Weihnachten mit einem Dieb (Romeo & Julian) (German Edition)
treten, aber er würde wenig nützen wenn Julian noch immer nur nach ihm suchte um ihn verhaften zu können. Der Gedanke Romeo einfach in Untersuchungshaft zu nehmen war ihm gekommen, und er schloss diese Möglichkeit auch nicht aus, allerdings würde das wohl kaum die gewünschte Wirkung haben. Es gab noch immer nicht genug Beweise um ein richtiges Verfahren gegen ihn einzuleiten, egal wie eindeutig es auch war dass Romeo ihr Mann war, also wäre er innerhalb von vierundzwanzig Stunden wieder draußen.
Julian versuchte ruhig zu bleiben und klopfte mit dem Zeigefinger auf die dünne Broschüre die er in der Hand hielt. Es war schon irgendwie ironisch. Nachdem er fast eine Woche lang die dunkleren Ecken der Stadt nach einem Hinweis, einer Spur oder irgendeinem Anhaltspunkt durchsucht hatte, war es eine Notiz in Ramirez Bericht der ihm verraten hatte wo er seine Suche beginnen musste. Bei niemand Geringerem als einem Pfandleiher. Julian erkannte auch darin eine gewisse Ironie. Es gab wohl kaum einen besseren Ort für jemanden um nach einem verlorenen Schatz zu suchen als den, an dem sich viele Leute von ihren Schätzen trennten.
Der Inhaber, ein kleiner alter Mann mit drahtigem grauen Haar das zu seinem drahtigen grauen Körper passte, schien Julians Geschichte bereitwillig zu glauben. Julians Großmutter, deren Zeit leider ablief, hatte ihm von dem Ring erzählt den ihr ein heimlicher Verehrer in ihrer längst vergessenen Jugend geschenkt hatte. Das Versprechen zu heiraten, obwohl bereitwillig genug gegeben, war niemals eingelöst worden. Der heimliche Verehrer war auf tragische Weise bei einem Unfall ums Leben gekommen und hatte der jungen Rosemary nichts hinterlassen außer dem Ring an ihrem Finger und dem Baby in ihrem Bauch.
Sie hatte das Kind tapfer alleine großgezogen, war aber gezwungen gewesen den Ring zu verkaufen um Essen für sich und ihr kleines Mädchen—Julians Mutter—zu kaufen. Jetzt, in den letzten Momenten ihres Lebens, sehnte sie sich danach dass der Ring der sie an ihre vor langer Zeit verlorene Liebe erinnerte, endlich wieder bei ihr war und es hoffentlich für immer bleiben würde.
Es war der letzte Wunsch einer sterbenden Frau und Julian, der Junge der die Augen seines Großvaters geerbt hatte, war fest entschlossen alles zu tun um ihren Wunsch zu erfüllen. Alles, betonte er, wobei sich die Augen des Ladenbesitzers kurz weiteten. Er konnte Julian mit dem Ring nicht helfen, hatte er gesagt, sichtlich gerührt von Julians herzerweichender Story, aber er kannte jemanden der es vielleicht konnte. Er hatte Julian ein Zeichen gegeben zu warten und war in der hinteren Ecke seines winzigen, vollgestopften Ladens verschwunden.
Jetzt, dreieinhalb Stunden später, stand Julian vor dem Gemälde eines wenig bekannten Künstlers aus dem neunzehnten Jahrhundert in dem Teil des Museums der wenig bekannten Künstlern aus dem neunzehnten Jahrhundert vorbehalten war, und dementsprechend wenig besucht wurde. Als er Schritte hinter sich hörte, wedelte er ein bisschen mit dem Heftchen über Kunst des neunzehnten Jahrhunderts das er in der rechten Hand hielt.
Was geheime Treffen anging, war dieses hier wirklich nicht schlecht geplant. Das Museum war ein öffentlicher Ort und lieferte somit eine gewisse Sicherheit durch Dritte, inklusive Videoüberwachung und Metalldetektoren am Eingang. Somit waren versteckte Waffen ausgeschlossen.
Indem man den potentiellen Auftraggeber dazu aufforderte das Bild zu betrachten, machte man es ihm unmöglich irgendetwas anderes in dem Raum zu sehen, da das Gemälde in einer Ecke hing—die sich zweifellos im toten Winkel der Überwachungskamera befand. Die Anweisung den Prospekt in der rechten Hand zu halten hatte den netten Nebeneffekt die von den meisten Menschen bevorzugte Hand zu beschäftigen und sehen zu können.
Julian hatte bemerkt dass Romeo selbst Linkshänder war, also trug dieses Detail zu seiner Überzeugung bei, dass er auf dem richtigen Weg war. Ob dieser Weg ihn ans gewünschte Ziel führte oder nicht würde sich herausstellen. Zumindest würde er nicht mehr lange warten müssen. Die Schritte näherten sich, zwar nicht gerade zielgerichtet, aber entschlossen genug um Julian zu verraten dass es sich nicht um einen zufälligen Besucher handelte der die Kunstgegenstände bewundern wollte.
Julian lauschte angestrengt und versuchte den genauen Moment abzuschätzen in dem er gesehen werden konnte. Wenn die andere Person wirklich Romeo war, dann würde er Julian
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