Weibliche Lust ohne Tabus
Sex stört oder wenn sie Sport treiben oder sie einfach ästhetische Probleme damit haben.
Doch die Risiken bei operativen Eingriffen im Intimbereich werden den Patienten gegenüber oft verharmlost. Manchmal muss man dabei schwerwiegende Funktionsstörungen und Empfindungseinschränkungen in Kauf nehmen. Infektionen, Verwachsungen, Narbenbildungen oder Schmerzen beim Sex können nicht ausgeschlossen werden. Und man muss wissen: »Schönheitschirurg« oder »Intimchirurg« sind keine geschützten Berufsbezeichnungen und garantieren weder eine spezielle Ausbildung noch ausreichende Erfahrungswerte. Darum empfiehlt der Berufsverband der Gynäkologen auf seiner Homepage, bei Intimeingriffen auf die Bezeichnung »Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie« zu achten, die in der Regel staatlich geprüft und vertrauenswürdig ist.
Vor allem sollte man sich darüber im Klaren sein, warum man sich eigentlich unters Messer legen will. Eine rein medizinische Indikation gibt es nämlich in den seltensten Fällen. Oft ist der Wunsch nach einer Intim-OP psychologisch bedingt. Dabei können Depressionen, Sexualstörungen, Selbstbewusstseinsdefizite oder auch partnerschaftliche Probleme bestehen. Und die lassen sich nun einmal nicht unbedingt durch einen »Schnitt« lösen.
In der heutigen Gesellschaft darf natürlich jeder tun, was ihm beliebt. Aber wenn der Schönheits- und Jugendwahn dazu führt, dass medizinisch vieles gemacht wird, was der Gesundheit nicht dient, sollte man bei seinen Überlegungen zu Intimeingriffen vielleicht kurz einmal innehalten, um Zweck und Risiko gegeneinander abzuwägen. Denn: Dass wir alle älter werden – Frauen ebenso wie Männer –, liegt immerhin ins unserer Natur. Zugegeben: Der Werbeslogan »Ich will so bleiben wie ich bin« ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Aber wenn wir nicht so bleiben wollen, wie wir sind: Wären wir dann begehrter? Würden wir mehr geliebt? Diese Frage muss letztlich jeder für sich selbst klären – und die Folgen tragen. Das gilt sowohl für die Risiken als auch für die Kosten, die die Krankenkasse in den seltensten Fällen übernimmt. So oder so: Eine Operation unter der Gürtellinie ist und bleibt immer riskant.
Frauen, die echte, lebensbedrohliche Probleme haben, können über solche intimen Eitelkeiten oft nur milde lächeln. Nach einer krebsbedingten Total-OP von Gebärmutter und Gebärmutterhals haben manche Patientinnen die zuvor beschriebenen Probleme einer Senkung. In solchen Fällen kann eine Scheidenstraffung sogar medizinisch notwendig sein. Viele haben nach einem solch einschneidenden Eingriff verständlicherweise Angst, ihre Sexualität nicht mehr leben zu können und dass ihr Lustempfinden damit quasi »wegoperiert« sei. Tatsächlich erleben etwa 20 % der Patientinnen nach einer Total-OP ein eingeschränktes Lustempfinden und natürlich Schmerzen beim Sex.
Das kann sich aber mit der Zeit auch alles wieder ändern. Denn unser Lustempfinden ist nicht zwangsläufig an das Vorhandensein der Gebärmutter geknüpft. Die Rezeptoren der Nervenzellen an der Klitoris, am G-Punkt und anderen erogenen Zonen unseres Körpers bleiben ebenso empfänglich wie vorher. Und: Unser Körper kann in jeder Phase immer noch dazulernen. Das gilt für unser Gehirn ebenso wie für alle anderen anatomischen Bereiche, die das erotische Empfinden steuern. Nicht umsonst findet Sex bekanntlich im Kopf statt (siehe Kapitel 5 und 6).
Männer, denen nach einer Krebsoperation die Prostata entfernt wurde, haben da in der Regel größere Probleme, weil dann kein Samenerguss mehr stattfinden kann. Damit sind sie unfruchtbar. Einen Orgasmus können jedoch die meisten Patienten nach Abschluss der Wundheilung wieder erleben. Und es kann – je nach Alter bei der OP – auch die Erektionsfähigkeit (mit Einschränkungen) erhalten bleiben. Die Libido ist durch eine solch einschneidende Operation allerdings häufig nachhaltig gestört und spielt für das Paar oft erst nach vollständiger Wiederherstellung der Gesundheit wieder eine Rolle. Es muss sich seinen Weg zu sexueller Lust dann meist ganz neu erarbeiten.
Viele Männer lassen sich aber auch mit einem kleinen chirurgischen Eingriff, der Vasektomie , bei der die Samenleiter durchtrennt werden, freiwillig sterilisieren. Manchmal, weil sie sich gar keine Kinder wünschen, oft aber auch, weil ihre Kinder bereits »aus dem Gröbsten raus« sind und sie ihr Liebesleben genießen möchten, ohne weitere Folgen tragen zu
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