Weihnachten mit einem Dieb (Romeo & Julian) (German Edition)
wahrscheinlich auch im Profil erkennen, also hielt Julian seinen Kopf in einem Winkel der seine Gesichtszüge möglichst lange verbarg.
Romeo musste Julian nicht einmal im Profil sehen um ihn zu erkennen. Julian wusste dass er es war, weil das leise Quietschen der Ledersohlen auf dem Linoleumboden kurz verstummte, innehaltend, um dann in die entgegenge setzte Richtung zu verschwinden. Die Schritte waren nicht eilig aber doch schneller als zuvor. Ja, das Museum bot ein Mindestmaß an Sicherheit durch Dritte, aber es konnte auch in eine sehr effektive Falle verwandelt werden dank seines Überwachungssystems und der extrem schnell schließenden Türen. Romeo war nicht dumm. Er musste sich über diesen Nachteil im Klaren sein, und Julian hätte ihn auch sicherlich zu seinem Vorteil ausgenutzt wenn er da gewesen wäre um Romeo zu verhaften. Allerdings wollte er lediglich mit ihm sprechen—was Romeo aber natürlich nicht wissen konnte.
Julian gab jegliches geheuchelte Interesse an dem entsetzlich schlechten Gemälde auf und wirbelte herum, dann lief er Romeo hinterher.
„Warte! Das ist keine Falle! Ich muss nur mit dir reden!“ Es war ziemlich wagemutig so etwas in einem öffentlichen Museum zu rufen, selbst wenn gerade niemand anwesend war, aber wenigstens hatte es den gewünschten Effekt. Romeo wurde langsamer und blieb direkt neben dem Notausgang stehen. Wenn er durch diese Tür ging, wenn er sie auch nur öffnete, würde er das Alarmsystem auslösen das dann das gesamte Gebäude abriegeln würde. Julian hatte das überprüft, also wusste Romeo mit Sicherheit ebenfalls was passieren würde. Was bedeutete dass er einen Backup-Plan haben musste. Natürlich hatte er den.
Romeo sah Julian aufmerksam an als der näher kam. Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt und bereit zu agieren, sein Mund war zu einer harten, schmalen Linie verzogen und seine blauen Augen sprühten vor unverhohlenem Ärger. Ob dieser Ärger sich gegen Julian richtete weil der ihn ausmanövriert hatte oder gegen sich selbst, weil er sich hatte täuschen lassen, konnte Julian nicht sagen, aber er nahm an dass es ein bisschen von beidem war.
„Naja, eins muss man dir lassen“, stieß Romeo zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor als Julian vor ihm stand. „Das war eine wirklich rührende Geschichte mit der du da aufgewartet hast. Fred war den Tränen nahe als er mich anrief.“
„Danke.“ Julian lehnte sich gegen die Wand neben Romeo, der sein Gewicht verlagerte, noch immer sichtlich angespannt. Wie ein erschrecktes Reh das jeden Augenblick losstürmen würde. Oder ein gefangener Tiger, der sich zum Angriff bereit machte. Nein, das wohl eher nicht. Romeo hatte gesagt dass er Gewalt nicht mochte, und Julian war geneigt ihm zu glauben—auch wenn Romeo aussah als sei er durchaus imstande sich zu verteidigen wenn er es musste, und er hatte ja auch bereits bewiesen dass er Julian gewachsen war.
„Entspann dich“, sagte Julian. „Diesmal bin ich nicht offiziell hier. Genaugenommen ist es alles andere als offiziell, also wäre ich dir dankbar wenn du dieses Treffen ganz schnell vergessen würdest, falls dich jemand fragen sollte.“
Romeos Augen verengten sich. „Was willst du?“
„Ich bin hier um dich zu warnen.“
Romeos leises Lachen war nicht unerwartet, tat aber dennoch ein bisschen weh.
„Ich meine es ernst. Du hast vor ins FBI-Archiv einzubrechen, oder?“
Romeo verbarg seine Überraschung ziemlich gut und er wäre definitiv ein sehr guter Pokerspieler, aber Julian hatte ihn genau beobachtet und kannte inzwischen die kaum erkennbaren Zeichen die ihn verrieten. Er bemerkte das kurze Flattern von Romeos Augenlidern genauso wie das Muskelzucken in seiner Wange, auch wenn letzteres so auffällig war, das Romeo sich dessen bewusst sein musste.
„Wie kommst du darauf?“ fragte Romeo in vollkommen emotionslosem Ton.
„Durch einen ziemlich überzeugenden Informanten der mit einem unserer Undercover-Agenten geredet hat.“
„ Verdammt.“ Romeo sah sich um, prüfend, suchend.
„Es ist keine Falle“, wiederholte Julian. „Wenn es das wäre, hätte ich dich schon in Handschellen gelegt und zum Abtransport bereit gemacht.“
„Mm-hmm. Jemand hat also geredet und plötzlich hast du diese glorreiche Eingebung wie du mich finden kannst und du ergreifst die Gelegenheit nicht? Für wie dumm hältst du mich?“
Julian stieß einen Seufzer aus. „Ich denke überhaupt nicht dass du dumm bist, aber—“
„Nicht
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