Weihnachten mit einem Dieb (Romeo & Julian) (German Edition)
kenne. Wahrscheinlich ein Informant. Die sind jetzt schon seit über einer Stunde da drin.“
„Hmm.“ Das war z unächst einmal nichts Ungewöhnliches. Und dennoch lag da dieses seltsame Gefühl von Anspannung in der Luft, oder war das nur Julians eigene Gereiztheit? „Ich bin in—“ Er brach ab als Baxters Tür aufgerissen wurde.
Antonio Ramirez, einer der Agenten dessen Job es war sich in der Unterwelt der Stadt aufzuhalten und nach allen möglichen illegalen Aktivitäten Ausschau zu halten, trat heraus, gefolgt von einer wenig ansehnlichen Gestalt. Alles an dem mickrigen, narbengesichtigen Mann schrie nach einem Kleinkriminellen und er fühlte sich eindeutig nicht wohl in seiner blassen Haut als er hinter Ramirez herschlich. Er beäugte die Agenten misstrauisch. Armer Kerl. Vermutlich rechnete er damit dass mindestens einer von ihnen aufstand und ihn verhaftete bevor er Gelegenheit hatte, das Gebäude zu verlassen.
Julians Beobachtungen wurden von Baxters gewohnt strenger Stimme unterbrochen. „Special Agent Harris, auf ein Wort, bitte.“
Der Zusatz „bitte“ konnte nicht verbergen dass es sich um einen Befehl handelte. Nichts an ihr minderte ihre Autorität. Tochter eines Generals in eine r langen Reihe von Generälen, hatte sie die Veranlagung ihrer Familie geerbt, Führungspersonen hervorzubringen, auch wenn sie sich entschieden hatte, diese Position in einer anderen Behörde anzustreben. Sie war die jüngste Frau in der Geschichte des FBI die den Rang eines Chiefs erreicht hatte. Jetzt, mit Anfang vierzig, stand sie in dem Ruf knallhart zu sein und von ihren Agenten genauso sehr alles zu erwarten wie sie bereit war, alles zu geben um ihre Entscheidungen zu verteidigen.
„Guten Morgen, Chief“, grüßte Julian und neigte respektvoll den Kopf. Sie war sicherlich niemand, der Schmeicheleien erwartete, aber Höflichkeit war in Julians Augen niemals unangebracht.
„Agent Harris. Schließen Sie die Tür und nehmen Sie Platz, bitte.“
Julian setzte sich. Er schaute flüchtig auf die Bilder an der Wand. Es gab nur wenige, und die Tatsache dass sie alle genau die waren, die man im Büro einer Frau wie Baxter erwartete—sie selbst, händeschüttelnd mit dem Bürgermeister, seinem Vorgänger und einigen anderen bedeutenden Persönlichkeiten—sagte vielleicht mehr über sie aus als das Nichtvorhandensein jeglicher persönlicher Gegenstände.
„Ich nehme an, Sie wissen Bescheid über Agent Ramirez Auftrag?“
„Ja, Ma’am.“
Sie nickte leicht. „Gut. Auch wenn es eigentlich nicht in seinen Aufgabenbereich fällt, hat er anscheinend ein paar Informationen erhalten die wohl mit Ihrem Romeo-Fall zu tun haben dürften.“
Julian zuckte zusammen. Sein Herz machte einen seltsamen Hüpfer. Wie konnte Ramirez Informationen über Romeo erhalten haben? Er hatte doch hauptsächlich mit kleinen Straßengaunern zu tun, Taschendieben und Trickbetrügern, aber niemandem von Romeos Kaliber.
„Agent Ramirez hat einen Tipp bezüglich eines geplanten Raubes erhalten und wir haben Grund zu der Annahme, dass Ihr Romeo der ist, der ihn durchführen wird.“
„Worum geht es dabei?“ Und warum wusste er, Julian, nichts davon? Er hatte nach allen möglichen Zielen Ausschau gehalten, aber bei all den Ausstellungen und sonstigen Veranstaltungen in der nächsten Zeit die mit Kunst zu tun hatten, hatte nichts seine Alarmglocken schrillen lassen. Vielleicht irrte sich Ramirez. Er musste sich irren.
„Es ist ein ziemlich großer Einbruch und Diebstahl.“
„Bei allem gebührenden Respekt, Chief, ich glaube nicht dass er—“
„Das Ziel ist das FBI-Archiv.“
Julians Herz schlug einen Salto und landete irgendwo in seiner Magengrube. Das FBI-Archiv? „Das ist lächerlich!“ rief er bevor er sich eines Besseren besann. „Es ist unmöglich ins FBI-Archiv einzubrechen, und es wäre total verrückt, das auch nur zu versuchen. Das muss ihm klar sein, und davon abgesehen ist es nicht sein üblicher MO. Er ist ein Kunstdieb, und nur hinter Dingen her die—“
„Ihren rechtmäßigen Besitzern weggenommen wurden“, fiel ihm Baxter ins Wort. „Ich bin mit Ihrer Theorie vertraut, Agent Harris. Und dennoch bin ich gewillt, Ramirez Bericht zu glauben. Sie können ihn sich natürlich gerne selbst ansehen. Lesen Sie ihn und sagen Sie mir was Sie denken.“
Zögernd nahm Julian die schmale Akte an sich die sie ihm entgegen schob. Es war ein ordentlicher und gut strukturierter Bericht von Agent Ramirez, der jede Menge
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