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Weihnachten mit Maigret

Weihnachten mit Maigret

Titel: Weihnachten mit Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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wieder wegnehmen.«
    »Wann hat sich Madame Martin dazu entschlossen, wegzugehen?«
    »Gleich, nachdem wir von Ihnen wiederkamen. Sie hat sich sofort angezogen.«
    »Hat sie sich richtig zurechtgemacht?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Nun, ich nehme an, dass sie sich, um im Viertel einzukaufen, anders kleidet, als wenn sie in die Stadt geht.«
    »Sie hat sich herausgeputzt, ihren Hut aufgesetzt und Handschuhe angezogen. Ihre Einkaufstasche hat sie auch mitgenommen.«
    Bevor Maigret sich um Colette kümmerte, ging er in die Küche, wo die Reste vom Frühstück herumstanden.
    »Hatte sie gefrühstückt, bevor sie zu mir kam?«
    »Nein. Ich habe ihr keine Zeit dazu gelassen.«
    »Hat sie hinterher gegessen?«
    »Auch nicht. Sie hat sich nur eine Tasse Kaffee gemacht. Ich habe Colette das Frühstück gebracht, während Madame Martin sich anzog.«
    Auf der Brüstung des Fensters, das auf den Hof hinausging, stand ein Vorratsschrank, den Maigret sorgfältig untersuchte. Er fand dort kalten Aufschnitt, Butter, Eier, Gemüse. Im Küchenschrank fand er zwei frische, noch nicht angeschnittene Brote. Colette hatte Schokolade getrunken und dazu Croissants gegessen.
    »Kennen Sie Madame Martin gut?«
    »Wir sind Nachbarinnen, wissen Sie. Seit Colette im Bett liegen muss, sehen wir uns häufiger, da sie mich oft bittet, ein Auge auf die Kleine zu haben, wenn sie weggeht.«
    »Geht sie sehr oft weg?«
    »Ziemlich selten. Nur, um einzukaufen.«
    Als er hereingekommen war, war ihm etwas aufgefallen, was er näher zu bestimmen versuchte, etwas, das an der Atmosphäre lag, an der Anordnung der Möbel, an der Ordnung überhaupt, die hier herrschte, oder auch sogar am Geruch. Als er Mademoiselle Doncœur ansah, wusste er, was es war, oder glaubte zumindest, es zu wissen.
    Man hatte ihm vorhin gesagt, dass Martin die Wohnung schon vor seiner Hochzeit bewohnt hatte. Und obwohl Madame Martin nun schon seit fünf Jahren hier wohnte, war es eine Junggesellenwohnung geblieben. Zum Beispiel hingen im Esszimmer an beiden Seiten des Kamins zwei vergrößerte Porträtfotos.
    »Wer ist das?« fragte er und zeigte darauf.
    »Der Vater und die Mutter von Monsieur Martin.«
    »Gibt es keine Fotos von Madame Martins Eltern?«
    »Ich habe noch nie etwas von ihnen gehört. Ich nehme an, sie ist Waise.«
    Selbst dem Schlafzimmer fehlte ein Schuss Koketterie, die weibliche Note. Er öffnete einen Kleiderschrank. Neben sorgfältig weggehängter Herrengarderobe sah er Damenkleidung, hauptsächlich Kostüme und sehr schlichte Kleider. Er wagte nicht, die Schubladen zu öffnen, aber er war sicher, dass sie keine Kinkerlitzchen enthielten, keinen wertlosen Kleinkram, den Frauen normalerweise sammeln.
    »Mademoiselle Doncœur!« rief eine ruhige Kinderstimme.
    »Gehen wir zu Colette«, entschied Maigret.
    Auch das Zimmer des Kindes war schmucklos, fast kahl. In einem zu großen Bett lag ein kleines Mädchen mit einem ernsten Gesicht und fragenden, aber vertrauensvollen Augen.
    »Sind Sie der Kommissar, Monsieur?«
    »Der bin ich, mein Kind. Hab keine Angst.«
    »Ich habe keine Angst. Ist Mama Loraine noch nicht zurück?«
    Das überraschte ihn. Hatten die Martins ihre Nichte nicht gewissermaßen adoptiert? Und doch sagte das Kind nicht einfach Mama, sondern Mama Loraine.
    »Glauben Sie wenigstens, dass es der Weihnachtsmann war, der mich heute Nacht besucht hat?«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Mama Loraine glaubt es nicht. Sie glaubt mir nie.«
    Sie hatte ein müdes Gesicht, sehr lebhafte Augen und einen durchdringenden Blick. Der Gips bedeckte das eine Bein bis hinauf zum Oberschenkel und bildete einen kleinen Hügel unter der Bettdecke.
    Mademoiselle Doncœur blieb im Türrahmen stehen und sagte taktvoll, um die beiden alleine zu lassen:
    »Ich geh mal schnell zu mir, um nachzusehen, ob nichts angebrannt ist.«
    Maigret, der sich ans Bett gesetzt hatte, wusste nicht so recht, wie er anfangen, welche Frage er eigentlich stellen sollte.
    »Hast du Mama Loraine sehr gern?«
    »Ja, Monsieur.«
    Sie antwortete zurückhaltend und ohne Begeisterung, jedoch nicht zögernd.
    »Und deinen Papa?«
    »Welchen? Ich habe nämlich zwei Papas, wissen Sie, Papa Paul und Papa Jean.«
    »Wie lange hast du Papa Paul nicht mehr gesehen?«
    »Ich weiß es nicht mehr. Vielleicht ein paar Wochen. Er hat mir versprochen, mir zu Weihnachten ein Spielzeug zu schenken, aber er ist noch nicht gekommen. Er muss wohl krank geworden sein.«
    »Ist er oft krank?«
    »Oft,

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