Kondom ist unverzichtbar. Denn ungeschützter Anal-Sex ist ein Freifahrtschein für Geschlechtskrankheiten – auf beiden Seiten. Auch wenn der Popo noch so sauber ist: Die Haut im Darm ist sehr empfindlich und anfällig für kleinste Verletzungen, durch die
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