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Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition)

Titel: Weihnachten - Gedichte und Geschichten: Eine Weihnachtsgeschichte, Nußknacker und Mausekönig, Der Schneemann, Die Eisjungfrau, Schneeweißchen und Rosenrot, ... denkwürdige Neujahrnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Schweizer Stadt im Sonntagskleid und nicht wie andere Städte in der Provinz eine Anhäufung von schweren Steinhäusern, wuchtig, fremd und vornehm, nein, hier sah es aus, als wären die Holzhäuser von den Bergen ins grüne Tal gelaufen, zu dem klaren, pfeilschnellen Fluß, und hätten sich aufgereiht, ein bißchen vor, ein bißchen zurück, um Straßen zu bilden. Und die prächtigste von allen diesen Straßen, ja, die war freilich erst emporgewachsen, nachdem der kleine Rudy die Stadt verlassen; sie sah aus, als hätten sich die hübschen Holzhäuschen, die Großvater geschnitzt hatte und von denen der Schrank zu Hause voll gewesen war, dafür aufgestellt und wären an Kraft und Höhe gewachsen, wie die alten, uralten Kastanienbäume. Jedes Haus war ein Hotel, wie es hieß, mit Schnitzereien an Fenstern und Balkons, mit vorspringenden Dächern überaus hübsch und zierlich, und vor jedem Haus war ein ganzer Blumengarten, der an die breite, makadamisierte Straße grenzte. Die hatte jedoch nur auf der einen Seite Häuser, um nicht den Blick auf die frische grüne Wiese gegenüber zu versperren, wo die Kühe weideten und Glocken trugen, die wie auf den hochgelegenen Almen klangen. Rings um die Wiese standen hohe Berge, die unmittelbar vor einem gleichsam zur Seite traten, damit man den schönsten aller Schweizer Berge, die schimmernde, weißgekleidete Jungfrau, recht sehen konnte.
    Welch eine Menge geputzter Herren und Damen aus fernen Ländern, welch ein Gewimmel von Bauersleuten aus den verschiedenen Kantonen! Die Schützen hatten die Hüte mit ihren Nummern zum Schießen umkränzt. Hier gab es Musik und Gesang, Leierkästen und Blasinstrumente, Geschrei und Gelärm. Häuser und Brücken waren mit Versen und Emblemen geschmückt; Fahnen und Wimpel wehten, die Flinten feuerten unablässig – das war die beste Musik in Rudys Ohren, der bei alledem Babette, deretwegen er doch hierhergekommen war, vollkommen vergaß.
    Die Schützen drängten sich beim Scheibenschießen. Bald war Rudy unter ihnen und von allen der tüchtigste, der glücklichste; stets traf er mitten ins Schwarze.
    »Wer ist nur dieser fremde, blutjunge Jäger?« wurde gefragt. »Er spricht die französische Sprache, wie sie im Kanton Wallis gesprochen wird, und in unserem Deutsch macht er sich auch recht gut verständlich«, sagten einige. »Er soll als Kind in der Gegend von Grindelwald gewohnt haben«, wußte ein anderer.
    In diesem Burschen steckte Leben: seine Augen leuchteten, sein Blick war so sicher wie sein Arm, und deshalb traf er. Das Glück macht Mut, und den hatte Rudy immer. Schon bald hatte er einen ganzen Kreis von Freunden um sich gesammelt, er wurde geehrt und gefeiert, Babette war fast ganz aus seinen Gedanken verschwunden. Da spürte er den Schlag einer schweren Hand auf seiner Schulter, und eine grobe Stimme sprach ihn auf französisch an: »Seid Ihr nicht aus dem Kanton Wallis?«
    Rudy drehte sich um und erblickte ein rotes, vergnügtes Gesicht, einen dicken Kerl. Es war der reiche Müller aus Bex, der mit seinem breiten Körper die feine, hübsche Babette verdeckte, doch bald guckte sie mit ihren strahlenden Augen hervor. Der reiche Müller hielt es sich zugute, daß ein Jäger aus seinem Kanton am besten schoß und der Geehrte war. Rudy war wirklich ein Glückskind; was er bei seiner Wanderung vor sich gesehen, jedoch an Ort und Stelle fast vergessen hatte, das kam nun zu ihm.
    Wenn man fern der Heimat Leute von zu Hause trifft, dann kennt man sich, dann spricht man miteinander. Wie Rudy beim Schützenfest der Erste durch seine Treffer war, so war der Müller in Bex der Erste durch sein Geld und seine gute Mühle; und so drückten sich beide Männer die Hand, was sie noch nie getan hatten. Als auch Babette vertrauensvoll Rudys Hand ergriff, erwiderte er ihren Händedruck und sah sie an, und dabei wurde sie ganz rot.
    Der Müller erzählte von der langen Wegstrecke, die sie zurückgelegt, von den vielen großen Städten, die sie gesehen hatten. Das war eine ordentliche Reise: sie waren mit Dampfschiff, Dampfwagen und Postkutsche gefahren.
    »Ich bin den kürzeren Weg gegangen«, sagte Rudy. »Ich bin über die Berge gegangen; kein Weg ist so hoch, daß er nicht zu benutzen wäre!«
    »Aber man kann sich auch den Hals dabei brechen!« sagte der Müller. »Und danach seht Ihr mir gerade aus, so verwegen, wie Ihr seid!«
    »Man fällt nicht, wenn man nicht selbst daran glaubt!« sagte Rudy.
    Und die Verwandten, bei denen der Müller

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