Weihnachten mit einem Dieb (Romeo & Julian) (German Edition)
hier.“
„Häh?“
„Ich rede mit dir, aber nicht hier“, sagte Romeo knapp und wandte sich von Julian ab.
„Warte, wo—?“
„Ich werde dich finden.“
Anscheinend glaubte ihm Romeo trotz allem, denn er nahm nicht den Notausgang, seinen Fluchtweg, sondern verließ das Museum wie jeder andere Besucher. Zumindest nahm Julian an dass er das tat. Er folgte Romeo kurz, verlor ihn aber aus den Augen als er versuchte an einer Gruppe Touristen vorbeizukommen die in Aufruhr war weil einer von ihnen einem Taschendiebstahl zum Opfer gefallen war.
Julian konnte sich denken dass Romeo dahintersteckte, auch wenn es schwer war zu akzeptieren dass Romeo ihn so einfach abschütteln konnte. Vielleicht war Julian aus der Übung. Oder vielleicht war Romeo einfach nur zu gut.
* * * *
Um elf Uhr am selben Abend war Julian des Wartens überdrüssig und bereit ins Bett zu gehen. Romeo war noch nicht aufgetaucht und wenn Julian ehrlich war, wusste er dass der hübsche Dieb vermutlich überhaupt nicht auftauchen würde. Sie hatten keinen Ort oder Zeit für ein Treffen ausgemacht, aber dennoch ärgerte es Julian. Wer dachte der kleine Mistkerl denn der er war? Immerhin hatte Julian einiges auf sich genommen um seine glatte, leicht gebräunte Haut zu retten, aber dieser undankbare—
„Guten Abend.“
„Verdammt nochmal!“ Julian wäre fast aus der Haut gefahren vor Schreck. Für das Glas in seiner Hand jedenfalls war es zu spät. Er ließ es fallen und es zersplitterte in tausend Scherben auf dem Boden.
„Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Romeo klang kein bisschen als täte es ihm leid. Er klang eher belustigt.
„Tja, d as passiert aber wenn du dich im Dunkeln an Leute heranschleichst“, antwortete Julian. „Du kannst froh sein dass ich meine Waffe nicht bei mir trage. Ich hätte dich erschießen können.“
„Nicht we nn deine übliche Reaktion aufs erschreckt werden ist, alles fallen zu lassen was du in der Hand hältst“, sagte Romeo gelassen und kam langsam auf Julian zu. „Davon mal abgesehen, ich habe dir doch gesagt dass ich dich finden würde, oder nicht? Also warst du gewarnt.“
„Ich…“ begann Julian, brach dann aber ab. Es hatte keinen Sinn den Satz zu beenden. Stattdessen fragte er mit ätzendem Sarkasmus „Heißt dass du bist jetzt bereit zu reden, oder besser zuzuhören?“
„Ja.“
„Na, da bin ich aber froh.“
Romeo schien der bittere Ton in Julians Stimme zu überraschen. Er hob ein wenig die Augenbrauen. „Worum geht’s?“
„Oh nein.“ Julian schüttelte den Kopf. „Diesmal spielen wir nach meinen Regeln. Zuerst will ich wissen ob du wirklich vorhast ins FBI-Archiv einzubrechen. Ich bewege mich sowieso schon auf sehr dünnem Eis und ich werde keinen Schritt weiter gehen wenn das nicht stimmt.“
Romeo starrte ihn mit unverhohlener Skepsis an, und einen Augenblick lang dachte Julian er würde einfach gehen, aber dann nickte Romeo.
„Wann?“
„Du verstehst sicherlich dass ich dir keine Details verraten kann“, antwortete Romeo.
„Natürlich kannst du das nicht. Es ist auch nicht wichtig. Sie werden auf dich warten.“
„Ich wäre ziemlich enttäuscht wenn sie das nicht tun würden.“
„Du kapierst es nicht, Ro—“ Julian räusperte sich und wiederholte eindringlich „Du verstehst nicht. Die Wachleute wissen dass du einbrechen wirst und sie haben den Befehl dich zu erschießen wenn du dich nicht sofort ergibst.“
Romeo gab einen seltsamen, teils traurigen, teils zuneigungsvollen Ton von sich. „Oh, Jules. Du machst dir wirklich Sorgen um mich, oder?“
„Naja, ich… Ja.“
„Warum?“
„Warum was?“
„Warum bist du so besorgt um mich dass du deinen Job aufs Spiel setzt um mich zu warnen?“
Gute Frage. Es war genau die Frage die Julian sich auch schon gestellt hatte. Er war sich der Antwort noch immer nicht sicher, aber das, was ihm bisher dazu eingefallen war, war nicht für Romeos Ohren bestimmt.
„Du hast dasselbe für mich getan, weißt du noch?“ antwortete er stattdessen und versuchte gleichgültig zu klingen.
„Das ist alles? Du fühlst dich verpflichtet?“ Romeo trat einen Schritt näher.
„Ich… Ich denke nur dass erschossen zu werden eine ziemlich harte Strafe für den Einbruch in ein glorifiziertes Lagerhaus ist“, sagte Julian.
„Du würdest also nicht alles daran setzen, einen Dieb aufzuhalten?“ Eine weitere, katzenhafte Bewegung brachte Romeo bis auf Armeslänge an Julian heran—dicht genug für
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